Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Die Insel in der Mitte Palatinas ist die Heimat des vermögenden Bürgertums und niederen Nobili. Geographisch immer noch der Kern Palatinas, hat die Neustadt ihre Bedeutung als Stadtzentrum verloren. Anders als die übrigen Viertel ist es keiner Ideologie zuzuordnen und gilt noch am ehesten als Refugium des normalen Stadtlebens.
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Giuseppe Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

Giuseppe verliert beinahe das Nachtlicht aus der Hand, als er den Vater stürzen sieht - nicht aus Schreck, sondern weil er sich fast in die Haare greift.

Chicco! Was hast du angestellt! Du Hornochse!

Ja, das war komplett angebracht. Während Lorenzos Schicksal völlig ungewiss ist, musste erst einmal Enrico sein Fett abbekommen. Und das völlig zu recht: denn - so war ja die Logik - wenn Enrico nicht zur unmöglichsten Geisterstunde zuhause auftauchte, wäre sein Vater in gar nichts involviert gewesen! Ergo: ohne Enrico, kein Sturz. Hieß im Umkehrschluss: Enrico hatte Lorenzos Sturz erst verursacht!

Nur weil du Nachts noch um die Häuser ziehst und denkst, dass jeder so viel Freizeit hast wie du, ist jetzt unser armer Vater ...!

beginnt er, deutet in die Dunkelheit - und stockt dann, weil ihm erst jetzt gewahr wird, dass er womöglich doch nicht die richtigen Prioritäten gesetzt hat.

Vater!
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Lorenzo Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Lorenzo Albizzi »

Vor den beiden Brüdern steigt indes eine Fontäne aus Mehl und vereinzelten Ähren in die Höhe. Lorenzo ist sanft in offene Getreidesäcke gefallen, hat sich dann über Halme gerollt, landet auf ein paar Maissäcken, zuletzt auf dem nackten Boden.

Für drei Sekunden liegt er etwas benommen da, öffnet dann langsam die Augen. Er merkt, dass ihn Feuchtigkeit umgibt. Sein Hals ist nass. Vorsichtig fühlt er mit den Fingern in der Pfütze herum, die ihn umgibt.


Oh, bitte Herr, lass es Blut sein!

spricht er flehentlich, riecht dann an den Fingerkuppen. Zu seiner äußersten Bestürzung liegt das Aroma hochprozentigen Alkohols darin. Scherben glitzern zwischen Grappapfützen in der Nacht.

Was für eine Tragödie!

beklagt Lorenzo in shakespearscher Verzweiflung.
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Enrico Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Enrico Albizzi »

Enrico schaut immer noch auf das Geländer gestützt über die Schulter zu Giuseppe auf.

... und kann seinen Ohren nicht trauen.

Bitt was?!

Er ringt kurz nach Gedanken, nach Luft, nach Worten, dann platzt es aus ihm heraus:

Was kann ich denn dafür wenn der Alte sich besäuft und...?!

Mitten im Satz wird er sich gewahr, dass nicht nur Giuseppe sich von dieser Wortwahl provoziert fühlen würde, sondern auch sein Vater ihn sicher hören kann. Er verstummt.

Für einen Moment Stille. Er starrt Giuseppe an, als woltle er diesen dafür verantwortlich machen was er gerade gesagt hatte. Dann wendet er sich abrupt um, läuft die Stufen nach unten und zu seinem Vater, bis seine Stiefel knirschend in Glasscherben treten.


Vater?

fragt er nochmal

Geht es Euch gut?

Er beugt sich zu ihm herab, in der Hoffnung etwaige Verletzungen erkennen zu können, hustet etwas Mehlstaub aus. Gott sei Dank. Anscheinend war er weich gefallen.
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Leonora Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Leonora Albizzi »

Leonora sieht ihre ältere Schwester über den Flur eilen, hört dann die Stimme ihres Bruders den anderen schelten, hört das Gepolter auf der Treppe, spürt die allgemeine Unruhe. Immer wieder fällt die Frage nach dem Vater.

