Die Osteria „Sturione“

Das Viertel der Fischer und Arbeiter ist der dichtbewohnteste Stadtteil Palatinas. Mit dem handelspolitischen Niedergang der Republik hat das Militär und die Waffenmanufaktur hier deutlich an Einfluss gewonnen. Die Cittadella und das Arsenal sind militärisches Sperrgebiet.
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Die Signoria
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Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Die Signoria »

Die Osteria „Sturione“

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Die Osteria „Sturione“ (Der Stör) ist ein traditionsreiches, kleines Lokal in den ehemaligen Nord-Schemen. „Traditionsreich“ hatte dabei früher einen besonderen Klang für diese Gegend, der auf hochprozentigen Alkohol, fette Speisen und verruchte Nebenangebote schließen ließ. Doch mit dem Bau der Cittadella erlebte zumindest der Nordteil der Schemen etwas, das man in späterer Zeit als „Dschentrifikäischon“ bezeichnen sollte. Mit der Vermietung an Soldaten, häufigere Patrouillen und der Nachfrage nach Dienstleistungen vom Perückenmacher, Schuhputzer bis hin zum Pferdemähnenlockenwickler gab es plötzlich ganz neue Betriebszweige, die vorher unbekannt waren. Große Teile der Schemenbewohner haben sich dem angepasst und ihre einstigen „Berufe“ gewechselt – oder sind in andere Teile weitergezogen. Teilweise gab es einen Bevölkerungsaustausch.

So hat sich auch der Ruf des Sturione von einer verruchten Abstiegskaschemme in eine fast schon normale Kneipe gewandelt, die vor allem von Soldaten frequentiert wird. Zwar ist die Nachfrage nach Freudenmädchen höher denn je, aber das zwielichtige Volk hat sich zurückgezogen und selbst die Speisen gelten als verdaulich – schließlich gehen hier selbst Offiziere ein- und aus. Sogar mancher Tourist verirrt sich hier hin, um das „typische Flair“ der Schemen kennenzulernen, und ganz wie in „Alt San Pietro“ zu essen. Niedergang und Dekadenz bedeutet eben, dass der einst gefährlichste Bezirk der Stadt nun auch nichts weiter als eine Attraktion mehr ist …

________________________

NPC:

Claudio Liscita (hellblau/#00BFFF): Der Hausherr des Etablissements mit schöner, langer blauer Schürze, einem prachtvollen Schnauzbart, dessen Spitzen bis unter die Augenbrauen reichen, und einer Vorliebe für „Süppchen“, „etwas Rucola mehr“ und allem Möglichen, das man ins „Buttersößchen“ tunken kann, um es zuletzt mit einem herzhaften „Herrlich!“ zu goutieren.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Umberto del Leocorno
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Umberto del Leocorno »

Umberto betrat beschwingt die Osteria. Die Wegbeschreibung passte perfekt, und mit jedem Schritt kam Erinnerung - und wurde direkt verdrängt von Gedanken an Veränderung und Fortschritt. Der beißende Geruch der Gerbereien mit einer latenten Note von ranzigem Fisch war früher ausgeprägter. Dafür hing weniger Ruß in der Luft. Smog ist nunmehr das Odeur des Fortschrittes. Fortschritt um jeden Preis? Doch doch, offenbar geht es den Menschen in unmittelbarer Umgebung besser. Die Gassen kennt er doch noch aus den Jahren seiner Jugend und Ausbildung. Damals tätigte er für seinen Vater Botengänge zu den Zuliefererwerkstätten der Gerber und Kürschner oder erklärte bei den Schwarzschmieden die Besonderheiten von Schusternägel. Die dunklen Werkstätten sind modernen Anlagen gewichen… es wird zwar noch immer gegerbt und geschmiedet, und inzwischen gesponnen und gewebt, aber nicht mehr klein-klein, sondern in modernen Manufakturen. Nah an den Zulieferern und am Hauptabnehmer. Ob San Pietro noch Platz für eine Schuhmanufaktur hat. Eine größere Anlage, mehrere Angestellte von denen jeder ein Spezialist für seinen Arbeitsschritt ist. Genügen Raum für mögliche spätere Automatisierungen. Mit Volldampf in Richtung Zukunft, so wie es in der Textilverarbeitung bereits Mode wird. Massenware, die zugleich Ware nach Maß ist. Warum stellte er eigentlich nur Schuhe und Lederwaren her? Die Umstände erfordern doch auch eine Massenanfertigung von Uniformen. Alles aus einer Hand. Wieviel muss man dafür investieren? Oder lieber doch: Schuster bleib bei Deinen Leisten?
Er jedenfalls hatte heute bereits mehrere Stunden in Verhandlungen investiert. Eine lohnende Investition. Der Preis ein hungriger Bauch. Bei aller Zukunftsschwärmerei, so gilt es doch vorerst für allen und jeden die Grundbedürfnisse zu stillen. Dies muss man sich leisten können, dafür arbeitet er hart. Umberto ist Avantgarde. Sonst bleibt der Traum von Libertà, Uguaglianza, Fratellanza eine bloße Parole.
Umberto stand die ganze Zeit in der offenen Türe. Erst jetzt bemerkte er, wo er gelandet war. Die Osteria „Sturione“, na klar! Die Gegend war früher eher verrucht. Mit Anfang/Mitte zwanzig war er öfter hier. Zunächst war es eine Mutprobe. Trinken in der übelsten Kaschemme, die man sich denken konnte. So schlimm empfand es Umberto nicht, mutig musste man dafür nicht sein. Da er ohnehin oft in der Gegend war frequentierte er die Kneipe öfters und fand sogar Freunde bei der übrigen Klientel, inklusive der Freudenmädchen… Aber irgendwann, nach einigen Jahren kam er nicht mehr her. Es geziemte sich nicht für ihn und gut dass sein Vater nie Wind von der Sache bekam… Verrückte Zeiten und welche Ironie. Seine ehemalige Stammkneipe hat sich mit ihm gewandelt. Sie erscheint jetzt aufgeräumt, hell fast nüchtern. Statt der notorischen Trinker von frühmorgens bis spätabends an der Theke sitzen hier jetzt (auch) Soldaten beim Mittagstisch.
Ja, etwa so dreißig Jahre muss das alles her sein…

