Die Admiralität

Die große Zitadelle von Palatina ist der Hauptsitz des Esercito, des palatinischen Militärs. Sie dominiert San Pietro und gilt als Nachfolgerin der veralteten Fortezza. Die Waffenmanufaktur und der Exerzierplatz sind ihr angeschlossen, das Arsenale ist ein verlängerter Teil der Zitadelle und gilt als eigener Teil des Komplexes.
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Marcantonio Castelli
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

Marcantonios Augen wanderten während Mascarpones Ausführung vom Commandante, zu Tino, zu Mascarpone, zu Tino, zu Mascarpone, zu Tino, zum Commandante und schließlich wieder zu Mascarpone. Auch wenn er sich möglichst versuchte, zu beherrschen - ein nur teil-sekundenlanges Rollen seiner Augen war zu sehen, wenn man danach Ausschau hielt.

Schließlich sah er den jungen Mascarpone an, der immer noch tropfte. Eine Muschel kullerte schließlich während eines Augenblickes, in dem alle schwiegen, aus einer Falte des Jäckchens des jungen Mascarpone, rollte über den hölzernen Fußboden neben die Stiefel Marcantonios.


"Ich bedanke mich für Euer Vertrauen, Provveditore, und werde mit allergrößter Umsicht, Vorsicht, aber auch Strenge dem jungen Kadetten alles beibringen, was man an Board eines stolzen Schiffes der palatinischen Marine erlernen kann!"

brachte Marcantonio schließlich heraus, nachdem er den Satz ein, zweimal im Mund umgedreht und gewendet hatte. Er bückte sich, hebte die Muschel auf und hielt sie dem jungen Mascarpone hin.

"Alfiere, so sehr wir die See auch mögen - so wenig sollte sie auf den Dielen des Schiffes, oder der Admiralität, zuhause sein. Bestenfalls ist das Wasser und alles, was darin haust, außerhalb der Bordwände und unsere Füße auf Deck trocken." Belehrte der Castelli den Kadetten, gab ihm die Muschel dann in die Hand. Dann wandte er sich an den Semifreddo. Unmöglich hatte dieser seinen ironischen Unterton überhören können ... oder doch? War der Nobile doch so aufgeblasen und von sich und seinem Namen überzeugt, dass Kritik an ihm abprallen mochte wie eine Möwe am Hauptmast*?

"Commandante, wir werden abends pünktlich um 18.00 zum Angelusläuten ausfahren, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in Porto Vecchio sind, um uns mit Rationen einzudecken und dann morgen früh die Winde nutzen zu können, um uns auf unsere Mission zu begeben. Wenn ihr noch etwas in der Stadt zu erledigen habt - so tut dies unverzüglich und seid pünktlich auf der Tarquinio-Semifreddo." Gab Marcantonio zackig und punktuell zurück, nickte dem Commandante dann zu. Marcantonio war berüchtigt für seine Pünktlichkeit - die, wie er wusste, wenig von dem Commandante geschätzt wurde.
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*Palatinische Möwen waren - im Gegensatz zu palatinischen Enten und Tauben - dafür bekannt, besonders blödsinnige Geschöpfe zu sein, die sich regelmäßig verflogen und gegen Hauswände und auch Schiffe prallten. Nicht zuletzt deswegen hatte man in Porto Vecchio mehrere dutzend Hafenarbeiter, die nur dafür zuständig waren, morgens und abends Möwen von den Hafenmauern zu kratzen. Auf der anderen Seite hingegen - Möwengeschnetzeltes auf Porto-Vecchianische Art war eine Spezialität, die sonderbarerweise sogar vorzüglich schmeckte.
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Tino Mascarpone
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Tino Mascarpone »

Tino nimmt die Muschel entgegen, nickt dem Capitano entschlossen zu.

Es wird mir eine Ehre sein, an Bord Eures Schiffes dienen zu dürfen, Ser Capitano Castelli.

Der junge Mascarpone steckt die Muschel ein, belässt es bei der doppelten Ehrbezeugung. Nach außen hin ist der Junge eifrig und honorig bei der Sache. Aber innerlich schwingt da auch etwas Skepsis mit. Er war an ambitionierte Männer geraten, das konnte auch ein angehender Alfiere wie er nicht übersehen. Sein Vater hatte also die besten Leute ausgewählt, unter denen er sein Seemannshandwerk lernen konnte. Trotz allem: ihm entgeht die Anspannung im Raum nicht. Hatte sie mit ihm zu tun?

