Giuseppe Albizzi, Bäckermeister

Hier findet ihr die Geschichten und Eigenschaften der RPG-Charaktere.
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Giuseppe Albizzi
Zunftmeister der Bäcker
Zunftmeister der Bäcker
Beiträge: 29
Stadtteil: Città Nuova
Schicht: Patrizio
Beruf: Bäcker
Gesinnung: Konservativ

Giuseppe Albizzi, Bäckermeister

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

Giuseppe Albizzi

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Hintergrund

Es war an einem kühlen, aber nicht kalten Wintermorgen des Jahres 1763 – genauer gesagt am 18. Dezember – als Giuseppe Albizzi, das erstgeborene Kind des Bäckers Lorenzo und der Geigerin Francesca Violino, in Palatina das Licht der Welt erblickte. Schon bald nach der Geburt verließen jedoch seine Eltern die Stadt und siedelten nach Casazza um; ein Zerwürfnis zwischen Lorenzo und seinem Vater Antonio hatte diesen Schritt unumgänglich gemacht. Die Gründe dafür sind bis heute eher verworren, sie reichen von Antonios Einwände gegen eine Ehe mit Francesca bis zum Starrsinn des Familienoberhauptes, Lorenzo die Firma zu übertragen.

Seine ersten Lebensjahre verlebte Giuseppe daher bei der Verwandtschaft mütterlicherseits. Das Leben war weitaus bescheidener als das, was die Albizzi davor oder danach erlebten, und es gibt Vermutungen, dass diese Umstände der ersten Lebensjahre eine unterbewusste Wirkung auf das Kind hatten. Lorenzo betrieb eine kleine, aber nicht wenig erfolgreiche Bäckerei und die Tanten sowie der Onkel von Francesca halfen der kleinen Familie aus, wenn es Schwierigkeiten gab. Zugleich blieb Giuseppe eine vage Erinnerung an die Natur des Casazza-Sees und seinen angenehmen Brisen, Eindrücke, die er im Stadtklima Palatinas nicht mehr sammeln sollte.

Giuseppe hatte sein fünftes Lebensjahr noch nicht erreicht, als sich die Familie wieder aussöhnte. Lorenzo hatte die Rekonziliation mit seinem Vater gesucht, nachdem dieser an einem Lungenleiden erkrankt war und dessen baldiges Ableben befürchtete. Antonio hatte zu diesem Zeitpunkt seine öffentlichen Ämter verloren und auch geschäftliche Einbußen zu verzeichnen. In Lorenzos Abwesenheit hatte sein Bruder Valentino die Rolle des Stellvertreters übernommen, der sich zwar als Bäcker eifrig betätigte, als Geschäftsmann aber wenig Talent aufwies.

Anders als erwartet überlebte Antonio, litt aber den Rest seines Lebens an der Krankheit. Daher lernte Giuseppe im Gegensatz zu seinen anderen Geschwistern seinen Großvater noch gut kennen. Antonio hatte sich mit dem Ausbau des Geschäftes und dem Aufstieg in der Politik immer mehr verhärtet, brachte aber Giuseppe eine außerordentliche Sympathie entgegen – eine, die er vielleicht seinen eigenen Söhnen nicht hatte zukommen lassen, da er sie immer nur als Gehilfen oder Geschäftsnachfolger, aber nie als echte Familie wahrgenommen hatte. Das hatte vermutlich auch damit zu tun, dass Giuseppe bereits in jungen Jahren eine Ernsthaftigkeit an den Tag legte, wie man sie von anderen Jungen desselben Alters nicht kannte – und sich Antonio in seinem Enkel wiedererkannte.

Obwohl Giuseppe zur Schule ging und dort auch recht gute Noten erhielt – im Rechnen soll er blitzgescheit gewesen sein, sein Latein ließ dagegen zu wünschen übrig – sollte er später immer wieder betonen, dass er die wirklich wichtigen Dinge von seinem Großvater gelernt haben soll. So lernte er von Antonio bereits spielerisch Multiplikation und Bruchrechnung, bevor diese in der Schule der Città Nuova zur Sprache kam. Antonio lockte Giuseppe zudem mit kleinen Geschenken, wenn er dafür Aufgaben erledigte: so reiste der Albizzi schon mit sieben Jahren zu den Mühlen und holte dort einen Sack Mehl für die Bäckerei. Ein Jahr später verkaufte Giuseppe seine ersten Backwaren (wobei Antonio die Kunden vorher bestach, um einen ganz bestimmten Preis zu verlangen und Giuseppe so zu testen). Bei den Ausflügen nach Corno Torro, wo Antonio am Meer sein Lungenleiden auskurierte, zahlte er dem Jungen Geld für seinen Fang. Es waren symbolische, aber prägende Aufgaben.