Nun bekommt sie es mit der Angst zu tun. Anscheinend ist wirklich etwas schlimmes geschehen. Von Angst ergriffen hastet sie ihrer älteren Schwester hinterher.


Was ist passiert?

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Salomè Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Salomè Albizzi »

Salomè ist bereits auf der Treppe angelangt, da holt sie plötzlich Leonora ein. Sie schüttelt den Kopf, hält kurz das Nachthemd etwas hoch, damit sie nicht über die Stufen stolpert.

Oh Leonora, dich muss dieser entsetzliche Lärm ja auch erschreckt haben - du bist ganz blass! bemerkt sie, reibt über ihre Handflächen Ich habe leider nicht die geringste Ahnung, aber ich glaube, Enrico ist im Haus.

Sie belässt es bei der Andeutung. Das erklärte eigentlich alles. Der Ärger mit Giuseppe war vorhersehbar, und wenn dann irgendwie noch ihr Vater dazwischen kam, dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Welches, das stand noch offen.

Wenn ich es nicht besser wüsste, dann hat Vater eben geschrieen, ganz laut und deutlich.
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Lorenzo Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Lorenzo Albizzi »

Lorenzo hört die knirschenden Splitter unter Enricos Sohlen. Welch scheußlicher Ton! Stiefelleder watet durch seinen schönen Grappa. So hatte er sich diesen Abend nicht vorgestellt. Er sollte wieder mehr auswärts trinken. Wenn ein kleines Gläschen Caporotto schon eine solche Katastrophe auslöst ...

Ja, ja ich denke ...

überlegt er kurz, als sich Enrico nach seiner Verfassung erkundigt, besieht sich die Arme, regt die Glieder, glaubt, dass soweit alles dran ist. Dann erhebt er sich ganz langsam, nutzt beide Arme zum Abstützen, kommt wieder auf die Beine.

Im Übrigen ...

schaut er noch zu Boden, putzt sich Mehl von den Kleidern ab, wirkt wie abgelenkt.

... das ist für "den Alten" der sich "besäuft"!

sagt Lorenzo wie aus dem Nichts und verpasst Enrico eine gehörige Backpfeife, die eher einem halben Fautsschlag ähnelt. Respektlosigkeiten duldete der Bäckermeister nicht, und wer sein ganzes Leben so viel Brot geklopft hatte wie er, und einst täglich Säcke schleppen musste, hatte Pranken wie Brotofenbretter.
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Leonora Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Leonora Albizzi »

Das dachte ich auch!

Sagt sie ganz aufgeregt.

Ich glaube Enrico und Giuseppe haben gestritten!

Ergänzt sie besorgt, als würde dies die Lage noch signifikant verschlimmern. Besorgt eilt sie neben ihrer Schwester her, nimmt dann sogar etwas Fahrt auf, kommt als erste bei Giuseppe auf dem Treppenabsatz an.

Was ist passiert?

Fragt sie nochmal sichtlich besorgt, versucht Giuseppes Blick in die Tiefe des Treppenhauses zu verfolgen, doch dieses liegt im Dunkeln.

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Salomè Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Salomè Albizzi »

Salomè stößt dazu, als gerade ein deutliches Klatschen vom Erdgeschoss über die Treppe nach oben hallt - es ist die Backfaust (eine weitaus treffendere Bezeichnung als Backpfeife bei einem Bäcker), die gerade Enricos Gesicht anbrennen lässt.

Chicco! entfährt es ihr plötzlich

Sie hatte sich also nicht geirrt. Ihr jüngerer Bruder war wirklich da. Und ausgerechnet in der Nacht! Offensichtlich gab es deswegen Streit. Und warum roch es hier überall nach üblem Grappa? Sie schaut erschüttert nach unten, dann zu ihrer Schwester, macht mit beiden Händen eine Bewegung zu Bruder und Vater unten, macht eine Geste, als wollte sie fragen: Hast du das gesehen?


