Das Opernhaus „Ermelino“

Das schmucke Kanalviertel beherbergt den selbstbewussten Mittelstand der Stadt, in dem aufklärerische und jakobinische Ideen Fuß gefasst haben. Das Kaffeehaus, die Akademie und die Freimaurerloge gelten als intellektueller Treffpunkt und politischer Unruheherd.
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Die Signoria
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Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Die Signoria »

Das Opernhaus „Ermelino“

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Das Opernhaus steht an einem traditionsreichen Ort. An derselben Stelle erhob sich schon vor fast dreihundert Jahren das Stadttheater desselben Namens, das unglücklicherweise einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel, nachdem ein umgefallener Kerzenständer eine Kettenreaktion ausgelöst hatte, und auch die angrenzende Contrade verwüstete. Die Oper und ihre Umgebung wurden danach völlig umgebaut. Das Gebäude, das sich in der Renaissance am Rande San Paolos befand, ist heute zu einem Zentrum des Stadtteils geworden, was die Prachtbauten am Opernplatz verdeutlichen.

Das Interieur der Oper selbst ist dabei in einem üppigen Rokokostil gestaltet, dessen Tapeten nach Puder, Schminke und Perückenstaub riechen. Keine Ecke, die nicht mit Blattgold und Stuck verziert ist! Wandgemälde und Glasleuchter mit mindestens vierundzwanzig Leuchten begleiten den Opernbesucher auf Schritt und Tritt, bis sich ihm der gewaltige Opernsaal öffnet, der sich durchaus mit jenen in den großen Metropolen Europas messen kann. Palatina beschäftigt eine ganze Reihe von Musikern und Komponisten, um den Bühnenbetrieb in Schwung zu halten. Große Künstler wie Cherubini und Mozart haben das Ermelino besucht und die Akustik genossen. Der Opernbetrieb ist so wichtig geworden, dass Theateraufführung mittlerweile an anderen Orten stattfinden; es bestehen sogar Überlegungen, auch die Konzerte auszulagern, weil die vergnügungssüchtigen Palatiner mittlerweile jeden Monat eine neue Oper erwarten – und zeitgleich auf ihre Lieblingsstücke bestehen. Für manchen ist der Opernbesuch eine tägliche Institution geworden. Ein böses Sprichwort sagt, dass die Palatiner Opern mittlerweile wie Hermeline fressen – möglicherweise mit ähnlichen Nebenwirkungen.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Marco Foscari
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Re: Das Opernhaus "Ermelino"

Beitrag von Marco Foscari »

Musik spielt. Auf der Bühne stehen eine Frau in Bäckerschürze und ein mit Skimitar bewaffneter Orientale in übertrieben schwarzem Gewand. Im Hintergrund eine Backstubenkulisse aus älterer Zeit.
Plötzlich greift die Bäckerin nach einem Backblech – und zieht dem Araber damit eins über. Aus dem Publikum schallt Gelächter. Während die aufgebrachte Frau den Mann weiter mit dem Blech traktiert, fängt dieser an zu singen. Das Stück beginnt.


Au! Au, au, au! Au-au-au-au-au! Au! Au, au! Au. Au-au-au-au-au!
Back-blech! Ja dieses Back-blech! Sie hat ein Back-blech! Ein blödes Back-blech!
Und sie haut zu, ja immerzu, so haut sie zu! Und ohne Ruh‘!


Lautes Lachen geht durch die Reihen des Ermelino, ein Patrizier nutzt die Perücke seines Vordermannes, um sich Tränen aus den Augen zu wischen, ein Nobile verliert gar drei seiner siebenundachzig Schönheitsflecken aus dem Gesicht, während eine Cittadina ihr Limettengetränk über dem eigenen Kleid ausschüttet.
Das Stück beginnt von neuem, nun ist die Dame mit ihrem Teil dran.


Ich, ich hau – den Salim jetzt zu Brei! Dann – ist’s aus, mit Schweinearab’rei‘!
Viel-leicht auch mit dem Nu-delholz! Hau ich ihn entzwei! Das war’s mit Muselei!
Und ich hau‘ zu, ja immerzu, ich hau ihn zu! Und ohne Ruh‘!


Johlen, Applaus, eine ganze Reihe von Männern und Frauen mit extravaganten Westen aus Seide und Goldfäden liegen sich in den Armen und schütten Champagnerflaschen aus. Jemand fällt vom Stuhl.
Einzig in der Ehrenloge ist jemand überhaupt nicht amüsiert.


Das ist doch jetzt auch nur wieder die hundertste Auflage vom „Araber und der Bogenschützin“ aus der Aurianischen Staatsoper.

