Return to Monkey Island

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Davide del Bosco
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Das sind ja schon fast shakespearehafte Ausmaße, die Du da skizzierst, aber es trifft die Sache. 😂

Ist halt schade, dass Gilbert im entscheidenden Moment die Cojones fehlen um entweder eine klare Ansage zu machen, oder sonst halt zuzugeben, dass es da Ängste und Erwägungen gibt, die dann im realen Designprozess doch zu Kompromissen führen. Da die meisten Fans ja mittlerweile alle erwachsen sind, wäre das durchaus zumutbar und könnte womöglich sogar auf Verständnis stoßen. Aber natürlich nur, wenn die Kompromisse inhaltlich noch vertretbar sind.

Mein Gefühl sagt mir irgendwie, so schade ich das auch finde, dass diese ganze MI Episode heuer kein gutes Ende nehmen wird. Könnte gut sein, dass es flopt und viel böses Blut herrscht.

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Marco Foscari
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

Ich sollte mir sicherheitshalber mal den Titel Memberberry Island (TM) sichern lassen. :jakobiner:

Der Begriff toxisch wird ja heute für alles und jedes gebraucht, aber in diesem Fall trifft es eben zu, dass Gilbert selbst so eine Mr.-Plinkett-Persönlichkeit war, die auch mit dem Klischee des in die Jahre gekommenen Developers, mit dessen Spielphilosophie keiner mehr etwas anfangen kann, kokettiert hat.

Damit zu einem zentralen Punkt bezüglich Gaming-Industrie, den wir auch immer wieder haben: waren die Spiele früher wirklich besser, oder ist das blanke Nostalgie? Ich denke, dass die Spiele in der Relation zu den damaligen technischen Möglichkeiten und den noch geringen Erfahrungen im Computerspielbereich vergleichsweise besser waren, während heute die Spiele angesichts technischer Möglichkeiten und Erfahrungen eher schlechter ausfallen.

Um nun den Überschlag zu Spengler und dem unvermeidlichen Ende des Abendlandes zu schaffen: die Spieleindustrie hat ihren epigonalen Zustand erreicht und verzweifelt auch angesichts dessen, das alles gesagt und gespielt wurde. Wie schön wäre es, könnte man ein Adventure entwickeln, hätte es Secret of Monkey Island und Fate of Atlantis nie gegeben; wie viel einfacher wäre es, ein Echtzeit-Strategiespiel zu entwickeln, hätte es nie Age of Empires 1 und 2 gegeben; und welches Assassin's Creed hat es je geschafft, an den Kultstatus von 1 und 2 anzuknüpfen? Von Paradox und dem, was sich mit CKIII abzeichnet, wollen wir gar nicht erst anfangen.

Wir warten im PC-Genre auf das, was bei den Serien die Sopranos, House of Cards und Breaking Bad bedeuteten, wissen aber jetzt bereits, dass auch das unterhaltungshistorisch nur ein kurzer Zauber war. Auch hier: das Plus-Ultra-Zeitalter der Spiele endete irgendwann Mitte der 2000er, und seitdem geht es nur noch um Verwaltung, Konservierung, Nostalgie, nicht mehr um heißen Geist, echten Aufbruch und frische Ideen - höchstens noch um ein zeitgeistig-politisches Label ergänzt, etwa mit dem ersten schwarzen Transgender-Sikh in der Hauptrolle. Spielezivilisation statt Spielekultur.
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Davide del Bosco
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Wie recht Du doch hast, und selbst Deine Jahreszahlen kommen gut hin. Ich gehe dann noch ein Stück weiter, lehne mich aus dem Fenster und lege den Scheidepunkt auf 2006 fest:

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Rhye's_ ... vilization

Besser wurde es nie. Und wie trefflich, selbst Originalspiel und Titel passen exakt ❤️

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Marco Foscari
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

Spannende Datierung - denn genau diese Mod war das letzte, was ich von CIV4 gespielt habe, mein letztes CIV, wonach ich die Reihe verließ, auch Anno und anderen wurde ich abtrünnig. 2007 entdeckte ich Europa Universalis III, wo ich wiederum die Mod Magna Mundi für das Non-PLVS-VLTRA hielt. Mit Paradox begann dann bei mir die Phase, dass alles andere unintteressant wurde; nicht so sehr, weil Pdox so gut war, als vielmehr, weil alles andere an Charme verloren hatte und das kleine schwedische Studio mit seinen Ecken und Kanten einfach einen Geist pflegte, der Jahre zuvor woanders verloren gegangen war.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem dann auch das einst kleine Stockholmer Studio den Weg der Masse ging, womit wir unweigerlich bei der Weltstadt angekommen sind. :wein:
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Na, hier spenglert es ja heute Abend fleißig.

Ja, ich hab zwar irgendwann mal Civ 5 probiert, aber das hatte mich nie gepackt, obwohl ich der Idee mit den hexagonalen Feldern nicht prinzipiell feindlich gegenüber stand, da ich Panzer General sehr geliebt hatte. Aber das eine ist Taktik, das andere Strategie. Wie auch immer, daran lag es nicht, dass Civ 5 nicht mehr begeisterte, es war halt das allseits übliche Streamlining.