Ciao Umberto, entra, fa freddo!
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Marco Foscari
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Marco Foscari »

Ah, buon giorno, buon giorno!

Claudio Liscita geht mit einem Glas durch die Osteria, das er auf solch phänomenal nebenbeiige Art putzt, dass man sich sicher ist: wenn man irgendwo das Sinnbild eines Wirtes sucht, dann machte sich Liscita ziemlich gut.

Wir haben da noch ein feines Plätzchen für zwei am Kamin, da kann man auch aus dem Fenster auf den Kanal schauen, herrliche Aussicht auf den Tempel!

Er schaut in die Richtung des freien Tischplatzes, erklärt dann

Auf der Mittagskarte haben wir heute portovecchianischen Schuppenfisch mit Kapern und Tomaten in Öl; oder frische Muscheln mit Tagliatelle in einer Meerwasser-Soße.

Der Wirt stellt das geputzte Glas auf der Theke ab.

Alles natürlich nach Wunsch auch mit einem Schuss Zitrone oder Buttersößchen.

zwirbelt sich Liscita den Bart
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Umberto del Leocorno
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Umberto del Leocorno »

Enzo hatte ihn lautstark begrüßt… dass der sich erinnert. Genauso hatte er ihn früher begrüßt. Seither muss er sich gut konserviert haben, denn er sah damals schon steinalt aus und er tut es noch immer. Früher hatten sie, abgesehen von diesem gegenseitigen Begrüßungsritual, nie ein Wort gewechselt. Es muss wohl eine Angewohnheit Umbertos sein verträumt auf Türschwellen herumzustehen. Es wird auch heute so sein wie früher, Umberto nickt Enzo zu und ruft herzlich: Ciao vecchio guerriero – Ende der Konversation. Enzo dreht sich wieder zur Theke und an Claudio gewannt betritt Umberto den Laden:
Ah, bene allora – den Tisch mit Ausblick und die Tagliatelle. Mit Buttersauce. Dazu einen Weißwein. Welches Amuse Gueule taugt den wohl als Antipasti?
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Marco Foscari
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Marco Foscari »

Liscita notiert sorgfältig die Bestellung, lächelt dabei breit.

Wusste ich es doch. Was den Weißwein angeht, ich habe da noch einen hübschen, trockenen Weißwein von den Anima-Hängen aus Casazza. Den wollte ich schon länger anbrechen.

freut sich der Wirt schon jetzt auf den Moment, will sich gerade Richtung Küche umdrehen, bevor ihm etwas einfällt.

