Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Die Insel in der Mitte Palatinas ist die Heimat des vermögenden Bürgertums und niederen Nobili. Geographisch immer noch der Kern Palatinas, hat die Neustadt ihre Bedeutung als Stadtzentrum verloren. Anders als die übrigen Viertel ist es keiner Ideologie zuzuordnen und gilt noch am ehesten als Refugium des normalen Stadtlebens.
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Giuseppe Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

Gut. Gut.

meint der Bäcker bedeutungsschwanger, meint dann zu seinem Gesellen

Camillo, du hast es gehört.

Der Angesprochene nickt, verschwindet für einen Moment in die Backstube, holt die drei Lehrlinge herbei. Während die Belegschaft auf den Karren klettert, und Hand anlegt, zückt Giuseppe ein Stück Papier und einen Kohlestift.

160.000 Lire im Monat, geteilt durch 30 ... 5.333 Lire Tagessold ... daraus berechnet sich bei einem Dienst von zehn Stunden 533 Lire ... nehmen wir das einmal doppelt für ein Gesellengehalt, runden freundlicherweise ab, kommen wir auf 1.000 Lire plus die drei Lehrlingsgehälter zu je 500 ... kommen wir auf 2.500 Lire ... 500 Lire zusätzlich für mich zu einem fünffachen Meistergehalt ... sind 5.000 Lire ... Aufwandsentschädigung von weiteren 2.000 Lire ... Lagerkosten stündlich auf ...

er kratzt sich am Kopf

... 3.000 Lire plus ... sind 10.000 Lire ... Gefahrenzulage, Versicherung, Entschädigungsaufwand ...

rechnet der Albizzi alle möglichen, anfallenden Kosten zusammen, indes sich seine Lehrlinge und sien geselle im Hintergrund am karren abmühen.
Wenn Untertanen Rebellen aus Grundsätzen sein wollen, so werden Herrscher aus Staatsklugheit Tyrannen sein. - Edmund Burke

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Enrico Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Enrico Albizzi »

Der Capo maggiore schenkt der Rechnerei des Backstubenmeisters keine weitere Beachtung, sondern Koordiniert wie es sich für seine Dienststellung gehört den Ablauf des Abladens. Wer weiß, vielleicht würde er ihn ja auch als Aufsicht für genau solche Aufgaben einstellen. Immerhin bekam so eine Bäckerei doch bestimmt regelmäßig große Mengen an Waren, deren Abladen und Verräumen gut organisiert werden musste. Es konnte nicht schaden zu zeigen, dass man immer und zu jederzeit den Überblick bewahrte.

Ja, noch ein kleines Stück nach links... weiter... weiter... perfekt!

Der Artillerist wendet sich mit stolz geschwellter Brust wieder an den Albizzi.

Das Paket ist nun abgeladen. Direkt an den Misthaufen, wie Ihr es wolltet, Ser.
Er schaut den Bäcker bedeutungsvoll an, als habe er gerade eine besonders schwierige Aufgabe vorbildlich gelöst.
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Giuseppe Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

Giuseppe war so in seine Rechnung vertieft, dass er gar nicht den Ablauf mitbekommt. Erst, als er einen gut hörbaren Strich unter dem Gesamtergebnis macht, zufrieden sich selbst zunickt, blickt er auf - und sieht, dass der Caporale Maggiore einfach seine Leute befehligt, und so gut wie keinen Schlag getan hat!

Grimmig reißt der Albizzi die Notiz ab. Er kommentiert das alles nicht weiter. Sein Bruder würde für alles aufkommen.


Hier, bitte.

gibt er dem Artilleristen die Rechnung etwas grob in die Hand.

Das ist eine Rechnung von fünfzigtausendachthundertneunundneunzig Lire. Auszuhändigen an Enrico Albizzi.

Er macht ein Zeichen zu seinen Bäckersleuten, schnell wieder an die eigentliche Arbeit zu spuren.
Dann meint er zuletzt:


Sollte der Capitano der Artillerie nicht bezahlen, sehe ich mich gezwungen, das Geschenk zu pfänden. Vorher bekommt er keinen Zugang.
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Enrico Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Enrico Albizzi »

Benito ist nun verwirrt. Rechnung? Von einer Rechnung hatte der Capitano nichts gesagt, doch auf dem Zettel ist etwas aufgeschrieben und unterschrieben. Für Benito sieht es offiziell aus und so würde es wohl seine Richtigkeit haben.

Ich... verstehe. sagt er etwas irritiert, als er den Rechnungszettel entgegen nimmt.

Jawohl, Ser. deutet er dann einen Gruß an, bevor die beiden auseinander gehen. "Zugang erst nach Begleichung der Rechnung. Sonst Pfändung". Benito versucht sich die Eckdaten zu merken, als er zurück zum Karren schlendert.
Er sitzt schon auf dem Kutschbock und nimmt gerade die Leinen auf, als es ihm plötzlich wieder bewusst wird: Wo sind eigentlich die ganzen anderen?

