Return to Monkey Island

Der RPG-freie Bereich; am Schwarzen Brett steht alles, was das Board sonst noch betrifft, der Rest des Casinos steht für Plausch, Foren-Ideen und Nonsens offen.
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Marco Foscari
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Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »



Ja, ich habe mir mal die Mühe gemacht, den Trailer zu zerlegen. Ron Gilbert hat offenbar Angst vor seinem eigenen Spiel. Ansonsten bestünde dieser nicht aus etwa 80 Sekunden reiner Nostalgie und 10 Sekunden neuem Content.

Also los:

'Member MI1-Opening?
'Member the early 90's?
'Member Mêlée Island?
'Member Scumm Bar?
'Member Spit contest?
'Member hanging with Wally in LeChuck's Torture chamber?
'Member Stan's Previously owned Ships? (Because no one members Tales of Monkey Island)
'Member LeChuck's marriage with three monkeys?
'Member Root Beer?
(0:24-0:32: First time I don't 'member!)
'Member Otis being in prison?
(0:36: For a second, no 'member at all)
'Member Voodoo Lady?
'Member Carla?
'Member Insult Sword Fighting?
(0:49: For another second, nothing to 'member)
'Member Murray?
'Member Elaine at the end of MI2?
'Member Giant Monkey Head?
'Member three trials?
'Member Guybrush being able to hold his breath for 10 minutes?
(1:18: Oh, something new!)
'Member Wally in his cartographer room?
'Member beginning of The Secret of Monkey Island?
'Member Loom?
'Member LeChuck being a demon?
'MEMBER THE SECRET OF MONKEY ISLAND?!
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Davide del Bosco
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Ich denke das zentrale Problem ist tatsächlich nicht unähnlich dem, was Rich Evans auch mal nach Force Awakens über Star Wars meinte: Es wird immer so getan als wäre jede Franchise ein unendlicher Hort kreativer Abenteuer, aber wenn es dann um eine Fortsetzung geht, ist die Kreativität meistens nach 2 Teilen aufgebraucht, bzw. man greift aus ökonomischen Erwägungen auf Altbekanntes zurück.

So wie Star Wars in der Rolle der großen Erfolgsserie nie seine Lichtschwerter, Todessterne, und AT-STs überwinden konnte, so ist der wahre Fluch von Monkey Island der, dass es wohl immer länger in der Piratenwelt verweilen möchte, die es eigentlich nicht hergibt.

Ja, ein dritter Teil wäre immer möglich gewesen und hätte ein würdiger Abschluß sein können und müssen. Er hätte damals aber mutiger und erwachsener sein müssen, ein quasi-Abschied von der kindlichen Phantasie (die Theorien dazu kennt Foscari besser als ich), doch stattdessen entschied man sich das Szenario immer weiter zu melken: perpetual adolescence. Ein furchtbar deprimierender Zustand.

Die Ansage von Ron Gilbert vor einigen Jahren war diesbezüglich eindeutig. Der jetzige Trailer zeigt wahrscheinlich eindeutig, dass von der damaligen Ansage wenig übrig ist, bis darauf, dass man aus GrumpyGamers Internetpräsenz ein wenig zusätzliches Guerillamarketing schlagen kann. Angekündigt wurde MI3, und wie Marco heute richtig sagte: "Es wird wohl doch MI6". Und dafür kann ich mich bei weitem nicht so erwärmen...(gelinde gesagt) :(

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Marco Foscari
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

So wie Star Wars in der Rolle der großen Erfolgsserie nie seine Lichtschwerter, Todessterne, und AT-STs überwinden konnte, so ist der wahre Fluch von Monkey Island der, dass es wohl immer länger in der Piratenwelt verweilen möchte, die es eigentlich nicht hergibt.
Das gilt derzeit für einen ganz großen Teil der Film- und Gaming-Industrie. Lieber ein neuer Reboot, ein Remake oder ein weiterer Teil als ausgetretene Pfade zu verlassen. Indiana Jones 5 soll ja auch vor der Türe stehen.