Achja, das Antipasto! Gegrilltes Gemüse, natürlich. Zucchini-, Kürbis- und Auberginenscheibchen. Danach in etwas Öl eingelegt und gesalzen.
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Umberto del Leocorno
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Umberto del Leocorno »

Perfetto, sono d'accordo – einverstanden. Ich hoffe der Wein hat nicht zu viel Säure.
Umberto nimmt Platz und fängt erneut an seinen Gedanken nachzuhängen. Ja, die Welt ist im Wandel und er ist mittendrin. Nein, er hilft dem Wandel. Er treibt diese Stadt mit an. Alles nur eine Frage der Zeit. San Pietro hat sich gemausert – und als neue Schmuckfeder kann er dem Viertel bald eine neue Manufaktur spendieren. Nur Baugrund gilt es nun schnell zu finden, bevor er zu teuer werden könnte. Die Geschäfte haben sich geändert. Was war dies Osteria früher, wenn auch teilweise zu Unrecht, als Spielunke verschrienen. Das einzige, was noch als zarte Reminiszenz an vergangene Tage erinnert ist Enzo an der Theke. Dort steht er fast wie ein Denkmal seiner selbst… oder doch als Karikatur der Vergangenheit? Oder als Karrikatur des heutigen Fischers der mangels Arbeit wegen Versandung in einer Kneipe auf Grund gelaufen ist? Quatsch, Enzo hatte früher ja auch nicht gefischt, falls doch höchstens im Trüben. Ob am Abend dieselben Mädels wie früher zur Osteria kommen? Naja, ob die sich so wacker gehalten haben wie Enzo ist in der Tat fraglich.
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Sebastiano Gioia
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Sebastiano Gioia »

Als Sebastiano den Sturione betritt, versucht er seine Gedanken beiseite zu wischen. Nun würde er ersteinmal etwas essen. Das Essen in Florenz war auch gut gewesen, doch der Sturione hatte etwas heimatliches für Sebastiano. Die Speisen waren gerade so lecker, dass man sie mit Freude verzehren konnte, ohne das Gefühl zu haben jedem einzelnen Bissen das maximale Maß an Aufmerksamkeit zollen zu müssen. Hin und wieder konnte man über die hochtrabenden Ambitionen des Koch schmunzeln, an anderen Tagen war ein außergewöhnliches Gericht auch außergewöhnlich gut gelungen. Er ist gespannt, was heute auf der Karte stehen würde.

Ärgerlicher Weise ist er offenbar spät dran. Alle Tischen scheinen bereits belegt, inklusive der Ecke an der Theke, die von einem - offenbar schon wieder betrunkenen - Enzo belagert wird. Sebastiano schaut einen Moment Mitleidig zu dem Mann, der gerade einen Becher an den Mund führt. Vermutlich wusste nichteinmal Liscita genau, wieviele davon er ihm heute schon ausgeschenkt hatte. Dabei war es gerade mal Mittag.
"So sinkt mir der Mut, vor meinen Mitmenschen als Prophet aufzustehen, und ich beuge mich ihrem Vorwurf, daß ich ihnen keinen Trost zu bringen weiß, denn das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revolutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Frommgläubigen." - Sigmund Freud

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Marco Foscari
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Marco Foscari »

Sieh an, sieh an! Sebatsiano! Ihr kommt heute wirklich zur Stoßzeit. Aber lasst mal schauen ...

Liscita kommt mit einem kleinen Klemmbrett ind er hand herbei, sieht in die rechte Seite des Lokals - dann in die linke. Es ist ziemlich laut, und er muss sich deutlich verständlich machen, damit man etwas mitbekommt.

Es gibt solche Tage, dann gibt es wieder solche - ich denke, es sind die Tagliatelle, das hat sich rumgesprochen.

lächelt er gewinnend

Ich kann Euch gerne ein Glas Wein anbieten, wenn Ihr an der Theke warten wollt, bis etwas frei wird ...
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Umberto del Leocorno
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Umberto del Leocorno »

