Die Armee (L'Esercito)

Hier stehen alle wichtigen Informationen zu Kultur, Administration, Geschichte, Natur, Militär und Wirtschaft Palatinas im ausgehenden 18. Jahrhundert.
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Battista Braccioleone
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Stadtteil: Cittadella
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Ten. Col. dei Carabinieri
Gesinnung: Reaktionär
Fraktion: Esercito

Die Armee (L'Esercito)

Beitrag von Battista Braccioleone »

Geschichte der Armee Palatinas seit 1600

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Nach dem Ende des Florentinisch-Palatinischen Krieges kam die damals „Legione“ genannte Armee der Republik kaum noch zum Einsatz. Die Renaissancedogen hatten darauf wert gelegt, dass die Soldaten offensiv wie defensiv ausgerichtet waren. So zog der Doge Tiberio Braccioleone dem Feind noch in die Toskana entgegen. Ab dem 17. Jahrhundert ging die Rolle der Kavallerie, die damals noch eine wichtige Rolle spielte, erheblich zurück, was der Weiterentwicklung der Schusswaffen und überlegener Infanterieformationen geschuldet war. Der Niedergang der Handelsrepublik führte dazu, dass aus Kostengründen immer weniger Pferde gehalten wurden. In militärstrategischen Überlegungen dominierte der Defensivgedanke.

Ab dem Dreißigjährigen Krieg versuchte Palatina als Waffenexporteur die Verluste in der Außenhandelsbilanz wettzumachen. Hilfreich waren dabei geologische Entdeckungen: im Ansedonischen Gebirge ruhten bisher unbekannte Erzlager. Nachdem die Palatiner für einige Jahrzehnte nur Geschütze herstellten und diese weiterverkauften, blieb diese Entwicklung jedoch nicht ohne Auswirkungen auf die Zusammenstellung der Armee. Die Bedeutung der Artillerie wuchs beständig ab der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert.

Die Schlacht von Ocascura (1710) gilt als der letzte militärische Einsatz der Armee. Bekanntlich handelte es sich dabei jedoch eher um eine Prügelei zwischen zwei Holzfällern und einem österreichischen Infanteriesoldaten, der sich schlicht verirrt hatte. Zwar nahm Palatina tatsächlich auf bourbonischer Seite am Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) teil, aber schon damals war das Militär so zusammengeschrumpft, dass es nur noch wenige Kontingente aus einigen hundert Mann zählte – und selbst diese Hilfstruppen erreichten die Kriegsschauplätze nie rechtzeitig.

Dennoch nutzte die Militärführung in Palatina die Kriegsangst, um eigene Pläne durchzusetzen. Die Fortezza war zu diesem Zeitpunkt bereits veraltet. Das Castello diente mittlerweile als Palais des Dogen, nachdem der Dogenpalast selbst nur noch von Parlament und Senat benutzt wurde. Um die Defensive Palatinas zu stärken und die desolate Befestigung auf den neuesten Stand zu bringen, schlug der General den Neubau einer Zitadelle modernster Architektur vor. Der Vorschlag wurde bereits dem Dogen Colombano d’Alano gemacht, aber erst von seinem Nachfolger Leone Semifreddo (1714-1733) aufgegriffen.

Mit dem Rücktritt Semifreddos und dem Beginn der „Dritten Republik“ unter den schwächlichen Patrizierdogen geriet Palatina in Schieflage. Die Nobili interessierten sich weniger für Politik, als für das dekadente Leben und versuchten dies auszukosten. Das Patriziat rieb sich in Fraktionskrisen auf. Weder funktionierte die Legislative, noch die Exekutive. Ausgerechnet das Militär, das längst keinen Krieg mehr kannte, stieß in das Machtvakuum, wenn auch ungewollt. Intrigen und Inkompetenz machten den General in der Signoria zum einzigen verlässlichen Mann, nachdem der Doge entmachtet worden war und die Dogenberater keinen Konsens mehr fanden. Die Flotte versank indes in Bedeutungslosigkeit, weshalb auch der Admiral keine Rolle mehr spielte.