Foscaris Augenlider hängen müde herunter, als sähen sie sich getäuscht. Während der ganze Saal johlt, applaudiert, und die Darsteller das Stück weitertreiben, indem die Schauspielerin ihren Kollegen jetzt auch noch mit alten Keksen bewirft – senkt der Mann in der Ehrenloge nachdenklich das Opernglas.

Und selbst das war auch schon ein Plagiat …
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Marco Foscari
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Re: Das Opernhaus "Ermelino"

Beitrag von Marco Foscari »

Das vorhersehbare Stück nimmt seinen Lauf. Foscari bleibt kühl wie genervt. Er murmelt den Text schon vor sich hin, bevor ihn die Oper überhaupt zitieren kann.

Du! Teilzeit! Impulsive Fur-je …!

Du! Teilzeit! Impulsive Fur-je …! singt der falsche Araber

Du! Bringst mich! Nicht in die Bredoui-lle!

Du! Bringst mich! Nicht in die Bredoui-lle!

Er rollt mit den Augen. Was für ein verschwendeter Abend. Es gab offensichtlich wirklich nichts Neues unter der Sonne. Gelangweilt blättert er durch das Programmheft, wirft einen pikierten Blick auf die Bühne, wo gerade eine Türe herausgerissen wird, kehrt dann wieder zum Heft zurück – um festzustellen, dass noch neun weitere Akte zu ertragen waren.
Er lehnt sich zurück, atmet dabei laut durch die Nase aus.
Unten geht die Darbietung ungestört weiter.


Ich war in Spanien!

In Spanien?

Spanien! Spanien!

Du warst in Spanien?

In Spanien!

Spanien, Spanien?!


Dem Foscari schwant Übles.

Großer San Leone, die ziehen das durch, wirklich durch.

SPANIEN! SPANIEN! SPANIEN!

Er vergräbt sein Gesicht in Hände und Programmheft.
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Marco Foscari
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Re: Das Opernhaus "Ermelino"

Beitrag von Marco Foscari »

Messer?

Foscari senkt das Programmheft. Lattepizzicato hat sein Haupt zu ihm gesenkt und sieht ihn fragend an.

Mir scheint, Ihr seid unzufrieden?

Nein, ich bin nicht unzufrieden betont Foscari ich bin zutiefst beleidigt. Der „Serenissimo“ will meine Opernbesprechung für dieses grässliche Stück. Wäre ich nur unzufrieden, könnte ich gehen.

Aber wenn Ihr sagt, dass Ihr das Stück sowieso kennt – könnt ihr dann keine Rezension schreiben, auch ohne das Stück gesehen zu haben?

Foscari denkt nach. Seine Augen schweifen kurz zur Schauspielerin runter – die für die Rolle eine viel zu wenig schrille Stimme hat, wie er findet – dann wieder zu Lattepizzicato. Sie wechseln Blicke.
Dann erhebt er sich plötzlich


Mein Stock und mein Hut, sofort.
In dem Moment, da sich der Staat von seinen kulturellen Fesseln löst – der Kirche, zivilen Institutionen, Sitten und Bräuchen – wendet sich nicht nur der Bauer gegen den Adligen, sondern auch der Arme gegen den Reichen; aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst. - Vittorio Barzoni

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Enrico Albizzi
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Re: Das Opernhaus "Ermelino"

Beitrag von Enrico Albizzi »

Marco Foscari hat geschrieben:
Samstag 9. Mai 2020, 01:48

Einzig in der Ehrenloge ist jemand überhaupt nicht amüsiert.
Einzig?
Nein! Auch neben dem Eingangsportal an die Wand gelehnt steht eine Person, die sich nicht für das Stück begeistern konnte. - Nicht, dass Enrico es überhaupt versucht hätte.
Bei der ersten Gelegenheit hatte er sich, das Glas Champagner in der Hand, aus dem Saal gestohlen.

Irgendjemand hatte es für eine gute Idee gehalten, die jungen Offiziere zu "etwas Kultur" zu verdonnern, und diesen Opernbesuch für alle neuen des Regiments anberaumt. Während einige Kameraden sogar Gefallen an dem simplen Humor des Stückes fanden und die anderen damit zufrieden waren sich auf Kosten des Esercito mit alkoholischen Getränken vollaufen zu lassen, war Enrico einfach nur genervt.

