Die Stadtteile Palatinas

Hier stehen alle wichtigen Informationen zu Kultur, Administration, Geschichte, Natur, Militär und Wirtschaft Palatinas im ausgehenden 18. Jahrhundert.
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Die Stadtteile Palatinas

Beitrag von Die Signoria »

Die Stadtteile von Palatina

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Blick von der Kupferbrücke auf die Città Nuova (links), San Paolo (rechts) und Città Antica mit San Vittorio (Hintergrund)

Das Stadtbild Palatinas hat sich seit dem 16. Jahrhundert stark gewandelt. Zwei Erdbeben und ein großes Feuer forderten ihren Preis; der Niedergang der Nobilität und das Anwachsen des Popolo haben die Hauptstadt der Republik ebenso geprägt wie die wirtschaftliche Krise und das aufstrebende Bürgertum, das sich der Aufklärung verschrieben hat. Alte Gebäude sind verfallen, neue entstanden; einige Stadtteile haben sich ausgebreitet, andere stagnierten oder verfielen. Palatina ist ein Organismus, der lebt. Alles hat Spuren hinterlassen.

Trotz allem: in seinen Grundfesten ist die Stadt immer noch dieselbe.

San Pietro ist das Viertel der Armen, der Arbeiter und der Fischer;
San Paolo beherbergt den Mittelstand;
die Città Antica ist die Heimat der alten Familien und der mächtigen Geschlechter;
die Città Nuova ist ein Sammelsurium, wobei das Patriziat dominiert.
San Vittorio gilt mittlerweile als integriertes Stadtviertel, das als direkter Herrschaftsbereich des Dogen gilt.
Mit der Cittadella hat sich ein inoffizieller, sechster Stadtteil im Südwesten gebildet, der de jure zwar zu San Pietro gehört, de facto aber längst unter direkter Kontrolle des Generals steht.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Re: Die Stadtteile Palatinas

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San Pietro

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Übergang von der Città Nuova nach San Pietro mit Zinnbrücke. Das Hafenbecken ist Hausbebauung gewichen

San Pietro beeindruckt und besorgt angesichts seiner mehrstöckigen Wohnhäuser, die auf manchmal unorthodoxe Weise in die Höhe ragen. Hier lebt der Großteil der palatinischen Bevölkerung, insbesondere der Popolo. Die Arbeitskraft Palatinas hat hier ihren Ursprung. Zwar hat in den letzten beiden Jahrhunderten die Bauweise mit Stein die baufälligen Komplexe etwas verbessert, dennoch erscheinen manche Erkerkonstruktionen und Turmanbauten immer noch so gewagt, dass man deren Stabilität zu Recht in Zweifel zieht.

Der Zusammenbruch des Handels und Änderungen im Schiffsbau haben dazu geführt, dass das Hafenbecken obsolet geworden ist. Nur noch wenige Schiffe aus dem Mittelmeer fahren den Rio nach Palatina hinauf. Der Tiefgang der niederländischen und britischen Schiffe und die gleichzeitige Ausrangierung von Galeeren bedingt, dass die Rolle des Hafens heute vollkommen an Porto Vecchio delegiert wurde. Die Versandung erledigte den Rest. Von den einst über 20 Hafenmolen sind nicht einmal mehr zehn in Gebrauch. Heute dient der Hafen vornehmlich als Verbindung nach Porto Vecchio oder als Fährbetrieb zu den Orten und Städten an Rio und Mandro. Der Militärhafen im Arsenale gilt als Ort des Truppentransports.

San Pietro ist darüber hinaus das Viertel, das in den letzten beiden Jahrhunderten am stärksten gewachsen ist. Die Außenpromenaden wurden besiedelt, statt einer Hafenpromenade zeigt sich heute dort das dicht bebaute Antlitz des Viertels von Sankt Peter. Für eine Zäsur sorgte die Einrichtung der Cittadella, die an das Arsenale anwuchs, und um das sich ein neues Siedlungsgebiet entwickelt hat. Im Sinne von Absolutismus und Aufklärung ist die Umgebung deutlich geplanter gestaltet. Die große Manufaktur Palatinas ist ein wichtiger Arbeitgeber und eng mit dem Militär verbunden, das heute eine bedeutende Rolle in San Pietro spielt. Das Herz des Stadtteils, der Fischmarkt, wurde mitsamt seiner Umgebung im Verlauf des 17. Jahrhunderts in barocker Art neugestaltet. Die Versandung hat dabei nicht nur den Hafen betroffen, sondern auch die feingliedrigen Kanäl; viele von ihnen sind heute Straßen oder bebaut.