Verträumt starrt Umberto aus dem Fenster auf den Kanal. Ja, es ist ein wunderbarer Tag. Gutes Geschäft. Doch allmählich bemerkte Umberto das in seiner tiefen Zufriedenheit seine Gedanken sich beständig wiederholen. Langsam lässt sich Umberto von der Realität einholen. Sein Blick streift durch die Taverne. War sie bereits eben so voll? Wie lange hatte er aus dem Fenster gestarrt? Es können nur wenige Momente gewesen sein, er wartete ja noch auf seine Bestellung.
Ein weiterer Gast betritt die inzwischen gut gefüllte und laute Taverne. Es ist Sebastiano, man kennt sich aus dem Myra Club, welcher sich insbesondere für das freie Unternehmertum und ungehinderten Warenverkehr einsetzt. Als einer von eher wenigen setzt sich innerhalb des Clubs Umberto auch für die Freiheiten des Individuums ein. Aus seiner Sicht bedingt das eine das andere und umgekehrt. Das Individuum ist teil der Gesellschaft und die Gesellschaft besteht aus Individuen. Freier Warenaustausch befördert die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt und nützt so dem Einzelnen. Der Einzelne engagiert sich wirtschaftlich und nützt so der Gesellschaft. Umberto versucht ein paar Gesprächsfetzen einzufangen, bei dem Lärmpegel gar nicht so einfach. Wenn Umberto es recht mitbekommen hat, so ist Sebastiano wegen der Tagliatelle gekommen. Er hat sich also das Richtige Essen ausgesucht. Gestik, Mimik und Bewegungsrichtung weisen Richtung Theke zu Enzo. Es scheint als hätte ihn Sebastiano noch nicht wahrgenommen. Wenn Sebastiano allerdings bei Enzo zum Stehen kommt, dann wird es gewiss noch lauter in der Taverne. Enzo will sich sicherlich unterhalten, herzlich und lautstark und wie üblich wird keiner so recht sein Kauderwelsch verstehen und schon gar nicht tatsächlich in einen Dialog mit ihm eintreten können. Außerdem ist es ja noch gar nicht so voll, dass jemand zwingend an der Theke warten muss. Wenn Umberto bereit ist auf etwas Beinfreiheit zu verzichten, dann ist der Platz ihm gegenüber noch frei. Auch beim in der Taverne gilt das Motto Libertà, Uguaglianza, Fratellanza! Auch für die Herren des Myra Clubs, auch für die eher konservativen.

Umberto hebt seine Hand und ruft:
Hey da, ciao Signore Gioia, wenn Sie möchten – bei mir ist noch ein Platz frei!
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Sebastiano Gioia
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Re: Die Osteria „Sturione“

Beitrag von Sebastiano Gioia »

Ah, hallo Claudio! Ja in der Tat, es ist heute ein wenig später geworden...

Sebastiano hat kein Problem damit ein wenig zu warten. Tatsächlich kommt es ihm eigentlich sogar ganz recht. Der bisherige Tag war anstrengend gewesen und ein wenig vor dem Essen zur Ruhe zu kommen würde nicht schaden. Doch plötzlich ruft jemand durch das Local seinen Namen.

Sebastiano wendet sich um, und erblickt Umberto Leocorno am kleinen gemütlichen Kamintisch sitzend. Ein Tisch, an dem er sonst selbst häufig aß und in Gedanken auf den Kanal blickte. Leocorno und er kannten sich aus dem Myra Club. Der ältere Herr stammt aus einer langen Schuhmacherdynastie, und es gehört wohl zum guten Ton der Familie im Myraclub zu verkehren. Mit dessen Idealen jedenfalls scheint der Patrizier oft wenig anfangen zu können, aber nungut, auch Sebastiano musste sich hier und da mit moderneren Ansichten etwas zurück halten, um nicht zu sehr anzuecken. Umberto Leocorno allerdings schien sich wenig daraus zu machen. Der etwas kauzige ältere Mann fiel öfter mal aus der vermeintlichen Rolle und manchmal waren sich die anderen Herren offenbar nicht ganz sicher, ob er es damit ernst meinte, oder nur einen Scherz machen wollte. Sebastiano hatte meist nur beobachtet, selbst noch nicht allzu viel mit ihm Gesprochen. Wirtschaft ist nicht sein Thema.

Er hebt eine Hand, um Leocorno zu signalisieren, dass er ihn wahrgenommen hatte und sich gleich zu ihm setzen würde. Dann wendet er sich wieder an den Wirt.


Offenbar hat sich gerade noch ein Platz ergeben. sagt er etwas verwundert, Leocorno in dieser Taverne anzutreffen.

Ich nehme natürlich trotzdem gerne ein Glas Wein, und... es gibt wieder die Tagliatelle sagtet Ihr? Die waren das letzte mal wirklich ausgezeichnet, die nehme ich gerne wieder. lächelt er mild, nickt Claudio dann kurz zu bevor er sich abwendet und zu Umbertos Platz geht.

Buongiorno Ser Leocorno!
grüßt er den Schuhmacher

Vielen Dank!

Sebastiano setzt sich auf den noch freien Stuhl gegenüber, schaut Leocorno dann freundlich an.

Was führt Euch denn nach San Pietro?
"So sinkt mir der Mut, vor meinen Mitmenschen als Prophet aufzustehen, und ich beuge mich ihrem Vorwurf, daß ich ihnen keinen Trost zu bringen weiß, denn das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revolutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Frommgläubigen." - Sigmund Freud

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