Da war nicht nur dieser hysterische Gesang, nein auch der Inhalt des Stücks. Die Darstellung des unbeherrschten Verehrers als feindseligem Araber ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß! Umso erstaunlicher, dass die konservativen Teile des klassischer Weise zwischen den Protagonisten gespaltenen Publikums nicht selten für den Mann aus dem Osten Partei ergriffen und sich vielmehr über die viel zu aufmüpfige Bäckerin echauffierten.

Dabei kann Enrico sie gut verstehen. Oder vielmehr nicht! Es ist schlicht nicht einleuchtend, warum so eine unabhängige, selbstbewusste Frau sich auf eine derart patriarchalischen und rücksichtslosen Mann einlassen sollte. Vollkommener Unsinn! Vorurteilsbeladene Stereotypen, zwanghaft gegenübergestellt zur Belustigung des Publikums! Erbärmlich.

Enrico rollt mit den Augen und nimmt einen Schluck aus seinem Champagnerglas.
Eine Hand in der Hosentasche, und einen Fuß an die Wand hinter ihm gestützt gleitet sein Blick über den Opernplatz in abendlicher Dunkelheit und Leere.

In Frankreich, so ist er sich sicher, spielte man bestimmt ganz andere Dinge; aber in Palatina ist dies natürlich "Kultur", denkt er grimmig. Schlimmer noch: In weiten Teilen der Bevölkerung gilt "Der Araber und die Bäckerin" bis heute als Palatiner Urwerk, als Tradition und Inbegriff der palatinischen Gesellschaft.

Enrico schnaubt verächtlich.
Auf diese Art von Gesellschaft kann er gerne verzichten!
Suicidal, violent, tragic state of mind; lost my halo, now I'm my own Antichrist! I'm running out of Teardrops, let it hurt 'til it stops, I can't keep my grip, I'm slip pi ng a w ay f r o m m e. Oh God! Everything is SO FUCKED! but I can't feel a thing... - BMTH: Teardrops

Otrabe Krampus
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Re: Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Otrabe Krampus »

Otrabe der Nachtwächter der Città Antica, ist nicht wegen des Stückes in der Oper, sondern um nachzusehen, wer um diese Zeit mal wieder nicht zuhause ist. Insbesondere auf Foscari hat er ein Auge. Von dem Gesang und dem Verlauf des ihm bereits bekanntes Stückes genervt brummelt er sich in den Bart.
Das vierte Mal in diesem Monat!
Was bin ich froh, dass ich hier keinen Eintritt zahlen muss. Und wer sitzt hier natürlich wieder herum? Der werte Herr Foscari! Und ich muss mir wieder die Nacht um die Ohren schlagen, weil er danach schreibt und bei brennendem Kerzenlicht einpennt. Irgendwann zündet er noch die ganze Stadt an.
Er sollte lieber vor der Oper stehen und all diese besoffenen und dekadenten neureichen Schnösel beschreiben, wenn diese aus der Oper torkeln und wie die Schweine an altehrwürdige Gebäude pinkeln. Die kreischenden Damen, das Gejohle, all die Peinlichkeit. Und das mit all dieser aufgedonnerten Kleidung und all dem Puder und der Schminke.
Das wäre fürwahr ein wirklich schönes Stück.
Allerdings würde er dafür unter dem Fallbeil enden. Die gesamte Stadt besteht aus verschrobenen ...
Ich gehe lieber raus sonst platze ich.
Otrabe verlässt das Gebäude, aber nicht ohne vorher Enrico zurechtzuweisen.
FUSS VON DER WAND DU FERKEL!

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Marco Foscari
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Re: Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Marco Foscari »

Foscari verlässt gerade seine Loge und geht hinunter in den Saal, der Stock tackt im Rhythmus auf den Flur, den Hut hat er sich ins Gesicht gezogen. Trotz Vorstellung und Abreise entgeht ihm das Gezeter nicht: den Nachtwächter kennt man.

Dass sich die Armee immer noch ein paar Kerzenlöscher wie ihn hält, um des Nachts die Laternen auszupusten, das kann ich verstehen, weil es keiner tun will; aber warum es ausgerechnet einer sein muss, der dabei die halbe Stadt aufweckt ...

Er zuckt mit den Schultern

Wahrscheinlich hat man ihm seit der Übernahme durch die Armee kein einziges Mal den Lohn erhöht.

Gutes Argument, Lattepizzicato.

Hier geht es weiter
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Adriano Braccioleone
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Re: Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Adriano Braccioleone »

Enrico Albizzi hat geschrieben:
Dienstag 23. Juni 2020, 23:24
Enrico schnaubt verächtlich.
Auf diese Art von Gesellschaft kann er gerne verzichten!
Kaum denkt Enrico das, zischt ein Streichholz in seiner Nähe.