Was mich zu einer weiteren Erkenntnis bringt: gewisse Konzepte gehöre in bestimmte Zeiten. Bleiben wir kurz bei Indy. Ich schätze, ein vierter Teil zu Beginn der 90er wäre möglich und würdig gewesen - siehe Fate of Atlantis. Man war noch im Fluss, man wusste, was die Marke bedeutete, und die Leute standen an der richtigen Stelle mit den richtigen Ideen.

Das Problem ist - und daher knüpfe ich jetzt auch mal bei RLM an, aber bei der Rezension zu Indy 4 - dass auch Regisseure, Drehbuchscheiber, Produzenten, Spieleentwickler etc. eben älter werden, sich entwickeln, ob nun gut oder schlecht. Es stimmt: der Ron Gilbert Anfang der 1990er ist ebenso wenig der heutige Ron Gilbert wie der Steven Spielberg der 80er der Steven Spielberg von heute ist.

Der alte Spielberg ließ Indy im "Tempel des Todes" einfach mal fast zwei Dutzend Leute eigenhändig töten, Opa Spielberg mit Familienfilmen lässt den alten Ford nur einen einzigen Indio ermorden (wobei man auch noch darüber debattieren kann, ob der zurükgespuckte Giftspfeil im Blasrohr nur Betäubung war).

Was mir immer deutlicher wird: man hat schlicht den Zeitpunkt verpasst. Gilbert hatte eine klare Idee für MI3, aber die werden wir weiterhin nicht sehen. Noch schlimmer: uns wird diese Idee als solches verkauft und die Diskussion ist dann erledigt. Wie so oft: viel verschenktes Potenzial.
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Davide del Bosco
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Stimme da eigentlich voll und ganz zu. Bezüglich Indy: auch so ein Fall einer Franchise, bei der man evtl. eine schöne Sache kaputt macht indem man glaubt man könne mehr raus schlagen als eigentlich drin ist. Denn die besten Indy-Teile sind ja 1, 3 und Fate of Atlantis. Indy 2 kann zwar mit ein paar exotischen Set pieces punkten (und die passen da auch gut rein), aber krankt letztlich an Antagonisten die nicht auf Augenhöhe agieren. Eigentlich ein Haufen Wilder, denen man aus postkolonialer Perspektive wohl im Kampf gegen den weißen Mann beistehen würde.

Und Indy 4 (also der Film) hatte mit den Sowjets ja auch nur billige Ersatznazis ins Feld geschickt. Nein, Indy ist dann gut, wenn er die Weltherrschaft der Nazis verhindern muss, alles andere ist mindestens eine Stufe schlechter. Das ist natürlich trashig, aber passt auch zu dem popkulturellen Konzept. Bundeslade, hl. Gral, Atlantis...das sind so die Highlights die man unter dem Oberbegriff "Archäologie und Abenteuer" auch einem Laienpublikum zumuten kann. Klar, El Dorado wäre auch noch sowas gewesen, aber das hätte man halt früher machen müssen.

Man sollte diese Filme und Spiele daher vielleicht auch eher schon als letzte Blüte, quasi als Erhebung zur Kunstform sehen, denn sie alle beruhen auf nochmals niedrigschwelligeren Phänomenen. Indy und Star Wars sind die späte Krönung der früheren Serials, und Monkey Island hat es tatsächlich geschafft aus einer Abenteuerparkattraktion eine Handlung eines tollen Adventures zu schaffen. Das dabei sogar noch ein toller 2. Teil rumkam hatte aber vor allem mit dem Schluss und der Möglichkeit einer "tieferen Ebene" zu tun, die man da hineinlegen konnte, denn ansonsten wäre es in vielerlei Hinsicht ja auch schon eine teilweise Wiederholung alter Prinzipien (Big Whoop -> größere Variante des Schatzes aus Teil 1, statt einer Insel, 4 Inseln, usw.).

Das mit dem weniger Töten beim alten Spielberg mag schon stimmen. Es ist halt auch symptomatisch für unseren veränderten Zeitgeist. Der weibliche Teil der Schöpfung mag die Verbannung von Gewalt aus Unterhaltungsmedien wohl schätzen, aber ob das langfristig nicht mehr Probleme in der Realität hervorruft? Als Kind lachte ich völlig unbeschwert über die Brutalitäten bei Tom & Jerry, und heute überlegt man sich, ob man das einem Kind überhaupt zumuten kann ohne ihm danach eine halbe Stunde zu erklären, dass man sowas in echt nicht macht.

