Der Palazzo di San Trovaso

Die Oberstadt auf dem Palatina ist immer noch der Sitz der Mächtigen und bedeutenden Familien. Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts stagniert der Stadtteil jedoch, teils gibt es verfallene und verlassene Contraden. Das Parlament hat seinen Sitz im einstigen Dogenpalast. Die reaktionären Nobili und ihr Anhang haben hier ihren Platz.
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Michele di San Trovaso
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Der Palazzo di San Trovaso

Beitrag von Michele di San Trovaso »

Der Palazzo di San Trovaso

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Auf halber Strecke zwischen Triumphbogen und Piazza della Repubblica erhebt sich der mächtige Palazzo di San Trovaso, die Stadtresidenz der Aristokratenfamilie di San Trovaso.

Die Familie di San Trovaso war zunächst eine Nebenlinie der herzöglichen Familie di Tesino, die vor allem im 15. Und 16. Jahrhundert oft Gesandte in die Stadt schickte und unweit der Arena eine gigantische Villa besaßen, deren architektonische Abstrusität noch heute Sinnbild für Größenwahn und Verschwendung ist. Während die Tesinos wieder ins Stammherzogtum zurückkehrten und sich die Familie im frühen 17. Jahrhunder endgültig von der palatinischen Linie trennte, blühten die Trovaso in der Republik zu einer mächtigen Familie auf, die ihren Reichtum einerseits durch Erbschaft, Besitz der ersten großen Manufaktur Palatinas und den Erzeugnissen des Landgutes San Trovaso mehren konnten.

Im Zuge der Verzweigung der Familie wurde der jetzige Palazzo di San Trovaso als Zweitresidenz der Familie gekauft. Die Lage zwischen Stammvilla und Ratsplatz erwies sich dabei als begünstigender Faktor beim politischen Aufstieg der Familie. Auch die direkte Nachbarschaft – der Palazzo befand sich gegenüber des Palazzo Capuletti – ermöglichte enge Seilschaften zu den eingesessenen Nobili der Stadt.

Während viele Nobilefamilien im Zuge der Entmachtung während der dritten Republik aufs Land zogen, hielten die San Trovaso sich noch bis zum Großvater des jetzigen Dogen, Raffaele di San Trovaso, stets in der Stadt auf. Die ehemalige Villa di Tesino indes wurde zunehmend verlassen und die Reichtümer und Einrichtung in den neuen Palazzo verfrachtet. Die Landflucht der Familie kam erst mit Micheles Vater, Uriele di San Trovaso, der mit seiner gesamten Familie auf das Landgut zog und dem luxuriösen Leben eines Aristorkaten auf dem Land hingab.

Nach dem Beben von 1743, als die ehemalige Villa di Tesino endgültig einstürzte und nicht wiederaufgebaut wurde, wurde der Palazzo di San Trovaso der Hauptsitz der Familie. Durch das Beben schwer in Mitleidenschaft gezogen, wurde der Wiederaufbau als Großprojekt geplant – ein ganzer Häuserblock wurde aufgekauft und dem Erdboden gleichgemacht, um der Erweiterung des Palazzos Platz zu machen. Dies spiegelt nicht nur den immer noch vorhandenen, immensen Reichtum der Familie wider, sondern auch den erreichten steilen Aufstieg in der politischen Dimension. Die Familie mochte zwar noch keine Dogen zu dem Zeitpunkt gestellt haben und auf massiven Widerstand in der dritten Republik gestoßen sein – doch stemmte sie sich mit aller Macht gegen das Patriziat und setzte auch nach außen hin ein deutliches Zeichen, dass sie als Nobili immer noch hier waren und einen nicht zu unterschätzenden Machtfaktor darstellten.

Der Palazzo selbst ist ein dreigeschossiger, massiver Bau, der die Front eines ganzen Häuserblocks einnimmt. Fensterreihen, umrahmt von Säulen und Skulpturen, zieren die Fassade zur Straße hin. Zwei wuchtige Portale bilden die Eingänge zu dem Palazzo, die auch mit Kutschen befahren werden können. Der Bau ist symmetrisch um einen begrünten Innenhof angelegt.

Im Erdgeschoss befinden sich Stallungen, Lagerräume, der Wirtschaftstrakt sowie Räume der Belegschaft. Die zwei Eingangshallen, welche spiegelsymmetrisch angelegt sind, führen über elegante Treppen zum Piano Nobile des Palazzo. Dieser erste Stock, der als Repräsentationsbereich der Familie di San Trovaso erbaut wurde und auch als einer der gesellschaftlichen Mittelpunkte der Oberschicht Palatinas gilt, wartet mit Ballsälen, Salons, Galerien, Banketträumen, einer Bibliothek sowie einer Hauskappelle auf. Die Kunstsammlung der Trovaso ist gewaltig und nicht selten wurden exorbitante Summen in die Hand genommen, um dieses Stockwerk so reichlich auszuschmücken, damit niemand den Status der Familie in Frage stellen möge. Das zweite Obergeschoss dient der Familie als privates Stockwerk mit Schlafzimmern, familiärem Wohnbereich und Rückzugsort der verschiedenen Mitglieder der inzwischen weit verzweigten Familie. Aber auch hier scheint Zurückhaltung ein Fremdwort – der ganze, überbordende Verschwendungsdrang des Rokoko findet ebenso in den privaten Räumlichkeiten Ausdruck, wie im Repräsentationsbereich.