Meine Kiste ist noch unten im Saal … ich werde sie unverzüglich holen und an Deck bringen!

verspricht er dann im pflichtbewussten Tonfall, salutiert gegenüber Castelli, als handelte es sich um eine größere Unternehmung zur Erkundung einer unbekannten Insel samt voraussichtlichem Feindkontakt. Tino tut offenbar alles, um die Haltung eines jungen Offiziers anzunehmen, dessen Alter gar keine Rolle spielen soll.

Es würde das erste Mal für ihn sein, dass er die offene See befuhr. Er kannte den Strand von Corno Torro und den Hafen von Porto Vecchio,. Aber er hatte nur Wellen, Sand, Felsen und den Horizont betrachtet. Die Meeresbrisen gespürt - aber nicht das knarrende Holz unter seinen Schuhen, so, wie man es immer erzählte. Es war ein Leben, um das ihn manche beneideten, die nie als junger Gentiluomo zur Marine gehen durften; und es war das Leben, das sich Tino erträumt hatte, seitdem er sein erstes Modellschiff gebaut hatte, und auf dem Wasser fahren ließ, bis es von den Wellen umspült und verschlungen wurde.

Er hatte Jahre auf diesen Tag gewartet. Die beiden Männer, die ihn auf dieses Abenteuer mitnahmen, würden mehr sein als nur irgendwelche Offiziere. Er würde selbst auf sie verweisen, wenn er oben stand. Dann, wenn er selbst Admiral war, und man lachend auf diese erbärmliche Zeit zurückschaute!
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Valerio Mascarpone
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Achtzehn Uhr. Beim letzten Glockenschlag will ich im Bassin Euer Schiff nicht mehr sehen.

meint Valerio ungewöhnlich zackig. Die Atmosphäre, die Castelli und Semifreddo verbreiten, gefällt ihm. Was sprachen hier tagtäglich für Gestalten von Ministerien, Forshcungsinstituten und Beschaffungstellen vor, deren größtes Interesse die Untersuchung von Seeschnecken war oder die geregelte Taudicke nach Inspektionsvorgaben! Fast könnte man denken, man sei tatsächlich eine Marine, und nicht der verlängerte Arm akademischer Meeresforscher oder ein reiner Truppentransporter.

Der Provveditore ist für einen Moment so gut gelaunt, dass es hörbar autoritär klingt:


Wegtreten.

Ha! Genau! SO! So musste das klingen. Keine Verabschiedungen, kein Geplänkel. Hier machte er seine Autorität als ewiger Stellvertreter des nichtexistenten Admirals geltend. Er konnte so etwas sagen. Er musste keine Zusätze, keine Schlaufen, keine Verfeinerungen anhängen. Er konnte einfach so ein Treffen beenden, weil alles wichtige gesagt worden war.
Und dann, für einen Moment, krebst doch ein skrupulöses Gefühl wie eine kleine Krabbe über seinen Nacken.


Die Audienz ist beendet. Ich wünsche viel Erfolg.

Das war einfach stillos, so ganz ohne ein paar aufmunternde Worte. Gar nicht seine Art. Was war da nur über ihn gekommen? Er war schließlich kein Barbar.

Spätabendliche Zerstreuung
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

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Cesare Semifreddo
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Cesare Semifreddo »

Achtzehn Uhr also.
Genug Zeit um Caterina noch einen Besuch abzustatten.

Cesare geht schnell im Kopf alle Punkte durch, die noch zu erledigen waren. Alles wichtige hatte er ohnehin schon auf dem Schiff und der Auftrag würde vermutlich nicht so lange dauern, dass weitere Vorkehrungen nötig waren. Cesare antizipiert schon die Seeluft in seiner Nase. Verabschieden sollte er sich dennoch.


Sì, Capitano

Die Antwort ist eine Formalie, in der kaum ein ehrerbietiger Unterton liegt, vielmehr ein Verständnis.

Dass Castelli nun auf die Pünktlichkeit abhob sieht ihm ähnlich. Von einem Semifreddo war nicht zu erwarten, dass er zu spät kam. Und selbst wenn: Ohne ihn würde das Schiff ohnehin nicht auslaufen.

Fraglich war wohl viel eher, ob der frisch gebackene Alfiere pünktlich sein würde. Begeistert war er, das konnte man ihm nicht absprechen, aber dem Commandante entgehen auch nicht die Nervosität und der überbordende Ehrgeiz, die diese Begeisterung begleiteten. Der Mascarpone Spross war noch jung, ein gewisser Überschwang war ihm zu verzeihen. Auch versteht Cesare nur zu gut die vermutlich nicht zuletzt auch selbstgestellten Erwartungen die auf dem jungen Mann lasteten. Dennoch: Wer zu sehr damit beschäftigt war alles richtig zu machen, der konnte schnell vergessen Fehlerquellen vorauszusehen. Noch ist sich Cesare nicht sicher, was er von dem Jungen halten soll. In jedem Fall aber war er ein interessanter Charakter. Nicht zuletzt für seine eigene Laufbahn.


