Die Zinnbrücke zwischen San Pietro und der Città Nuova
Die älteste erhaltene Brücke Palatinas stammt aus dem späten 14. Jahrhundert; ihre Pfeiler und der eigentliche Übergang haben sich bis heute nahezu im selben Zustand wie vor 400 Jahren erhalten. In all diesen Jahren hatten immer wieder Häuser und Läden, Erker und Türme die Flanken verschlossen: ein Fußgänger, der über die Zinnbrücke spazierte, konnte kaum erahnen, dass er über Wasser ging, war die Brücke doch so verbaut, dass man nichts vom Wasser erahnte. Mit dem Decretum Enrici, einer Verordnung des Herzogs Enrico II., wurden nach einem Stadtbrand alle Schmieden, Gießereien und Essen auf die Zinnbrücke verbannt, da dieser von einem unachtsamen Schmied ausgelöst worden war. Das hatte einerseits eine größere Sicherheit gegen Stadtbrände in Palatina zur Folge; andererseits bedeutet das hinsichtlich des Stadtbrandes von 1654, dass die Brücke umso mehr ein Opfer wurde und die Bebauung ins Wasser stürzte – einzig der Übergang als solcher blieb erhalten.
Nach diesem Schicksalsjahr hatte die Zinnbrücke den Großteil ihrer historischen Überbauungssubstanz verloren. Zwar richteten auch in den nächsten hundert Jahren Schmiede und Gießer ihre Betreiber auf der Brücke ein, jedoch nicht mehr in demselben Ausmaß wie in den Jahrhunderten zuvor. Zusätzlich lockerte die Stadt ihre Auflagen ab der Mitte des 18. Jahrhunderts erheblich, sodass Schmiedebetriebe zumindest in San Pietro wieder erlaubt sind. Seit den 1770ern gab es daher einen Rückbau, der die Auswüchse erfolgreich zurückgeschraubt hat. Heute sind mehrheitlich nur noch Gold- und Silberschmiede vertreten, sowie der eine oder andere Hufschmied für die höhere Schicht. Die Zinnbrücke hat damit auch ihren lauten und rauen Charakter verloren und gilt im Gegenteil als Anlaufstelle der mittleren und höheren Schicht, die das ein oder andere Kleinod erstehen will, und dafür nicht ins Fischerviertel gehen muss.