Als erstes hatte die Armee das Arsenal übernommen, das zum Rückgrat der neuen Zitadelle wurde: als Waffenlager, Schmiede und Proviantlager. Dass die Marine vornehmlich im alten Bassin des Arsenale ankerte, das nunmehr zum Hafenbecken der Zitadelle geworden war, zeigte bereits, dass es eine deutliche Verschiebung zuungunsten der Flotte gegeben hatte. Zugleich stieg in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs die Position des Militärs als Arbeitgeber in San Pietro. Dass das legendäre Dekret Enricos II. gelockert wurde, demnach alle Schmiede auf die Zinnbrücke verbannt wurden, ging auf einen Vorstoß aus der Zitadelle zurück. Was folgte, war der Bau einer der größten Waffenmanufakturen Italiens, um dort Kanonen und Bombarden zu gießen.

Ab den 1750ern wurde die Aushöhlung der öffentlichen Ordnung immer offensichtlicher. Politische Entscheidungen zogen sich jahrelang hin. Gleichzeitig verbreiteten sich aufklärerische – heißt: aufrührerische – Gedanken in der Republik, die das bisherige System komplett umkrempeln wollten. Kurze Zeit später gründete sich die erste Freimaurerloge in San Paolo. Die dekadenten Entscheidungsträger fürchteten um ihre Position, waren aber andererseits nicht in der Lage, um zu reagieren. Das Militär war einer der wenigen funktionsfähigen Teile der Republik; weshalb man diesem umfassendere Einflussmöglichkeiten in Politik und Administration verschaffte. Dazu gehörte auch die Auflösung der Stadtwache und deren Zusammenführung mit der Legione, die ab diesem Zeitpunkt den Namen „Esercito“ trug. Und sofort exerzierte eben diese neue, mächtige Kraft ein Exempel, indem es die Freimaurer verhaftete und vorerst die Loge verbot.

Erst in den 1780ern erlaubte die Republik die Freimaurerei wieder in Palatina. Das Esercito hatte in der Zwischenzeit solche Macht gewonnen, dass man in der Zitadelle über den Parlamentsbeschluss zwar murrte, andererseits sicher war, das Problem unter Kontrolle halten zu können. Der reaktionäre Umschwung von 1792, in dem eine Clique aus jungen Nobili die Zeit der Patrizierdogen beendete, kommt dem Militär, das teilweise eine Schattenherrschaft ausübt, nicht unbedingt gelegen. Einerseits unterstützt der neue Doge Michele di San Trovaso das Esercito, um sich Hilfe gegen die liberalen Jakobiner und ihre freimaurerischen Anführern zu sichern. Andererseits wissen die Offiziere, dass die Reaktionäre eine Wiederherstellung alter Zeiten wollen – und das bedeutete auch eine Zurückdrängung des Militärs auf einen Status von vor 1700.
Dadurch unterscheidet sich der vorausdenkende Staatsmann von dem schwatzenden Pöbel oder der Leidenschaft der Partei, daß er die Elemente der Gefahr von Ferne erkennt und ihnen vorzubeugen sucht.
- Leopold von Ranke

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Battista Braccioleone
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Re: Die Armee (L'Esercito)

Beitrag von Battista Braccioleone »

Dienstgrade des Esercito


Mit der Heeresreform haben sich auch differenzierte Dienstgrade herausgebildet, denen jeweils eine bestimmte Aufgabe innerhalb der Armee zukommt.

Mannschaften

In die palatinische Armee einschreiben, kann sich wer das 16. Lebensjahr vollendet hat, gesund ist und vom Arzt als Diensttauglich befunden wird. Die Mannschaften rekrutieren sich vornehmlich aus den niederen Bevölkerungsschichten Palatinas. Unterkunft, Verpflegung, das regelmäßige Einkommen und die Absicherung in Gesundheitsfragen stellen für viele während der Dienstzeit eine sonst nicht zu erreichende soziale Sicherheit dar. Kenntnisse im Schreiben oder Lesen sind nicht erforderlich, allerdings darf keine Verurteilung wegen schwerer Verbrechen erfolgt sein.

Die Mannschaften stellen die Basis der Regimenter und sind jeweils im entsprechenden Kasernengebäude in Räumen zu 8 Mann einquartiert.