Aber nochmal wegen MI3: Ja, das eigentliche Konzept wird nicht mehr wieder kommen. Ich denke aber, dass es im Falle des "ursprünglichen Plans" für MI3 nicht so sehr eine Frage des Alters oder Reife ist, sondern vielleicht doch auch ökonomische Zwänge. Denn gerade von einem älteren Designer würde ich erwarten, dass er einen "coming-of-age" Abschluss, in welcher Form auch immer, dann auch durchzieht. Selbst wenn man sagt "Pirating is in my blood" ließe sich auch noch in diese Richtung deuten, so spricht der gesamte Tonfall des Trailers doch eine deutlich andere Sprache.

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

Jetzt bin ich ja doch erleichtert, wenn auch nicht überrascht. Bei Indy gibt es ja immer die zwei Fraktionen: die eine bevorzugt 1 und 3, die andere #2. Erst kürzlich erlebt, wie jemand für ToD argumentierte, und ich fast aus allen Wolken fiel.

Wobei natürlich auch Last Crusade das aufgreift, was du eben schon angebrochen hast: im Grunde sehr stark an Teil 1 dran, aber doch auf seine Weise sehr anders, indem diese ganze Vater-Sohn-Story reinspielt; was wiederum im Sinne von Buße, Umkehr und Vergebung sich viel runder mit dem "McGuffin" Heiliger Gral verbindet. Ganz ehrlich: sowohl die Bundeslade wie die Sankara-Steine wären irgendwie austauschbar gewesen, aber in Indy 3 gehen Objekt der Begierde und Sujet als einziges wirklich organisch ineinander über. Ganz ab davon, dass vom OST her #3 sowieso der Beste ist.

Neben El Dorado fielen mir auf Anhieb das Alexandergrab und der Garten Eden ein, der Stein der Weisen und der Kontinent Mu sind ja bereits von anderen populären Serien vereinnahmt. :pfeif:

Ich würde tatsächlich auch MI ähnlich wie SW und Indy als Erben einer klassischen Hollywoodära sehen, denkt man an die Piratenfilme der damaligen Zeit, die wiederum in Disney World verwurstet wurden und von da an Monkey Island wie - Jahre später - Pirates of the Caribbean hervorbrachten.
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Eben. Und irgendwann wird die beste Wurst vegan neu aufgelegt. Spätestens dann wird es Zeit für ein neues Rezept.

Indy 3 profitierte natürlich auch stark von Sean Connery, der in der Rolle wirklich glänzend funktionierte. Prime Harrison Ford und Old-Prime Connery sind ein wirklich überzeugendes Duo, das ist nicht selbstverständlich.

Zu Indy und den Nazis sei noch gesagt, dass diese auch dem Archetypus ein wenig innewohnen. Deutlich wird das, finde ich, vor allem auch wenn man sich Quartermain anschaut, der ja eine Art "Indy für Arme" ist. Auch da ist der erste Film der in allen Belangen erfolgreichere, und siehe da: die Feinde sind die Deutschen, in diesem Fall halt noch nicht Nazis, aber halt Kaiserliche. Die stereotypen Verhaltensweisen (Arroganz, Brutalität, Dumpfheit) sind aber letztlich ident. Die Frage ist nur ob es sich hier um einen anglo-amerikanischen Mythos der Welterklärung handelt, oder ob das mehr mit Spielberg (Indy) und Golan-Globus (Quartermain) zu tun hat.

Was den Gral als "McGuffin" angeht, stimme ich voll zu. Die Bundeslade hat ihren bedeutsamsten Moment in der Szene wo er im alten Buch blättert und Schauergeschichten über sie erzählt. Danach ist es einfach eine Holzkiste und relativ meh. Die Steine schienen mir auch immer ein wenig aufgesetzt, außerdem sahen sie billig aus. So cool die Szene mit dem Herz auch ist, so richtig versteht man nie wofür die das überhaupt machen und was sie damit bezwecken.