War doch eine gute Vorstellung. Ich glaube, ich könnte mir täglich die "Bäckerin" anschauen. Ausgezeichnetes palatinisches Kulturgut.

Tabak bläst in Enricos Richtung. Adriano pafft an einer Zigarre, schaut ihn etwas höhnisch an. Es ist nicht ganz auszumachen, ob er das ernst meint; Adriano wäre zuzutrauen, dass er dies nur sagt, weil er die Miene des "Kameraden" gesehen hat, und der gar nicht über das Stück erfreut ist. Dass er den Albizzi dabei einqualmt, stört ihn nicht weiter.

Auch eine Zigarre?

Seine Augen fixieren Enrico. Sein Blick wirkt zuerst schelmisch, dann listig.
In einer Revolution wie im Roman besteht der schwierigste Teil darin, sich das Ende auszudenken. - Alexis de Tocqueville

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Enrico Albizzi
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Re: Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Enrico Albizzi »

Genervt starrt Enrico aus dem Halbdunkeln dem Nachtwächter hinterher. Wie hatte dieser [strike] alte Sack[/strike] ihn in der Dunkelheit überhaupt so gut sehen können? Das Licht der Nachtwächterlaterne verschwindet langsam in einer der Gassen und Enrico denkt gar nicht daran der Aufforderung Folge zu leisten. Er ist immerhin kein kleiner Junge mehr den man beliebig herumkommandieren kann.

Ärgerlich nimmt er noch einen Schluck aus seinem Champagnerglas, als ihn ein knisterndes Zischen aus den Gedanken reißt.

Verdutzt und zunächst beinahe etwas erschrocken schaut Enrico zur Seite und in das Gesicht Adrianos, welches von dem brennenden Streichholz erhellt wird, als dieser sich die Zigarre anzündet.

Wie lange stand er schon da? Er war doch noch nicht hier draußen gewesen, als er selbst heraus kam. Aber ankommen hatte er auch niemanden gehört. Egal.

Enrico greift nach einer der Zigarren.

Zwar misstraut er der gönnerischen Art des Nobile, und seinen Statusgütern ohnehin; doch andererseits... eine gute Zigarre sollte man nicht ausschlagen.


Danke
sagt er möglichst unvoreingenommen.

Na so häufig wie das gute Stück aufgeführt wird dürftet Ihr dem ja beinahe nachkommen können. 0:) kommt er dann auf dessen vorige Bemerkung zurück, ohne sich festlegen zu müssen wie er den Satz verstanden haben soll. *

*HILFE mein Charakter ist vorsichtig und diplomatisch. Das fühlt sich merkwürdig an! ;) :lol:
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Adriano Braccioleone
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Re: Das Opernhaus „Ermelino“

Beitrag von Adriano Braccioleone »

Adriano sieht zufrieden, wie sich Enrico eine Zigarre nimmt und anzündet. Der misstrauische Albizzi war also wenigstens dem Tabak nicht abgeneigt. Gut zu wissen.

"Gut zu wissen" - ein banaler, aber kein unwichtiger Gedankengang. Adriano wusste, dass der Zugang zu Menschen nur über einen einfachen, aber nicht immer konfliktfreien Weg führte: man musste wissen, was sie im Innersten wollten. Das bedeutete nicht nur bloßes Begehren, Genuss oder Erfolg. Es bedeutete auch zu einem großen Teil, wie man auf die Welt scheinen wollte. Es war wichtig, der Außenwelt zu signalisieren, was man glaubte, zu sein. Und man stieß auf Gefälligkeit, wenn man sie darin bestätigte.


Ich habe zu viel Zeit. Das Leid eines Nobile. Entweder, man entwickelt Manien, um nicht an die Langeweile zu stoßen; oder aber man genießt und verprasst. Langeweile hat so manch einen Braccioleone getötet. Meine Vorfahren pflegten es, deswegen ins Feld zu ziehen. Nervenkitzel, Ihr wisst.

In der Dunkelheit glüht das Ende der Zigarre. Adriano schnaubt Qualm aus der Nase aus, schaut dann Richtung Himmel, als sei er abgelenkt von einem Stern zwischen den Wolken.

Ambition kann eine Last sein, Ser Albizzi. Manche wissen gar nicht, was dieses Getriebensein bedeutet. Weil Faulheit voller Süße ist. Deswegen schmecken überreife Früchte so ekelhaft süß, bevor sie ganz verderben.

Er wirft einen Blick zurück auf Enrico

Glückwunsch zur Beförderung.
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