Das Hafenbecken mit Anlegestellen
Lange vorbei sind die goldenen Zeiten des palatinischen Handels, als dutzende Schiffe hier ankerten: der globale Welthandel fordert größere, hochseetaugliche Schiffe, gegen welche die Karavellen und Galeeren des Mittelmeers wie Nussschalen wirken. War der Rio für eine große Zahl solcher Schiffe geeignet, und hatte er den Händlern die Wege nach Konstantinopel und Alexandria eröffnet, so hat Porto Vecchio Palatina längst den Rang abgelaufen. Die Hauptstadt ist immer noch ein Warenumschlagplatz, aber nicht mehr der Ankunftsplatz. Dreimaster oder Galeeren sind selten geworden. Es sind mehrheitlich Lastboote, die zwischen der Stadt am Meer und der Hauptstadt im Landesinneren verkehren. Die Versandung setzte im Laufe des 17. Jahrhunderts ein, nicht zuletzt deswegen, weil sich eine Kontrolle der Wasserwege durch die Behörden nicht mehr lohnte: wozu die teure und schweißtreibende Arbeit, das Hafenbecken von Ablagerungen freizuhalten, wenn sich dieses kaum noch füllte? Die Hafenpromenade, die einst direkt am Wasser verlief, ist heute ellenweit im Landesinneren, neue Gebäude stehen dort, wo sich einst Ankerplätze erstreckten.
So hat sich nur noch etwa ein Drittel der ehemaligen Hafenfläche erhalten. Sie erstreckt sich stromaufwärts vom Ex-Arsenale angefangen. Der eine oder andere Kaufmann besitzt noch ein Schiff, manchmal fährt eine britische Sloop oder Brigg nach Palatina, seltener verirrt sich eine Galeere aus dem osmanischen Reich oder den Barbareskenstaaten hierher. Häufiger sind es Schiffe aus Genua, der Toskana und Neapel, die hier anlegen, so wie seit Jahrhunderten – der lokale Handel mit den nächsten Nachbarstaaten hat sich erhalten. Auch die Lastkähne ziehen noch immer auf den Wassern zwischen San Pietro und Insel her, ankern meistens aber in der Nähe ihres Ziels. Das ein oder andere Kontor hat sich gehalten, die Kaufmannsgilde gibt es dagegen seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Die meisten Häuser gehören Fischern und Muschelsammlern, die ihr Glück versuchen, obwohl die Langzeitwirkungen der Überfischung sichtbar werden. Immer mehr Fischer sind nicht mehr in der Lage, am Ende des Tages einen Fang vorzuweisen, der die Familien ernährt – und sind gezwungen, sich Arbeit in den neuen Manufakturen zu suchen …