Soldato ist der unterste Dienstgrad der Mannschaften, den diese direkt nach der Verpflichtung erhalten. Bei den Grenadieren, Artillerie und Carabinieri wird der Dienstgrad entsprechend zu Grenadiere, Cannoniere und Carabiniere abgewandelt. Nach ihrer einjährigen Ausbildung, können Leistungsstarke und zuverlässige Soldaten zum
Caporale befördert werden. Sie Führen eine Rotte und alle anderen Soldaten richten sich an ihnen aus. Besonders erfahrene Soldaten können nach mehrjähriger Dienstzeit weiter befördert werden zum
Caporale Maggiore.

Unteroffiziere

Unteroffiziere sorgen in der Linie und der Kaserne für Ordnung. Sie setzen die Befehle der Offiziere als Vorgesetzte der Mannschaften um, und haben ein Auge auf die Vorgänge in den Unterkünften. Je nach Dienstposten organisieren sie Ausbildung und Versorgung. Dienstjüngere leben häufig in eigenen Stuben auf einem Flur mit den Mannschaften der Kompanie. Dienstältere nicht selten bei ihren Familien außerhalb der Cittadella. Ihre Dienstgrade sind
Sergente und
Sergente Maggiore

Offiziere

Um Offizier zu werden können sich palatinische Bürger mit gehobener Bildung im Heer verpflichten. Bevorzugt sind Bewerber mit abgeschlossenem Studium oder aus der palatinischen Oberschicht, die dann ihre Karriere im Rang eines Alfiere (Dienstgradgruppe Unteroffiziere) beginnen und in der Linie die Truppenfahne tragen. Nach bestandener Offiziersprüfung, werden sie befördert.


Hauptleute

Bilden die unterste Gruppe der Offizierdienstgerade. Sie führen die Truppen im Feld und sind unmittelbar für einzelne Truppenteile verantwortlich.

Sottotente und
Tenente sind die ersten Offizierdienstgerade. In jeder Kompanie gibt es jeweils einen und sie unterstützen den Kompaniechef bei der Führung, wobei der Tenente als dessen Stellvertreter fungiert. Kompaniechef ist überlicherweise ein
Capitano


Stabsoffiziere

Stabsoffizeire sind nicht mehr unmittelbar mit der Führung oder Ausbildung der Soldaten betraut und geben ihre Befehle meist nur an die unterstellten Offiziere. Sie planen und koordinieren die Abläufe und prüfen das Ergebnis in Form von Dienstaufsicht. Nur verdiente Soldaten werden über ihre ursprüngliche Verpflichtungszeit hinaus in den Dienst als Stabsoffizier übernommen und dienen als solches bis zu ihrer Pensionierung.

Maggiore ist der Einstiegsdienstgrad der jungen Stabsoffiziere. Typischer Weise sind sie mit organisatorischen Aufgaben in Nieschenbereichen wie Versorgung oder Ausrüstung betraut und unterstützen als solches innerhalb ihres Regimentes. Der
Tenente Colonello ist in der Regel stellvertrender Regimentschef und unterstützt und vertritt als solches den
Colonello


Generale

Die Generale organisieren und führen auf der obersten Führungsebene, die das ganze Heer betrifft. Nur die wenigsten Offiziere bringen es zu einer der raren Generaldienstposten innerhalb des Esercito. Generale gehören durch ihren Sold mindestens zu den Patrizii und rekrutieren sich nicht selten aus der Nobilität. Unabhängig ihrer spezifischen Stellung, werden sie alle mit "Generale" angesprochen.

Maggior Generale und
Tenente Generale sind die Obersten verschiedener Führungsgebiete und verfügen in der Regel über einen eigenen Stab zur Umsetzung ihrer Aufgaben.
Generale d'esercito ist der höchste Dienstgrad im palatinischen Heer und wird als solches nur einmal für den Führer des gesamten Esercito vergeben.
Dadurch unterscheidet sich der vorausdenkende Staatsmann von dem schwatzenden Pöbel oder der Leidenschaft der Partei, daß er die Elemente der Gefahr von Ferne erkennt und ihnen vorzubeugen sucht.
- Leopold von Ranke

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