Orientierung:

Erdgeschoss: Innenhof, Eingangshalle, Lager- und Wirtschaftsräume, Räume der Belegschaft

1.Etage: Piano Nobile, Repräsentationsbereich

2.Etage: Private Räumlichkeiten der einzelnen Familienmitglieder, Wohn- und Schlafbereich
Michele di San Trovaso

"Man muss hart arbeiten, um zu regieren." - Louis XIV

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Caterina di San Trovaso
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Re: Der Palazzo di San Trovaso

Beitrag von Caterina di San Trovaso »

Es war nur ein kleiner Empfang. Wenige Leute, ein enger Kreis. Nur ganz vertraute Freundinnen.

Und eben aus diesem Grund fand sich Caterina di San Trovaso in einer Traube aus etwa dreißig Nobildonne wieder, die im französischen Salon - französich im Sinne von vorrevolutionör - über Chaiselonguen, Polstersesseln und Liegen verteilt diskutierten, lachten, redeten. Ein dutzend Bediensteter in gepuderten Perücken und Uniformen wuselten umher, mit Tableus voller Süßgebäcke, Champagnergläser wurden neu aufgefüllt, jemand scheuchte einen frisierten Pudel aus dem Weg.

Es war in diesen Momenten, wo Caterina sich wohl fühlte. Sich sicher war, wer sie war. Sich in ihrem Element sah. Und zwar im Mittelpunkt. Und nicht, weil sie sich präsentieren wollte, nicht weil sie noch ein Glas Champagner haben wollte und auch nicht, weil sie noch ein bisschen über die neuste Hutmode plaudern wollte - sondern, weil sie alles aufsog, was gesagt wurde. Jegliche kleine Bewegung, jede Veränderung der Mimik auf diesen oder jeden Kommentar registrierte. Caterina sammelte alle Informationen, die sie bekommen konnte - und in einem Nest von jungen Nobildonne zu sitzen, war oftmals genug, um über alles in der Stadt informiert zu sein. Jede dieser Freundinnen hatte weitere Verflechtungen. Jede dieser Verflechtungen weitere Freunde und Familien. Informationen wanderten stets in die eine Richtung - und man musste nur acht drauf geben, am Ende dieser Kette zu sein, um alles aufsaugen zu können.


"Grazie, Sandra, grazie! Welch wundervolle Perlen, aus Ancona sagtest Du, sei dieser Juwelier? Du musst mir unbedingt den Namen geben, schick doch den Boten her vom letzten Mal, wie hieß er denn doch gleich ... der junge, mit den strohblonden Haaren"

Du meinst Ezzo? Mache ich, meine liebste Caterina, aber gleich, wenn ich zuhause bin!

"Sag, Ezzo hatte doch diese eine Freundin, die bei euch im Palazzo rumgeschlichen ist? Was ist denn dann passiert, das wolltest Du noch erzählen!"

Ach, ja, stimmt. Diese Göre aus San Paolo, mein Vater hat sie sofort rausschmeißen lassen!

"Wer war das nochmal?"

Irgend so eine Tochter von einem Kaffeehausbetreiber ... Ezzo hat tagelang geschmollt, aber dann habe ich ihm ein Pferd geschenkt, da war er ganz glücklich.

Habt ihr gehört? Sandra hat ihrem Laufburschen ein Pferd geschenkt!

Kichern aus allen Ecken brach aus, die Nobildonne neben Caterina errötete. Caterina legte sanft ihre Hand auf ihren Arm, tätschelte die junge Dame, die sich verplappert hatte. Ein Lächeln, dann konnte auch Sandra über sich selbst lachen.

Diese Wirkung hatte Caterina auf Menschen. Sie brachte sie zum reden, wie beiläufig erwähnten sie die wildesten Sachen. Und sie fühlten sich geborgen bei der jungen Trovaso, als wäre sie ihre beste Freundin.

Insgeheim aber notierte sich Caterina in ihrem Kopf alles, was sie eben erfahren hatte. Nicht nur, dass sie bald Ezzo zu diesem Mädchen ausfragen würde und herausfinden würde, welches Kaffeehaus vielleicht Informationen aus Sandras Haushalt ergattert hatte - sondern auch, dass Sandra wohl ein Auge auf ihren Laufburschen geworfen hatte. Alles würde man zu der richtigen Zeit irgendwie benützen können. Als helfende Hand natürlich - die dann aber auch irgend eine Gegenleistung erwarten würde.

Caterina schnippste mit den Händen - die nächste Runde Champagner wurde ausgeschenkt, die Gespräche gingen in Kichern und Giggeln über. Der Nachmittag würde lang werden im französischen Salon.
"Noblesse oblige." - Pierre-Marc-Gaston de Lévis

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