Cesare salutiert vor dem Provveditore, wendet sich dann zum Gehen.
Im Nebel der Ungewissheit muss wenigstens eins gewiss sein - der eigene Entschluss. - Helmuth von Moltke

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Marcantonio Castelli
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

"Sehr gut, Alfiere, ich erwarte euch pünktlich an Bord!"

Der Capitano nickte dem jungen Mascarpone gutmütig zu. Was anderes blieb ihm nicht übrig - sein Vater, der Provveditore, hatte sich sicher etwas dabei gedacht, ihn ausgerechnet auf die Tarquinio zu kommandieren, während eine Mission anstand. Und wenn es sein Ansehen beim Provveditore verbessern konnte, dann würde er es tun - man wusste nie, was sich in der Zukunft auszahlen würde.

Ob des plötzlich zackigen und befehlerischen Tones des Provveditore war sich Marcantonio kurz unschlüssig, reagierte aber sofort mit einem strammen Salut.


"Si, Provveditore! Wir Vielen Dank für Euer Vertrauen!"

Marcantonio wandte sich selbst zum gehen, ging kurz nach dem Semifreddo durch die Türe. Er hatte nicht vor, den Nobiluomo in ein Gespräch zu verwickeln - die beiden würden wohl oder übel nun eine ganze Weile aufeinander hocken und er konnte sich die schwelenden Konflikte schon ausmalen. Es waren immer kleine Reibereien, die er mit dem Semifreddo hatte - niemals offenkundige Respektlosigkeit oder Ungehorsam, dafür war der Semifreddo zu schlau und legte zu viel Wert auf seine Karriere. Aber doch, die Sturköpfigkeit, die Eigensinnigkeit ... und dann dieser Stolz, dass er auf dem Schiff, das den Namen seines Ahnen trug, Commandante war, reichte meistens, um dem Castelli nicht selten den Vormittag zu vermiesen, wenn er sowieso unausgeruht war.

18.00 Uhr hatte er angesetzt. Hieß, es war noch genug Zeit, zuhause bei seinem Bruder vorbeizuschauen und dann pünktlich zur Inspektion des Schiffes um 17 Uhr wieder hier zu sein. Der Capitano nickte sich selbst zu, warf einen Blick auf seine Taschenuhr und verließ dann die Admiralität.
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Tino Mascarpone
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Re: Die Admiralität

Beitrag von Tino Mascarpone »

Auch Tino salutiert. Es gab eine Menge zu tun, bevor sie abfuhren. Er wusste nicht, was die Männer vorhatten, aber die Andeutungen untereinander ließen darauf spekulieren, dass sie nicht direkt an Bord gingen. Vielleicht war das die passende Zeit, um den Guardiamarina zu konsultieren, den der Kadett bisher noch nicht kannte, und der ihn noch weiter einführen würde, was die Prinzipien an Bord anging: Schlafstatt, Verköstigung und Protokoll.

Er sieht zu Semifreddo: ein echter Vertreter seines Stammbaums. Seine Antwort fiel kurzsilbig aus, und das galt in diesen Kreisen als Auszeichnung, nicht als Makel. Er wusste ganz offensichtlich, was er tat und tun musste. Womöglich nur eine Frage der Zeit, bis er sein eigenes Kommando erhielt. Sein Vater hatte immer davon erzählt, dass, wenn kein Mascarpone ein Provveditore war, dann doch ganz sicher ein Semifreddo. Die Familien spielten ihre Schachfiguren.

Er durfte seine Verwundeurng daher nicht zu sehr kundtun, dass ein Mann wie Castelli es geschafft hatte, in diesem engen Spiel der Nobili überhaupt ein Kapitänskommando zu bekommen. Wer ihn auch immer dahin befördert hatte, musste gute Gründe gehabt haben. Entweder, es war eine Möglichkeit gewesen, die dominierenden Familien zu schwächen - oder Castelli hatte tatsächlich dermaßen brilliert, dass sein Posten verdient war. Vielleicht mehr als verdient.

Das aber würde er erst auf der Reise sehen. Eine Reise, die heute Abend, 18 Uhr, mit dem Angelus begann. Endlich! Er kannte nicht die Mission, er kannte nicht das Ziel, er kannte keines der Details; aber er würde dabei sein. Allein das reichte.


Tino geht an Bord
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