Bei EU entdeckte ich erst sogar Teil 1 oder 2, das weiß ich nicht mehr so genau. Das WOLLTE ich zwar gut finden, war dann aber von der Komplexität und unzugänglichen Mechanik ein wenig überfordert. Die Tatsache, dass sich grafisch so gar nix tat, außer einer hübschen Karte, erweckte ein Gefühl, dass es hier eigentlich nix zu tun gab. Erst später, so ab Vicky 2 kam ich erstmal wieder rein, bis ich dann ab EU4 dann wirklich bei Pdox gelandet war.

Hab gerade nochmal nachgesehen. Der Daniele Trovato, der Rhye's and Fall gemacht hatte, entwickelt scheinbar seit 10 Jahren einen Nachfolgermod für Civ5, der noch immer nicht fertig ist. Scheint auch keine Zeit zu haben. Dürfte nebenbei Professor für Robotik sein und in der Pandemie einen Roboterpriester gebaut zu haben, da Freunde bedauert hatten in der Pandemie nicht in die Kirche gehen zu können. Zufälle gibt's, die dann letztlich doch keine Zufälle sind 0:)

https://forums.civfanatics.com/threads/ ... rs.671316/

http://rhye.civfanatics.net/gabu/press.php

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

Ich kann nicht rekonstruieren, was genau mich an Civ5 kaltgelassen hat. Es war jedenfalls ein Phänomen, das ich bei vielen Spielen der damaligen Generation spürte; es bestand schlicht daraus, das ich nichts spürte. Ähnlich wie bei Anno habe ich mich schon da gefragt, warum eigentlich Spielreihen immer wieder neue Teile benötigen, was eigentlich der Sinn ist, und ob dieser Drang, Reihen fortzusetzen, nicht teilweise kontraproduktiv ist (insbesondere bei den "Zukunfts-Annos"). Man kann das Rad nach 5 Teilen einfach nicht neu erfinden; es spricht überdies nichts dagegen, einfach neue Spiele zu machen, statt Klassiker bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden (looking at you, Siedler V!), nur, um so zu scheinen, etwas Neues zu liefern, was aber in Wirklichkeit kaum jemand will. Ich habe bis heute auch nicht verstanden, warum die Welt eigentlich "Humankind" braucht.

Bringen wir da kurz EU4 an, das etwas gemacht hat, was kaum ein Nachfolger getan hat und mit das Beste war, was man machen konnte: man hat erst einmal EUIII mit seinen vier Erweiterungen genommen, die Grafik überholt und das ganze Spiel um zwei bedeutende Sachen ergänzt: einmal das komplette Handelssystem samt Handelsrouten (was einer Revolution gleichkam) und eine teilweise Rückbesinnung auf EUII, indem man mit dynamischen historischen Events wieder historischere Ergebnisse erzeugen konnte, was auch definitiv von Magna Mundi inspiriert war. EU4 war bei Release ein rundes und vollständiges Spiel und hätte auch ohne DLC-Schwemme alleinstehen können. Leider hat bereits CKIII gezeigt, dass Paradox einen solchen Wurf - im Sinne Nachfolgerspiel - wohl kein zweites Mal hinbekommt. Schon dort gibt es ja auch einige Memberberries.

Es ist der pure Wahnsinn, was mir allein der Steam-Shop an neuen Spielen aus Genres vorschlägt, die ich vor circa 15 Jahren nicht einmal in dieser Masse hätte erwarten können. Aber es ist kaum etwas darunter, was mich wirklich in der Form reizt, wie es das früher getan hätte. Remakes, Reboots und Fortsetzungen haben dabei den einzigartigen Vorteil, Nostalgie zu verkaufen um sich einzigartig zu machen.

Deswegen ist in dem Fall auch mal ein Vergleich zwischen MI1 und MI2 interessant - denn im Gegensatz zum heutigen Trend war daran so gut wie nichts zum "'membern"; es war im Gegenteil absolut experimentell, alleinstehend und gegen den Strich. Das beginnt schon damit, dass wir keinen der alten Orte aus MI1 besuchen, außer ganz gegen Schluss, und dann auch nur kurz und verfremdet. Die ganze Welt ist die von Monkey Island, aber es sind andere Orte und andere Charaktere. Selbst die uns bekannten Charaktere sind verändert: LeChuck ist ein Zombie, Elaines Verhältnis zu Guybrush komplett anders, und Toothrot und Stan sind leicht abgeändert, zumindest, was ihren "Beruf" angeht. Man merkt, es hat sich etwas in dieser Welt getan und verändert.

Klar: nicht jedem hat der "neue Ton" gefallen. Aber MI2 ist unzweifelhaft ein echtes Monkey Island, das sich aber eben nicht auf den Lorbeeren ausruht, sondern teils anarchisch mit dem Vorgänger umgeht, so, wie man es von dem Spiel auch erwarten würde. Die "Vergangenheit", die nahezu 90 Prozent von Memberberry Island (TM) ausmacht, ist bei MI2 nur für eine Sache da: um sich über Guybrush lustig zu machen, der immer noch mit dieser alten, langweiligen Story angibt.
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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