Der Palazzo di San Trovaso


Auf halber Strecke zwischen Triumphbogen und Piazza della Repubblica erhebt sich der mächtige Palazzo di San Trovaso, die Stadtresidenz der Aristokratenfamilie di San Trovaso.
Die Familie di San Trovaso war zunächst eine Nebenlinie der herzöglichen Familie di Tesino, die vor allem im 15. Und 16. Jahrhundert oft Gesandte in die Stadt schickte und unweit der Arena eine gigantische Villa besaßen, deren architektonische Abstrusität noch heute Sinnbild für Größenwahn und Verschwendung ist. Während die Tesinos wieder ins Stammherzogtum zurückkehrten und sich die Familie im frühen 17. Jahrhunder endgültig von der palatinischen Linie trennte, blühten die Trovaso in der Republik zu einer mächtigen Familie auf, die ihren Reichtum einerseits durch Erbschaft, Besitz der ersten großen Manufaktur Palatinas und den Erzeugnissen des Landgutes San Trovaso mehren konnten.
Im Zuge der Verzweigung der Familie wurde der jetzige Palazzo di San Trovaso als Zweitresidenz der Familie gekauft. Die Lage zwischen Stammvilla und Ratsplatz erwies sich dabei als begünstigender Faktor beim politischen Aufstieg der Familie. Auch die direkte Nachbarschaft – der Palazzo befand sich gegenüber des Palazzo Capuletti – ermöglichte enge Seilschaften zu den eingesessenen Nobili der Stadt.
Während viele Nobilefamilien im Zuge der Entmachtung während der dritten Republik aufs Land zogen, hielten die San Trovaso sich noch bis zum Großvater des jetzigen Dogen, Raffaele di San Trovaso, stets in der Stadt auf. Die ehemalige Villa di Tesino indes wurde zunehmend verlassen und die Reichtümer und Einrichtung in den neuen Palazzo verfrachtet. Die Landflucht der Familie kam erst mit Micheles Vater, Uriele di San Trovaso, der mit seiner gesamten Familie auf das Landgut zog und dem luxuriösen Leben eines Aristorkaten auf dem Land hingab.
Nach dem Beben von 1743, als die ehemalige Villa di Tesino endgültig einstürzte und nicht wiederaufgebaut wurde, wurde der Palazzo di San Trovaso der Hauptsitz der Familie. Durch das Beben schwer in Mitleidenschaft gezogen, wurde der Wiederaufbau als Großprojekt geplant – ein ganzer Häuserblock wurde aufgekauft und dem Erdboden gleichgemacht, um der Erweiterung des Palazzos Platz zu machen. Dies spiegelt nicht nur den immer noch vorhandenen, immensen Reichtum der Familie wider, sondern auch den erreichten steilen Aufstieg in der politischen Dimension. Die Familie mochte zwar noch keine Dogen zu dem Zeitpunkt gestellt haben und auf massiven Widerstand in der dritten Republik gestoßen sein – doch stemmte sie sich mit aller Macht gegen das Patriziat und setzte auch nach außen hin ein deutliches Zeichen, dass sie als Nobili immer noch hier waren und einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor darstellten.
Der Palazzo selbst ist ein dreigeschossiger, massiver Bau, der die Front eines ganzen Häuserblocks einnimmt. Fensterreihen, umrahmt von Säulen und Skulpturen, zieren die Fassade zur Straße hin. Zwei wuchtige Portale bilden die Eingänge zu dem Palazzo, die auch mit Kutschen befahren werden können. Der Bau ist symmetrisch um einen begrünten Innenhof angelegt.
Im Erdgeschoss befinden sich Stallungen, Lagerräume, der Wirtschaftstrakt sowie Räume der Belegschaft. Die zwei Eingangshallen, welche spiegelsymmetrisch angelegt sind, führen über elegante Treppen zum Piano Nobile des Palazzo. Dieser erste Stock, der als Repräsentationsbereich der Familie di San Trovaso erbaut wurde und auch als einer der gesellschaftlichen Mittelpunkte der Oberschicht Palatinas gilt, wartet mit Ballsälen, Salons, Galerien, Banketträumen, einer Bibliothek sowie einer Hauskappelle auf. Die Kunstsammlung der Trovaso ist gewaltig und nicht selten wurden exorbitante Summen in die Hand genommen, um dieses Stockwerk so reichlich auszuschmücken, damit niemand den Status der Familie in Frage stellen möge. Das zweite Obergeschoss dient der Familie als privates Stockwerk mit Schlafzimmern, familiärem Wohnbereich und Rückzugsort der verschiedenen Mitglieder der inzwischen weit verzweigten Familie. Aber auch hier scheint Zurückhaltung ein Fremdwort – der ganze, überbordende Verschwendungsdrang des Rokoko findet ebenso in den privaten Räumlichkeiten Ausdruck, wie im Repräsentationsbereich.
Orientierung:
Erdgeschoss: Innenhof, Eingangshalle, Lager- und Wirtschaftsräume, Räume der Belegschaft
1.Etage: Piano Nobile, Repräsentationsbereich
2.Etage: Private Räumlichkeiten der einzelnen Familienmitglieder, Wohn- und Schlafbereich