
Die Akademie entstand im Jahr 1713 und wurde von palatinischen Gelehrten ins Leben gerufen, die in Großbritannien von der Royal Society inspiriert wurden. Im Gegensatz zur Royal Society war die „Società per lo sviluppo della conoscenza naturale“ (wie sie offiziell hieß) nie eine staatliche oder gar nationale Einrichtung, sondern blieb frei von politischer Einmischung. Die Gründung erfolgte durch Ex-Universitarier, die mit den Forschungsmethoden der Universität nicht übereinstimmten und ihren ehemaligen Kollegen Engstirnigkeit und übertriebenen Konservatismus vorhielten. Zudem blieb der Lehrbetrieb in der Akademie von Anfang an auf wenige Studenten beschränkt, während die Universität sich stets als breit aufgestellte Lehranstalt sah.
In ihren ersten Jahren wurde die Akademie massiv vom Patriziat und der progressiven Nobilität unterstützt. Der Grundstock war die Bibliothek von Baldassare dell’Ulivo, der diese der neugegründeten Gesellschaft im Jahr 1715 schenkte. Da sich die Akademie vor allem naturwissenschaftlichen Feldern zuwandte, erhofften sich die Patrizi Verbesserungen für die Schifffahrt und die Nobili Neuerungen in der Agrikultur. Tatsächlich lieferten die Akademiker nach zehn Jahren neue Erkenntnisse zur Entwässerung von Sümpfen und Urbarmachung von Land in der Bassa Mandrana, ansonsten machten sie sich einen Namen für die Einführung französischer und britischer Erfindungen in Palatina.
Bald wurde die Akademie zu einem veritablen Konkurrenzprojekt der schwerfälligen Universität, die bereits seit Jahren in der Krise steckte. Viele Gelehrte wechselten von der Città Antica in die Città Nuova, als die Akademie ihr Angebot auch um eine philosophisch-historische Sparte erweiterte. Studenten rissen sich darum, hier lernen zu dürfen, doch die Akademie beharrte auf ihrem hohen Niveau. Die Universität war zu einer Bildungseinrichtung zweiter Klasse degradiert worden. Nach dem Erdbeeben von 1743, das die Altstadt schwer beutelte, unterließ man einen Wideraufbau der niedergewirtschafteten Universität. Buchbestände wechselten mit Gelehrten an die Akademie, die über Jahre durch Spenden und Schenkungen immens gewachsen war.
In der Folgezeit erweiterte die Akademie nicht nur ihren Hauptbau – in dem sich weiterhin die naturwissenschaftliche und mathematische Abteilung, sowie die Bibliothek befand – sondern gründete auch innerhalb der Stadt neue Institute. So entstand in San Paolo eine eigene Kunstakademie mit Gemäldegalerie, in der Città Nuova errichteten die Akademiker ein Observatorium. Die Geschichte der Akademie ist damit eine der wenigen palatinischen Erfolgsgeschichten des 18. Jahrhunderts – aber sie hat ihren Preis.
Denn die Società academica di Palatina – wie sie mittlerweile nur noch genannt wird – ist zugleich einer der Brandherde liberalen Gedankenguts. Kein Professor, der nicht im Kaffeehaus über die Revolution redet oder in Clubs über Menschenrechte debattiert; wenige, die ihren akademischen Nachwuchs nicht mit dem Feuer liberaler Ideale anstecken oder provokante Schriften verfassen; kaum jemand, der nicht am Wochenende die aufrüherischen Revolutionsdramen im „Leocorno“ verfolgt oder verbotene Schriften aus Frankreich weiterschmuggelt; und nur einige Ausnahmen, die nicht in der Freimaurerloge Mitglied sind, oder wenigstens mit einem Mitglied befreundet sind.
Das Militär hätte die Akademie längst dichtgemacht – wenn nicht einige der besten Artilleristen an der mathematischen Sektion ihre Erkenntnisse gewonnen hätten, und man um die militärtechnologischen Meilensteine bangt, die hier gewonnen werden.
Orientierung
Erdgeschoss: Große Halle mit Information, Lehrräume, Verwaltung
1. Etage: Forschungsräume, Laboratorien, Bibliothek
2. Etage: Professorenbüros, Akademiekasse, Sitzungssäle