Luigi ist verschwunden, wer weiß seit wann. Wenn er zurück überlegt, hatte er seit der Zinnbrücke nichts mehr von ihm gehört. Vermutlich hatte sich der faule Hund aus dem Staub gemacht um etwas zu essen... na warte!
Aber was ist mit Cornelio? Er ist nun wirklich eine ganze Weile weg, wo zur Hölle ist der hin?

Benito lenkt den Karren auf die Straße vor der Bäckerei, fährt bis zu der Stelle, an der der Caporale vom Wagen gesprungen war.
Niemand ist zu sehen.


Cornelio?

Benito schaut beim langsamen Vorbeifahren in die Gassen.
Nichts.


CAPORALE MANCINI!

>>
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Giuseppe Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Giuseppe Albizzi »

Giuseppe sieht dem abfahrenden Karren nach, stemmt die Fäuste in die Hüften.

Ich sehe schon, weshalb mein Bruder wie fürs Militär gemacht ist.

Der Bäckermeister schiebt persönlich das Tor zu, verschließt es mit einem Riegel. Für heute hatte er genug von diesen Besuchen. Die Glocke schlug bald Drei, dann sollte es das für heute gewesen sein. Er würde noch schauen, ob die Lehrlinge den Vorteig und die Pasta richtig vorbereitet hatten, sich mit Camillo besprechen. Priscilla würde am Nachmittag und Abend als einzige hier sein, weil er mit ihr die verschiedenen Kandidatinnen für die Aushilfe an der Theke überprüfen wollte.

Und dann - endlich! - konnte er in den Myra-Club.


Auf dem Weg ins "Myra"
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Salomè Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Salomè Albizzi »

Es herrscht eine seltsame Stille im Stadthaus der Albizzi. Giuseppe ist zu seinem Club aufgebrochen. Lorenzo vertreibt sich in einer Taverne den späten Nachmittag bei Grappa mit alten Freunden. Enrico war auf der Cittadella. Und Leonora ... ach, wer wusste das schon wirklich? Würde jemand Salomè fragen, wo ihre kleine Schwester war, würde sie natürlich das Spiel mitspielen, dass sie mit Sicherheit fleißig lernte, in der Bibliothek der Akademie war oder sich auf eine Prüfung vorbereitete. Salomè hatte keine Beweise, aber sie hatte selbst lange genug in Wien "studiert" als zu wissen, dass die geistige und musische Bildung viele Facetten hatte. Und allein um andere Episoden in ihrer eigenen Vita nicht zur Sprache zu bringen, wäre es unklug gewesen, das Thema weiter zu vertiefen* - obwohl es für Leonoras Verhältnisse mal wieder spät wurde.

Die Albizzi schaut vom Piano durch das offene Fenster. Die wenigen Stände unterhalb der Arkaden der Markthalle schließen bereits, eine Kartenlegerin schließt ihr Zelt zu. Ein Akrobat, der ein Seil vom Dach der Markthalle zum Obelisken gespannt und darauf am Nachmittag balanciert hat, sammelt das ihm zugeworfene Geld ein und zählt es nach. Der Applaus ist längst verhallt, und außer Pferdekutschengeklapper sind bald keine Geräusche mehr von draußen zu hören.

Warme Luft dringt ein, bewegt ihre Haare. Der Wind blättert die Seiten einer ausgelesenen "Nobildonna" um, zeigt das Portrait eines Musikers, der auf Tournee in Palatina Halt machte.

Salomè hat sich etwas über das Piano gebeugt, tippelt mit den Fingern der Rechten unruhig am Unterkiefer. Fieberhaft denkt sie nach. Inspiration will ihr keine kommen. Es folgt ein Tastenton. Ein nächster. Es mag ihr nicht recht gefallen.

Sie seufzt kurz, beginnt dann eine Sonate aus der Wiener Zeit.


Ach ja, mein lieber Eberl ..

Ein Abendspaziergang

______________
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Lorenzo Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Lorenzo Albizzi »

Es ist dunkel in der Bäckerei. Salomè macht ihren abendlichen Spaziergang, Giuseppe ist immer noch im "Myra". Enrico und Leonora lassen sich - sollten sie kommen - immer noch Zeit.

Lorenzo kennt die Abläufe. Nein, man konnte sie nicht nach der Uhr stellen. Aber es gab Zeitfenster. Er musste nur warten, aufpassen und sie ausnutzen. Es ging nur an Abenden, in denen Giuseppe in den Herrenclub ging. Dann konnte er sicher sein, dass sein ältester Sohn mindestens zwei Stunden weg war, manchmal auch drei, aber niemals vier. Enrico kam eigentlich nie vor 10 Uhr zurück, außer im Sommer - dann dauerte es noch länger. Leonora hatte sich in letzter Zeit auch angewöhnt, später zurückzukommen. Früher hatte er warten können, bis sie auf ihrem Zimmer eingeschalfen war.