Lorenzo nahm diese Anbandelung zwischen Großvater und Enkel wahr, hatte aber in dieser Zeit zu viel mit der Geschäftsführung zu tun, als zu verhindern, dass Antonio immer mehr zur ersten Bezugsperson wurde. Womöglich hatte Lorenzo auch kein großes Interesse daran, wohl wissend, dass Antonio nicht mehr viele Jahre zu leben hatte und er selbst sich wünschte, dass die einstigen Familienzwistigkeiten für immer begraben würden. Allerdings entging Lorenzo nicht, dass der junge Giuseppe auch einige der negativen Eigenschaften Antonios übernahm. Giuseppes Bescheidenheit wandelte sich in einen milden Geiz, seine Ernsthaftigkeit nahm zu, bis sie die Grenze zur Härte touchierte; und zuletzt bemerkte er, wie der durchaus talentierte Junge einen Ehrgeiz entwickelte, der in Lorenzo schlechte Erinnerungen weckte.

Giuseppe hatte seinen zehnten Geburtstag noch nicht erreicht, als Antonio nach Tagen der schweren Krankheit verstarb. Antonio sollte als Überfigur in Giuseppes Vorstellung weiterleben, als unerreichtes Ideal – eines, das selbst Lorenzo nicht erreichen konnte. In Giuseppes Vorstellung hatte Antonio einen kleinen Bäckereibetrieb zu einem der wichtigsten Unternehmen der Stadt gemacht, hatte ein Vermögen angehäuft und eine Karriere in der Politik gemacht. Antonio war schlicht „der“ Albizzi. Er empfand deswegen keine negativen Gefühle gegenüber seinem Vater, doch je älter Giuseppe wurde, desto augenfälliger wurde Lorenzos konservative Art der Expansion und Erhaltung des Erreichten im Gegensatz zum gefühlt erfolgreicheren Großvater.

Nach seiner Grundausbildung und einer Lehre als Bäckergeselle stand die Idee im Raum, dass Giuseppe vielleicht studieren könnte. Seine Eltern waren der Idee nicht ganz unaufgeschlossen, insbesondere die musisch begabte Mutter wollte, dass der älteste Sohn im Umgang mit dem Patriziat etwas mehr Kultur erwerben sollte. Giuseppe hielt schon damals nichts von diesem „Humbug“. Er wollte stattdessen sofort in das Geschäft einsteigen und seinem Vater behilflich sein. Das war zur selben Zeit, als seine Schwester Salomè Ambitionen als Musikerin zeigte und in jungen Jahren durch die Republik tourte. Giuseppe sah darin eine Geldverschwendung, die er zwar immer wieder thematisierte, aber nicht kritisierte, da seine Eltern die Hand über die Ambitionen der Schwester legten. Zugleich war Lorenzo umso erfreuter, dass sein Ältester was „richtiges“ machte.

In den 1780er Jahren arbeiteten Vater und Sohn eng zusammen und Giuseppe entwickelte sich zu einer solchen Stütze, dass er schon zwei Jahre vor der offiziellen Geschäftsübernahme so unentbehrlich geworden war, dass Lorenzo ihm alle wichtigen Aufgaben übertrug. Anders als Lorenzo arbeitete Giuseppe auch in der Nacht und versuchte bei Geschäften mehr rauszuschlagen; Lorenzo hatte sich für solche Feilschereien nie hingegeben. Zum einen bewunderte der Vater den Fleiß und die klaren Ideen seines Sohnes; andererseits fragte er sich schon damals, ob Giuseppes Härte nicht irgendwann dem Familienunternehmen zum Nachteil gereichen könnte. 1790 erhielt Giuseppe dann auch die offizielle Geschäftsführung mit den besten Wünschen seines Vaters.

