Währung

Hier stehen alle wichtigen Informationen zu Kultur, Administration, Geschichte, Natur, Militär und Wirtschaft Palatinas im ausgehenden 18. Jahrhundert.
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Die Signoria
Im Namen der Republik
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Währung

Beitrag von Die Signoria »

Währung

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Den Niedergang palatinischer Finanz- und Wirtschaftskraft kann man vermutlich nirgendwo so deutlich erkennen wie bei dem Wert, den man in Händen halt. Die in der Zweiten Republik (1452-1733) vorhandene Einteilung in Dukaten, Lire und Scudi war im Grunde schon Mitte des 17. Jahrhunderts obsolet. Um konkurrenzfähig zu bleiben und die klaffenden Löcher im Finanzsektor zu stopfen, wertete die Republik ihre Währung immer weiter ab. Die horrenden Ausgaben wurden erst unter massivem Druck gesenkt, so beispielsweise bei der Marine. Andererseits ließ es sich die Stadt nicht nehmen, ihren dekadenten Lebensstil mit neuem Geld zu unterfüttern. Die Münzen wurden mit billigem Material gestreckt, um 1700 hatte der Dukat nur noch die Hälfte des Goldanteils wie um 1500, beim Silberanteil der Lira sah es noch schlechter aus. Die Scudi waren so wertlos geworden, dass man davon zehntausende zusammenraffen musste, um damit ein Glas Wein zu bestellen und bestanden eher aus Blei denn aus Kupfer.

Notgedrungen erfolgte Mitte des 18. Jahrhunderts eine Finanzreform, kurz nach dem Erdbeben von 1743, als der desolate Finanzhaushalt unvorbereitet auf eine Katastrophe mittleren Ausmaßes traf. Die Einschnitte waren hart: der bereits wertlose Scudo wurde abgeschafft, das Verhältnis Dukat zu Lira von 1:100 auf 1:1.000.000 geändert. Das kam einer Enteignung besonders der niederen Schicht gleich und stürzte ganze Familien ins Elend. Es bedeutete zugleich, dass der Scudo ganz aus dem Währungssystem Palatinas verschwand, Dukaten hingegen rar wurden und von den Bewohnern als Reserve gehortet werden, statt sie auszugeben. Die Goldwährung Palatinas ist demnach dabei, zu einer reinen Recheneinheit zu werden. Einzig die silbernen Hermeline kursieren in den Händen - wobei deren Silbergehalt auch eher zweifelhaft ist.

Die nachgeholte Hyperinflation hat die Preise massiv verändert. Kostete eine Flasche mittleren Weins um 1550 etwa 20 Lire, so sind es heute etwa 25.000 Lire. Die Preisangabe von Scudi, Lire und Dukaten hat sich demnach überholt, alle Preise werden nur noch in Lire angegeben – selbst dann, wenn auch eine Angabe in Dukaten sinnvoll wäre, weil kein Händler mehr damit rechnet, dass sein Kunde Goldmünzen dabeihat. So wird man auch eine Gondel, die zum Verkauf steht, eben nicht für 23 Dukaten ausgeschildert finden, sondern für 23.000.000 Lire. Schöne neue Welt: heute kann selbst der arme Schlucker aus San Pietro ein Millionär in Palatina sein. Kaum verwundelrich, dass man in Palatina daher seit einiger Zeit mit Banknoten experimentiert, um den Schein zu wahren ...
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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