Die Umwälzungen hatten auch auf die Bevölkerung Auswirkungen. Noch immer gilt San Pietro als Heimat der Gondolieri, der Fischer und der Arbeiter. Doch die Arbeit hat sich geändert, Manufakturarbeiter sind heute in den Straßen häufiger anzutreffen, und die Nähe zur Cittadella hat die Zahl der Kneipen, Tavernen und Spielbetriebe deutlich erhöht. Der Bereich der Schemen ist als Bordellviertel verruchter denn je. Der Stadtteil zählt insgesamt zwei - qualitativ nicht immer zufriedenstellende - Casinos. Soldaten patrouillieren häufiger in den Gassen oder schlagen ihre Zeit tot. Die Zahl der Händler hat sich mit dem Ende des alten Hafenbeckens deutlich dezimiert, die Kaufmannsgilde liegt heute in der Città Nuova.

Bevölkerung: ca. 23.000 Einwohner (inklusive Cittadella)
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Beitrag von Die Signoria »

San Paolo

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Einer der Hauptkanäle von San Paolo mit Stadthäusern

Das zweite Kanalviertel hat seinen architektonischen Charakter größtenteils seit dem 16. Jahrhundert behalten. Allerdings sind viele der Backsteinbauten durch verputzte Gebäude und Stadthäuser ersetzt worden. Es gibt nur noch einig versteckte Contraden, die ihren Charme als Symbiose aus überwuchertem Backsteinrot mit grünem Efeu behalten haben. Ähnlich wie San Pietro sind auch hier einige Kanäle nicht mehr schiffbar und versandet. Auch die Promenaden am Rio und Mandro sind heute teils bebaut, wenn auch nicht so stark wie in der Città Nuova oder San Pietro.

Ähnlich wie San Pietro gehört San Paolo zu jenen Vierteln, die stetig gewachsen sind. Der Abstieg der Città Antica und die Stagnation der Città Nuova haben dazu geführt, dass das Nesthäkchen unter den palatinischen Vierteln in seiner Entwicklung deutlich aufgeholt hat und von der Bevölkerungsgröße mit der Città Nuova vergleichbar ist. Das ehemalige Theater Ermelino (heute: Oper), das einst am Rand des Viertels lag, ist heute ein Zentrum des Viertels. Der Aufstieg San Paolos korrelierte historisch mit dem Niedergang der Città Antica. Der Aufstieg der freisinnigen Akademie von San Paolo versetzte der schon zuvor schwächelnden Universität den Todesstoß und zog umso mehr die Studenten und Gelehrten der Stadt an. Das Schulwesen in Palatina nahm von San Paolo seinen Ausgang, nachdem hier Anfang des 18. Jahrhunderts die erste säkulare Schule in Konkurrenz zur Jesuitenschule entstand.

San Paolo gilt mit seinem aufgeklärten Bürgertum, als Sitz von Akademie und Gymnasion und seinen Kaffeehäusern als innovatives und progressives Elysium der Republik. Der Kulturbetrieb kennt eine öffentliche Bibliothek, ein Casino, ein Opernhaus, zwei Theater, mehrere Konservatorien, Kunstschulen und von der Akademie abhängige wissenschaftliche Institute. Das Viertel steht einerseits in voller Blüte, ist andererseits aber ein Hort revolutionärer Umtriebe. Die Freimaurerloge hat ihren Sitz am Opernplatz. Das Drucker- und Pressewesen hat sich zu einem eigenen Wirtschaftszweig entwickelt. Papier wird aus der großen Papiermühle von San Pietro über den Mandro geschmuggelt, um damit aufrührerische Zeitungen und revolutionäre Flugblätter zu drucken. Aus den braven Paulinern und dem fleißigen Handwerk ist ein selbstbewusstes Bürgertum entstanden, das mehr als jedes andere nach Modernisierung und Demokratisierung strebt.

Bevölkerung: ca. 16.000
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Re: Die Stadtteile Palatinas

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Città Nuova

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Eine der Hauptstraßen der Neustadt Richtung Markt

Die Città Nuova hat größtenteils ihren Charakter behalten, wenn auch die Geschichte ihre Spuren hinterlassen hat. Von den mittelalterlichen Winkeln und Renaissance-Arkaden ist insbesondere im Westen der Insel kaum noch etwas übrig. Die Gegend um den Viehmarkt wurde im Barockstil umgestaltet. Der begrenzte Platz auf dem Eiland und der Rückgang des Handels hat dazu geführt, dass viele Marktpromenaden bebaut wurden. Ab dem 17. Jahrhundert war dieser Stadtteil schon so verbaut, dass es de facto keinen Platz mehr für neue Bauten gab. Der Bedeutungsverlust Palatinas im Zuge des globalen Welthandels hat zu einem merklichen Rückgang an erfolgreichen Kaufmanns- und Händlerfamilien gefühlt.