Seit Giuseppe an der Spitze von Familie und Betrieb steht, gibt es spürbare Änderungen. Löhne knüpfen sich in seinem Unternehmen mehr denn ja an Effektivität denn an Arbeitszeit. Die Materialkosten hat er leicht gesenkt, indem er neue Preise aushandelte. Und auch gegenüber den Geschwistern legt er eine deutlich härtere Gangart zutage, anders als Lorenzo, der die Zügel etwas lockerer ließ – etwa, indem er seine Schwester aus dem Ausland zurückzitierte. Der Albizzi ist ganz dem Motto verschrieben, dass Zeit Geld ist – und wünscht sich nichts mehr, als dass der Betrieb wieder an seine Glanzzeit unter Antonio anknüpft, vielleicht sogar durch eine Stärkung im politischen Bereich und (indirekten) Einfluss auf die Geschicke der Republik zu Gunsten des Familienunternehmens …

Aussehen

Giuseppe ist etwas vorzeitig gealtert, was auf kurze Nächte und häufiges Kopfzerbrechen zurückzuführen ist (insbesondere, wenn es um die Zukunft des Unternehmens oder Ausgaben geht). Seine Stirn wirkt daher mittlerweile deutlich höher, seine Haare haben sich verfärbt. Seine Augen sind jedoch braun und willensstark wie eh und je. Giuseppe gehört zu den Leuten, die auf den ersten Blick nicht so groß wirken, wie sie tatsächlich sind – bis sie sich einem mit gekreuzten Armen gegenüberstellen. Erst in solchen Situationen kommen auch seine breiten Schultern deutlicher zur Geltung. Der Bäckermeister strahlt dann eine besondere, unübersehbare Autorität aus, die andere Personen allein der Physis wegen zum Einknicken bringt. Seine Miene ist häufig gefasst, manchmal ernst, aber nur selten griesgrämig. Giuseppe trägt ein altes, fast abgetragenes graues Gewand, da er sich nicht so viel um Mode schert und außerdem der Meinung ist, dass man gute Kleidung an ihrem Bestand erkennt. Auch auf die Rasur legt er nicht immer wert, wenn er morgens Wichtigeres zu tun hat.

Charakter

Der Bäckermeister weiß relativ genau, was er will und lässt das andere auch spüren – so es sich um Familienmitglieder oder Untergebene handelt. Er legt Wert auf Effizienz und Fleiß und kann Faulheit oder Ausreden nicht leiden. Giuseppe verfügt über eine natürliche Autorität und setzt diese gerne ein, wenn es darum geht, Leuten den Marsch zu blasen, ihnen ihre Fehler aufzuzeigen oder Disziplin und Ordnung in den Laden zu bekommen. Gegenüber anderen Autoritäten ist er dagegen vorsichtig, insbesondere, da er Anschluss an die höheren Kreise sucht, aber selbst um seine Defizite weiß, was die Feinheiten der Gesellschaft angeht.

Prinzipiell ist Giuseppe ein pragmatischer Charakter, der vieles, was nicht in seine Lebenswelt passt, als Unfug bezeichnet. Man sollte allerdings nicht unterschätzen, dass Giuseppe ein eifriger Zeitungsleser ist und sich auch etwas autodidaktisch beibringen kann – wenn es ihn denn interessiert. So hat er sich das eine oder andere Buch besorgt oder sich informiert, um in der feinen Gesellschaft des Myra-Clubs nicht negativ aufzufallen. Außerhalb des Unternehmens interessiert sich Giuseppe für (Wirtschafts)Politik, auch wenn sein Wissen über andere höhere Vorgänge eher auswendig gelernten Phrasen der Zeitungen entsprechen.

Man kann Giuseppes Eigenschaften positiv wie negativ bewerten. Der eine mag in ihm einen Palatiner von altem Schrot und Korn erkennen: einen fleißigen Geschäftsmann, der sein Leben für das Familienunternehmen opfert, der sich fleißig darum bemüht, dem Namen der Albizzi Ehre zu machen, sich um den Aufstieg sorgt, dabei selbst relativ bescheiden lebt, das Geld und die Familie zusammenhält.

Für andere ist Giuseppe ein verhärteter Geizhals, der irgendwann zu Weihnachten von drei Geistern heimgesucht wird.
Wenn Untertanen Rebellen aus Grundsätzen sein wollen, so werden Herrscher aus Staatsklugheit Tyrannen sein. - Edmund Burke

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