Leonora!

spricht sie dramatisch, als könnten ihre Worte allein etwas verhindern, wendet sich dann fragend an ihren älteren Bruder, der vor ihr auf der Treppe steht, fasst nach seiner Schulter

Giuseppe?
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Giuseppe Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

So, Schluss jetzt, mit diesem Affentheater!

macht sich der Bäckermeister Luft, dem das hier alles zu bunt wird. Da kommen Spatz und Taube angewachtelt und gackern wie die Hühner, der Vater muss sich Beleidigungen von Enrico gefallen lassen, und letzterer ist sowieso als permanenter Unruheherd an der Eskalation schuld.
Deutlich, fast schon herrisch, aber emotional wieder abgekühlt verteilt der ältere Albizzi-Bruder Befehle, während er die Treppe hinunterschreitet, zu seinem jüngeren Bruder und Lorenzo.


Chicco, du kümmerst dich um unseren Herrn Vater und bringst ihn hoch. Ach was, du trägst ihn hoch!

Die deutliche Betonung hat gleich zwei Gründe. Erstens sollte er damit seinen Respekt vor dem alten Herrn zeigen, um wenigstens etwas wettzumachen, was er heute angestellt hatte; andererseits konnte Giuseppe sichergehen, dass Lorenzo sich nicht wieder sich davonschlich und Unfug anstellte.
Dann schaut er zu den gackernden Schwestern.


Und ihr beide reißt euch jetzt am Riemen und räumt das Erdgeschoss auf. Macht euch mal etwas nützlich!

Er holt Luft, verleiht seinen Worten dann Nachdruck:

Und wer nicht spurt, kann heute Nacht auf dem Marktplatz schlafen! Ich will jetzt hier wieder eine schöne Stimmung, Ruhe und Ordnung, wie in jedem vernünftigen Albizzi-Haushalt! Wir leben hier doch nicht bei Krampus unterm Sofa!
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Enrico Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Enrico Albizzi »

'hhmmm...!

Enrico kann einen leichten Ausdruck des Schmerzes nicht vermeiden, hält sich die brennende Gesichtshälfte.

Was bildet er sich ein! Er ist kein kleines Kind mehr mit dem man machen kann was man will!

Zugegeben... die Äußerung wer etwas respektlos, aber trotzdem! Und natürlich, - nachdem die beiden Schwestern nun auch noch angewachtelt gekommen waren - vor aller Augen. Dabei hatte er mit der ganzen verfluchten Situation am wenigsten zu tun! Er wollte doch nur die verdammte Münze aus seinem Zimmer holen.

Vorwurfsvoll starrt er Giuseppe an, als dieser seine Befehle erteilt, nimmt dann schnell die Hand von seiner Wange.


Ganz gewiss würde er den Vater NICHT die Treppe hinauf tragen. Ganz offensichtlich war dieser wieder sicher auf seinen Beinen. Allenfalls würde er darauf achten, dass er nicht gleich wieder betrunken von der Treppe kippte.

Merkwürdig auch. Eigentlich hatte sein alter Herr gerade gar nicht mehr so betrunken gewirkt... Vielleicht hatte der Schrecken ihn klarer werden lassen.

Enrico schaut zu Salomè herüber, als erwartete er von der älteren Schwester wenigstens einen Anflug von Aufbegehren gegen den Bruder, die Spur eines ausgelösten Gerechtigkeitssinnes, dass Enrico offenbar nichts für diese ganze Situation konnte. Vergeblich. In ihren Augen spiegeln sich nur Aufregung und Irritation; Leonoras Gesicht dagegen, hat sich zu einem Schmollen verzogen.

Zerknirscht, aber bemüht um keiner weiteren Eskalation willen gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wendet er sich wieder dem Vater zu, bietet ihm seinen Arm als Stütze an.


Gehen wir?
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