Das Casino „Oceano“

Das schmucke Kanalviertel beherbergt den selbstbewussten Mittelstand der Stadt, in dem aufklärerische und jakobinische Ideen Fuß gefasst haben. Das Kaffeehaus, die Akademie und die Freimaurerloge gelten als intellektueller Treffpunkt und politischer Unruheherd.
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Die Signoria
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Das Casino „Oceano“

Beitrag von Die Signoria »

Das Casino „Oceano“

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Das Casino „Oceano“ ist eines von sechs Casinos in Palatina. In der jährlichen Preisvergabe für das beste Casino der Stadt hat es letztes Jahr den zweiten Platz erreicht. In der Umgangssprache wird es auch „Casino San Paolo“ genannt, da es nicht nur das einzige Casino in San Paolo ist, sondern zugleich eines der größten Gebäude des Viertels. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das erste Casino des Viertels - im Gegenteil, es ist chronologisch bereits das dritte - es handelt sich nur um das einzige noch in San Paolo bestehende. Es wird vor allem von der Oberschicht und der oberen Mittelschicht frequentiert.

Historisch war das große Gebäude einst der Sitz der Großen Gilde von Palatina. Nach deren Niedergang und faktischen Auflösung in mehrere Zünfte, die sich überdies in der Città Nuova angesiedelt haben, stand das Gebäude für einige Zeit leer. Angesichts des aufstrebenden Bürgerviertels und der Vergnügungssucht dieses Zeitalters dauerte der Zustand jedoch nicht lange an. 1766 kaufte Daniele IX. Oceano das Gebäude, um darin das vierte Casino Palatinas einzurichten. Eine Auflage der Stadt war es, dass der Eingang des Vergnügungsparadieses nicht in Richtung Paulusplatz ausgerichtet sein dürfte; man befürchtete wohl, dass Messbesucher und Casinosüchtige sich auf demselben Platz tummeln könnten und das sowieso schon beschädigte Renommee der Stadt noch weiter ankratzten.

Daniele IX. ließ das Gebäude stark umstrukturieren: der eigentliche Gildeneingang wurde abgerissen, die Handwerkerskulpturen teils veräußert, teils wurden sie in Privatbesitz überführt. Der neue Eingang mit Überdach zeigt wie verordnet Richtung Straße. Die Hauptfassade ist demnach ebenso auf die Straße ausgerichtet; in diesem Zusammenhang wurde das Gebäude in weiten Teilen modernisiert und dem Geschmack der Zeit angepasst. Die Büros wurden zugunsten großer Salons eingerissen.

Das "Oceano" besteht im Erdgeschoss aus Roulettes, Spieltischen mit Kartenspielen, einer Bar mit Restauranttischen und einer Bühne. Preziosen wie Statuen, Rokoko-Gemälde und blattgoldertrunkene Wände runden den Eindruck ab. Dicke Brokatvorhänge verhüllen die Wege zu Arbeitsbereich und Küche. Abendvorstellungen beinhalten Gesang und Angebote von Alleinunterhaltern. Der zweite Stock bietet Salons für den Rückzug, die Räume prägen extravagante Spiegel, Teppiche und Möbel mit Damastbezug. Das Angebot reicht von erquicklichen Wettspielen - Oceano soll hier schon Igelwettrennen und Affentheaterspiele aufgeführt haben - über erlesene Speisen bis hin zu delikaten Damenbesuchen. Im obersten Stock sind Verwaltung, Büros und die Räumlichkeiten von Oceanos Erben, Daniele X. Oceano, untergebracht.

Orientierung:

Erdgeschoss: Roulette, Spieltische, Bühne, Bar

1. Etage: Luxuriöse Salons mit Sonderangeboten des Hauses

2. Etage: Verwaltung, private Räumlichkeiten Daniele X. Oceans

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NPCs:

Herr Seidenstrumpffiasko (blau/##0000FF): Croupier. Höflich, fein und eiskalt wie ein toter Pinguin.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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La Femme
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Re: Das Casino „Oceano“

Beitrag von La Femme »

Sette e mezzo?

Vingt-Un.

Herr Seidenstrumpffiasko hebt eine Augenbraue. Nicht verächtlich, sondern wissend. Sie hatte es vorher für Arroganz gehalten, weil er sich wunderte, warum sie die französische über die italienische Variante stellte, doch es stellte sich heraus, dass er die Wahl nur exquisiter fand. Die meisten bevorzugten das italienische Deck, das an den meisten Tischen verwendet wurde. Für die französische Variante brauchte es französische Karten.
Natürlich ist Herr Seidenstrumpffiasko vorbereitet.


Also wie immer.

Die Unruhe im Casino, die klimpernden Münzen und die Musik auf dem Klavier bleiben im Hintergrund. Über grünen Samtbelag schiebt sie ihren Einsatz. Der Croupier mischt die Karten, die ein angenehmes Reibegeräusch zwischen seinen Handschuhen erzeugen. In einem goldumfassten Spiegel auf veronesischem Marmor sieht sie ihr eigenes Profil, an ihren Lippen hängt ein zartes Glas mit einem erfrischenden Getränk aus Limone, Eis und Minze.

Herr Seidenstrumpffiasko lässt die zwei gleichgroßen Kartendecks an seinen Daumen vorbeirasen.


Eine schöne Summe.

Lukrativer Auftrag.

Also wie immer.

Sie lächelt. Herr Seidenstrumpffiasko war ein höflicher Mann, der es gelernt hatte, nicht nur ein guter Spieler zu sein, sondern auch mit seinen Gästen gut umzugehen. Es gab eine gewisse Routine. Aber La Femme empfand sie als wohltuend. Gewohnheit und Routine waren in ihrem Feld eine Wohltat, die sie genoss.

Der Croupier gibt ihr zwei Karten. La Femme fährt mit der flachen Hand über sie, schaut sie nur einen kurzen Moment an, lässt sie verdeckt vor sich liegen.


Ich nehme noch eine.

Eine weitere Karte gesellt sich dazu. Auch Herr Seidenstrumpffiasko bedient sich am Stapel.

La Femme sieht auf den Einsatz. Ein Rest des Geldes, das sie von Campari erhalten hatte. Ein launiger Rest, wie der Bodensatz auf ihrem Glas.
Sie hebt die flache Hand.


Keine weitere Karte.

Ihr seid vorsichtig.

In meinem Metier muss man vorsichtig sein. Ich kaufe mich nicht tot.

Sie deckt auf. Eine Dame, eine Drei und eine Fünf.

Er deckt auf. Zwei Buben.


Die Bank gewinnt.

Launig greift La Femme nach dem Glas.

Also wie immer ...
Wenn ein Mann seinem eigenen Ruin zustrebt, dann leistet ihm ein Gott Hilfe. - Aischylos

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