Alexandergrab und Garten Eden wären noch interessant gewesen, aber die Gefahr war wohl auch, dass man dann ständig durch irgendwelche Wüsten im Nahen/Mittleren Osten stapft und die Abwechslung mit der Brechstange erzwingen müsste. So gesehen hatte sich Süd-Amerika schon angeboten, aber irgendwie hatte man im 4. Teil auch nie das Gefühl wirklich in Süd-Amerika zu sein, sondern eher auf einem Set mit einer paar Bäumen im Hintergrund.

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

Ach, und ein letztes noch. Um auf das Thema "wieviel gibt die Welt her" zurück zu kommen. Das umgekehrte Phänomen sehen wir bei Tolkien, dessen Mittelerde ja durchaus auch dafür geschaffen wurde um mit unzähligen Geschichten bevölkert zu werden. Aber: dafür fehlt es dann an Kreativität und künstlerischer Integrität. Die vielschichtigen Fundamente Mittelerdes machen es eher schwierig für Unbedarfte um da einfach mal was zusammen zu dichten, da man wohl aus Unwissenheit auf jeder Seite irgendwo den Kanon verletzen würde.

Wo also einerseits zu wenig Fleisch auf den Rippen ist um unendlich viele Geschichten zu entwickeln, ist andernorts die Grundlage so übermächtig, dass den Herrschaften halt auch nix einfällt außer die altbekannten Abziehbildchen jetzt halt auf Elben und Zwerge zu übertragen.

Die anstehende ökonomische Bankrotterklärung folgt wohl nur zwingend auf die bereits eingereichte geistige.

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

Was die McGuffins angeht, ist die Weltgeschichte leider ziemlich rassistisch. Die coolsten Gegenstände liegen eben auf dem Grund jener antiken Welt, die vom Atlantik bis zum Industal reichte. So reich Ostasiens Kultur ist, es fehlt eben jener archäologische Gegenstand, der nicht nur historisch, sondern auch mystisch umrankt ist; beim Alexandergrab denke man allein an die Alexanderromane, wo sich allerlei Übersinnliches finden lässt. Bei China käme einem der Erste Kaiser in den Sinn bzw. sein Grab, aber auch dazu gibt es ja bereits ein Spiel. Vielleicht noch der Stab des Affenkönigs?

Ich finde es übrigens im Nachhinein spannend, dass bei Indy ausgerechnet zwei christliche bzw. ein jüdischer und ein christlicher Gegenstand im Mittelpunkt stehen, und dass die säkulare Belegschaft nach Möglichkeit ganz gut mit dem Sujet umgegangen ist, insbesondere beim Gral. Diese Sensibilität mit dem McGuffin spürt man auch bei Fate of Atlantis, wobei FoA das alles noch auf eine höhere Stufe hebt, indem es noch intensiver als die Filme das Objekt der Begierde so massiv mit der Story verquickt.

Zu den Nazis: das Hauptproblem ist wohl, dass die Sowjets trotz ihres Potenzials als wirkliche Übeltäter niemals das volle Potenzial erhalten können, da die kommunistische Ideologie als reines Böse niemals so verworfen wurde wie die nationalsozialistische. Von der Sympathie für den Kommunismus in allen Bereichen des Establishements, insbesondere Hollywood und Medien, wollen wir erst gar nicht anfangen. Im Gegenteil wird ja in Indy 4 das wieder relativiert, indem die McCarthy-Ära in den USA als ebenso wahnhaft dargestellt wird. Dabei gäbe es ja durchaus Potenzial das "Ideal des Neuen Menschen" im Kommunismus eben als das zu zeigen, was es ist (das wird in Indy 4 zwar teils genutzt, aber nicht so, dass die Sowjets als die absolut bösen Gruselgesetalten auftauchen wie die Nazis). Es müssen wohl die Krauts sein.

Zurück zu Monkey Island: was mir auffällt, ist, dass die gesamte Resonanz auf die ersten beiden Trailer sich dadurch auszeichnet, das fast nur die Grafik Thema ist. Ich habe dieses Thema abgehakt. Es ist mir völlig gleichgültig. Wie ich schon einmal sagte: es ist jetzt nicht mehr die Frage, ob wir MI3 bekommen, sondern ob wir ein solides Spiel bekommen. Und das wird nicht an der Grafik, sondern an den Rätseln liegen und ob Gilbert nur auf Atmosphäre setzen will oder eben auch auf ein ECHTES SPIEL.

