
Auf einer kleinen Insel, die der Hauptinsel von Santa Trinità mit ihrem Campo vorgelagert ist, liegt die Kapelle Santa Maria Maddalena am gleichnamigen Kanal und der gleichnamigen Brücke. Es handelt sich um ein eher kleines Gotteshaus, bedenkt man die hohe Bevölkerungsdichte des Viertels.
Die Ursprünge des heutigen Baus datieren auf das Ende des 17. Jahrhunderts. Die Identität der edle Spenderin, die einen großen Teil der Kapelle finanzierte, bleibt bis heute ungeklärt. Bekannt ist nur, dass es sich um eine wohlhabende Kurtisane handelte, die als "Begleiterin" von Patriziern und Nobili ein kleines Vermögen als Gegenleistung erhielt, und sich wohl erhoffte, ihr Seelenheil retten zu können, indem sie zuletzt alles aufwendete, um die Gnade Gottes zu erflehen. Der jeweilige Kaplan von Santa Maria Maddalena ist der einzige, der den wahren Namen der Frau kennt, und in der täglichen Messe für sie bitten muss. Die Identität wird in einem Modus von Kaplan zu Kaplan weitergegeben, den die Unbekannte selbst formuliert hat, sodass sicher ist, dass das Geheimnis nicht nach außen dringt.
Traditionell waren es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die Dominikaner, die hier die Messe hielten. Sie hatten seit der Einweihung erheblichen Teil an der Ausstattung und Ausschmückung des Gotteshauses. Bis zu dieser Zeit war die Kapelle für die Öffentlichkeit geschlossen. Erst mit dem Verfall von Santa Trinità entwickelte sich Santa Maria Maddalena de facto zur neuen Pfarrkirche der Contrade, obwohl sie dem Originalbau in Pracht und Größe deutlich nachsteht. Die meisten Bewohner haben sich so an ihre "Ersatzkirche" gewöhnt, dass die eigentliche Pfarrkirche fast vergessen ist.
Allerdings zeigt auch Santa Maria Maddalena Verfallserscheinungen. Die rosafarbene Front droht seit Jahren abzublättern. Fenster und Fassaden zeigen Rußschwärzungen, vermutlich verursacht vom Rauch aus den Schloten der Manufaktur.
Das Innere fällt durch seine unverputzten Backsteinwände auf. Allein acht große, weiße Marmorsäulen, auf denen die Decke ruht, stechen hervor. Der schlichte Altar besteht nur aus einem Marmoblock mit zwei Heiligen darauf, die den Gekreuzigten umrahmen. Große, weiße Tücher aus Damast flankieren den Chor, um die nackte Wand zu verdecken. Es hat in den letzten einhundert Jahren immer wieder Spenden gegeben, so eine hölzerne Madonna, ein Barockgemälde im Seitenschiff oder einen silbernen Leuchter. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass die wertvolleren Stücke von den kriminellen Banden der Contrade finanziert wurden; die Kapelle spielt Gerüchten zufolge eine wichtige Rolle in der Aufteilung zwischen den Gangs von Santa Trinità ...