Den einzigen, etwas unberechenbaren Faktor stellte Salomè dar. Sie machte ihre Abendrunde, aber nicht immer zur selben Zeit. Sie ließ sich mindestens eine Stunde, was ein knappes Fenster bedeutete, aber häufig hatte er Glück, dass sie sich von der Stimmung oder Inspiration zu einem zusätzlichen Rundgang hinreißen ließ. Er ging daher immer auf Nummer sicher, wenn Giuseppe im "Myra" war.

An Abenden wie diesen kam Lorenzo - ohne dass es die anderen wussten - früher von der Taverne zurück. Er schaute sich dann um, ob Salomè schon weg war. Und wenn das der Fall war ...


*klimper*

Ein goldenes Funkeln in der Finsternis, dann metallisches Klimpern. Lorenzo bleibt auf der Treppe zwischen Backstube und Wohnbereich stehen. Er sieht der Goldmünze nach, die sich aus ihrem Gefängnis gelöst hat, über die Treppe kullert, die Stufen springt, ganz unten auf den Boden rollt - und irgendwo verschwindet.

Der alte Albizzi beißt die Zähne zusammen. Die Münze fand er nicht mehr wieder. Und Dukaten waren so schwer aufzutreiben! Würde sie morgen ein Lehrling, ein Geselle - oder gar Giuseppe finden (der bekam das so oder so raus, denn der roch Gold förmlich!) dann konnte es Nachforschungen geben. Ärgerlich. Sehr ärgerlich!

Aber Lorenzo hat dafür keine Zeit, sich Sorgen zu machen. Je länger er auf der Treppe steht, desto größer war die Gefahr, dass man ihm auf die Schliche kam.


Was ist schon ein Dukat ...

Es klimpert wieder. Hundertfach. Aber nicht auf dem Boden, sondern in seinen Händen. Er trägt ein Bündel, umschlagen von Zeitungspapier, auf dem Titel eine lustige Ente. Den Verschluss am Geldbeutel zieht er wieder behutsam zu - und geht durch die Stube hinaus auf den Marktplatz ...
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Salomè Albizzi
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Re: Panificio „Dolci del Doge“, Sitz der Albizzi

Beitrag von Salomè Albizzi »

Unterhalb der Treppe ist es still. Nur wenige Sekunden, nachdem Lorenzo die Bäckerei verlassen hat, knarrt die Türe zwischen Treppenraum und Verkaufsraum. Das Mondlicht, das sich durch die großen Verkaufsfenster drängt, scheint nunmehr auch auf die Treppenstufen.

Der Dukat blitzt im milchigen Schein.


Was hat das zu bedeuten ...?

Salomè ist von ihrem Spaziergang zurück. Sie bückt sich, nimmt die Münze in die Hand, schaut auf das funkelnde Portrait des Dogen Tagliatelle. Sie wendet das Gold, verengt die Augen, mustert die Konturen - und sieht dann in den Verkaufsraum, aus dem ihr Vater eben hinausgeschritten ist.

Sie war etwas früher zurückgekommen. Sie hatte Lorenzo beim Rausgehen aus der Bäckerei gesehen. Zuerst wollte sie sich nicht darum kümmern. Ihr Vater stellte allerlei Sachen an, die sie nicht zu interessieren hatten. Aber diesmal war etwas anders. Denn ein merkwürdiges Klimpern war von dem Beutel ausgegangen, wie man es nur von Münzen hörte.

Der Dukat belegte ihre These.


Merkwürdig.

Sie ist sich unsicher. Vielleicht wäre es das Beste, ihn darauf anzusprechen. Für Lorenzo aber vielleicht auch die unangenehmste Möglichkeit. Sonst würde er es ja nicht im Geheimen tun. Was auch immer er tat.

Nur eins ist sicher: der alte Albizzi schafft Geld aus dem Haus. Geldbeutel, eingewickelt in Zeitungspapier. Es sind keine gewöhnlichen Lire, sondern Dukaten; Münzen, mit denen man kaum noch zahlt, sondern als Anlage irgendwo verstaut. Sie wusste nicht einmal, dass Lorenzo noch Dukaten besaß. Sie dachte eigentlich, dass nur Giuseppe über welche verfügte. Gut verwahrt im Tresor.

Bis Salomè der Gedanke kommt, dass es keinerlei Beleg dafür gibt, dass Lorenzo ein eigenes Geldlager hortet ... und die Münzen aus Giuseppes Tresor sein könnten. Dem Bäckertresor. Dem Albizzi-Tresor.

Sie presst die Lippen zusammen. Weiß nicht, was zu tun ist. Senkt den Blick. Die Goldmünze liegt in ihrer Hand. Wie ein Beweismittel. Doch ein Beweismittel - für was?


Allerdings hat Salomè heute Abend noch ganz andere Termine ...
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