Das Schicksal des Adventures ist es geworden, als Film abzulaufen, in dem man ab und an eingreifen darf. Es gibt da mittlerweile einige Beispiele mit völlig aus der Bahn geratener Balance. Einerseits so wenige Gegenstände und Möglichkeiten, dass man allein anhand des Inventars weiß, was man einsetzen muss; andererseits frustrierende Rätsel oder zu realistische, die uninteressant herüberkommen. Dass man bei MI1 etwa das Idol am Meeresgrund mitnehmen muss, wie man das Gummihuhn mit Karabinerhaken einsetzt oder was es mit dem Kopf des Navigators auf sich hat - das bleibt mir ebenso im Gedächtnis wie die Hebung eines Galeons-Affenkopfes in MI2, den man nur heben kann, wenn man die Position mithilfe eines Buchs aus der Bibliothek klären kann. Das war eine der großen Stärken Gilberts, dass die Rätsel interessant und unterhaltsam waren. Daran werde ich größtenteils meine Bewertung des Spiels festmachen. Nicht zuletzt, weil ich mir häufig selbst den Kopf über "kluge" Rätsel zerbreche ...
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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Davide del Bosco »

https://www.golem.de/news/ron-gilbert- ... 66545.html

Die Dünnhautigkeit würde ich noch verstehen können, aber so zu tun als ob einfach "ein Teil der Fans" nur retro möchte, ist unehrlich. Hätte Ron nicht selbst anno 2013 seine Liste gemacht, gäbe es die Diskussion wohl nicht (oder zumindest weniger). Wer damals sowas rausgehauen hat, darf zwar seine Meinung ändern, sollte dann aber nicht so tun als hätte es die Aussage von früher nicht gegeben und diese nicht so einfach abtun. Das muss er zwar nicht, aber andererseits müssen die Fans ja auch nicht alles gut finden.

Nebenbei geht es hier, denke ich, um viel mehr als nur den Grafikstil. Es geht darum ob die Hoffnung von Ron ein echtes Monkey Island zu bekommen nicht auch noch auf vielen anderen Ebenen enttäuscht wird. Mit anderen Worten, wäre der Trailer mehr als nur Memberberries, die Leute hätten vielleicht was anderes um drüber zu reden, als nur über Charakter X oder Y der nun hässlich aussieht.

Instinktiv kommt in der Grafikdiskussion die Angst um Ausdruck, dass es womöglich doch nicht das "echte" MI3 wird, das man sich seit 2013 erhoffte. Denn das ist ja der Punkt: der Post aus 2013 war die Bestätigung aller "Verschwörungstheorien" von Leuten die instinktiv wussten, dass alles was nach MI2 kam mit dem originalen Konzept nicht mehr viel zu tun hatte. Und jetzt spüren die Leute langsam aber sicher, dass das neue MI wohl doch eher eine Fortsetzung aller Teile, denn die "wahre Geschichte" wird.

Meine 2 Cent.

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Re: Return to Monkey Island

Beitrag von Marco Foscari »

De facto kommt Ron Gilbert die Kaprizierung auf die Grafik gelegen, um von den viel größeren Wortbrüchen abzulenken.

Die Sache ist die: dass wir über das kommende Memberberry Island jetzt schon vor Erscheinen so herziehen, hat ja nicht zuletzt mit jener kritischen Einstellung zu tun, die der Grumpy Gamer Gilbert selbst zwei Jahrzehnte vorgelebt hat. Die spannende Frage wäre, wie Gilbert über Gilbert urteilte, wäre das kommende Memberberry Island von jemand anderem. Dagegen wirkten wir wie Lausbuben.

Die Ironie ist nicht zuletzt, dass Gilbert nicht nur selbst über Jahre kaum zu erfüllende Träume genährt hat, sondern auch auf seine Fans und die damit zusammenhängende Fankultur von Monkey Island eingewirkt hat. Nun richten sich die von ihm herangezüchteten Grumpy Gamer gegen ihn. Sie sind nur ein Spiegel des 2013er Gilbert. Theoretisch ist dieses Drama ein eigenes Adventure wert.
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