Die Città Nuova ist daher heute ein Mischviertel. Hier hat manche Firmenzentrale ihren administrativen Sitz, Patrizierfamilien wohnen in der Nähe des immer noch prestigeträchtigen, wenn auch nicht mehr so wichtigen Marktes. Kaufleute und Bankiers haben sich hinter der Markthalle niedergelassen, in Richtung San Pietro und Paolo wohnen die wohlhabenderen Handwerker. Mancher Offizier, der eine Familie gegründet hat, und nicht in San Pietro wohnen möchte, hat hier ein Haus erworben. Die wenigen überlebensfähigen Zünfte haben sich in diesem Viertel verteilt, Aufsteiger aus San Paolo wohnen hier ebenso wie Beamte, die in anderen Stadtteilen arbeiten.

In vielen Belangen hat die Neustadt die Rolle San Paolos aus früheren Zeiten angenommen: es handelt sich um ein ruhiges Viertel, in dem sich die Leute größtenteils um ihre eigenen Belange kümmern. Zwar finanziert mancher Patrizier die Kunst in San Paolo oder manch aufklärerischen Philosophen, und insgesamt begrüßt man die Stabilität, die das Militär bringt. Insgesamt kümmern die ideologischen Belange der anderen Viertel die Einwohner der Città Nuova jedoch wenig, obwohl man als Schnittstelle zu allen anderen Stadtteilen in der Mitte Palatinas liegt. Zur Ruhe tragen auch die Klarissen, Malteser und der Bischofssitz bei; der Bischof, der neben dem Dogenberater der Neustadt den größten Einfluss auf die Geschicke des Stadtteils hat, bemüht sich nach Kräften, dass die „schlechten Gesinnungen“ nicht über die Brücken schwappen.

Bevölkerung: ca. 18.000
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Re: Die Stadtteile Palatinas

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Città Antica

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Blick auf den deutlich gelichteten Palatin und die noch erhaltene Bebauung in der Nähe der Uferpromenade

Die Città Antica, der Teil Palatinas, wo traditionell die Nobilität und ihr Anhang wohnt, hat in den letzten anderthalb Jahrhunderten an Glanz verloren, ist aber immer noch die attraktivste Adresse, um die eigene gesellschaftliche Stellung zu betonen. Der anhaltende Niedergang und der Auszug der Nobili aufs Land hat allerdings ihren Soll gefordert: auf dem Palatin haben sich große Lücken gebildet, freie Flächen und Gärten füllen die Parzellen, wo vor zwei Jahrhunderten noch Paläste in den Himmel ragten. Das Erdbeben von 1743 hat diesen Stadtteil am stärksten betroffen, und vieles, was damals bereits verfallen war, wurde entweder planiert oder ist heute überwuchert. Der Verfall hat dazu geführt, dass der Palatin durch den Schutt sich deutlich Richtung Westen ausgebreitet, andererseits einen weicheren Anstieg bekommen hat. Auch das römische Straßennetz ist heute angesichts der Vernachlässigung nur noch an wenigen Stellen zu erkennen.

Auch der Schwerpunkt der Bebauung hat sich geändert. Wollten die Familien früher vornehmlich in der Nähe des Ratsplatzes wohnen, um der Macht nahe zu sein, so hat sich heute vor allem die Bausubstanz in der Nähe der Uferallee erhalten, wohl, weil man heute eher die Nähe zum Rest der Stadt schätzt. Auch das sagt deutlich etwas über den Bedeutungsverlust der Città Antica aus. In den 1770er Jahren war das Viertel auf dem Tiefpunkt angelangt, sodass man sogar überlegte, das Parlament vom Ratsplatz an den Marktplatz zu verlegen und die viel zu große Markthalle zu einem neuen Rat umzubauen. Das Vorhaben wurde nur deswegen verhindert, weil nicht nur die Nobili protestierten, sondern auch die Einwohner von San Pietro und San Paolo eine zu große Macht der Patrizier und der Città Nuova befürchteten.

Der mögliche Verlust der Regierung hat seither einige Nobili dazu veranlasst, vom Land in die Stadt zurückzukehren und zu retten, was zu retten war. Inzwischen hat sich die Einwohnerzahl wieder stabilisiert. Auch im Verfall begriffene öffentliche Häuser wurden saniert, so das Ballspielhaus (Casa della Racchetta). Andere Charakteristika des Viertels sind jedoch auf immer verloren. So bildet die einstige Universität im Nordosten des Viertels eine romantische Ruine, nachdem die Institution aufgrund mehrfacher Probleme – das Erdbeben, innere Unruhen und die Konkurrenz zur Akademie sind hier zu nennen – schließen musste. Das Erdbeben von 1743 zerstörte auch die Arena in einem solchen Maße, dass nur noch zwei Teile übrig sind, die heute als Tribünenteile der dort liegenden Pferdebahn benutzt werden.

Bevölkerung: 9.000 Einwohner (inklusive San Vittorio)
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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