Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Willkommen im Napoleonischen Zeitalter! Was, Ihr habt Euch verirrt? Hier steht alles, was Ihr über die letzten Tage Palatinas wissen müsst.
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Die Signoria
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Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Beitrag von Die Signoria »

Salve,

ihr seid in die Endzeit Palatinas gestolpert – und habt plötzlich Lust, mitzumachen? Sehr gut! Damit habt ihr die erste und wichtigste Hürde geschafft. Ohne Motivation wird das nämlich sowieso nichts. ;)

Aber jetzt stellt ihr euch sicherlich die Frage: was genau könntet ihr tun? Wir reden zwar immer von den „letzten Tagen Palatinas“, aber auch die vergehen nur relativ. „La Caduta“ hat wie „sul aqua“ kein Limit, das heißt, das Forum ist nicht irgendwann geschlossen. Und mit irgendetwas müsst ihr diese Zeit füllen!

Dieser Thread dient dazu, euch ein paar Inspirationen zu geben, was ihr in „La Caduta“ tun könnt und was euch hier erwartet. Wie immer liegt es ganz an euch, wie ihr das umsetzt.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Re: Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Beitrag von Die Signoria »

I. Überlegt, wie sich Euer Charakter über Wasser hält

Nobili – das heißt: die adelsähnliche Oberschicht – beziehen Einkünfte aus ihren Landgütern und sind darüber abgesichert. Sie haben als einzige das Problem, dass sie eher zu viel als zu wenig freie Zeit haben und können sich deswegen solch unnützer Dinge wie Kultur und Politik zuwenden. Andererseits bleiben ihnen viele Aktivitäten des normalen Volks verborgen: Nobili gehen in keine verruchten Kneipen, treiben sich außerhalb politischer Pflichten nicht in Bereichen des Militärs herum und die meisten von ihnen scheuen revolutionär-freimaurerische Aktivitäten wie der Teufel das Weihwasser. So er nicht eine hohe Position in Militär oder Politik bekleidet, kann das Leben für einen Nobile manchmal sehr langweilig sein, sodass er sich in Dekadenz und Nihilismus verliert. Nobili dürfen an der Wahl des Senats teilnehmen.

Jeder Nicht-Nobile braucht einen echten Beruf. Die bürgerliche Oberschicht, die Patrizi, sind Kaufleute, Bankiers, Manufakturbesitzer, Schiffseigner oder Besitzer mehrerer Handwerksbetriebe. Sie unterscheiden sich von den anderen Bürgern (Cittadini) dadurch, dass sie das Parlament (früher: Großer Rat) mitwählen dürfen. Es handelt sich dabei immer noch um das wichtigste Gremium der Republik. Der Verfall der Wirtschaft hat auch hier Verwerfungen hinterlassen: es gibt reiche Cittadini, die kein Ratswahlrecht haben und Patrizi, die sich nur über geschickte Heiraten und Kredite gerade so über der Grenze des Einkommens halten können, damit sie ihren sozialen Stand nicht verlieren, der ihnen Ansehen und politischen Einfluss gegenüber der aufstrebenden Mittelschicht sichert.

Der Charakter Palatinas hat sich seit einem Jahrhundert stark von einer Handelsrepublik in Richtung einer Agrar- und Produktionsrepublik gewandelt. Die Briten haben den Mittelmeerhandel in der Hand, weswegen Händler und Bankiers an Bedeutung verloren haben. Die Stadt verdient einen nicht geringen Teil ihres Außenerlöses über Waffenexporte. Die Bergbauwirtschaft des Ansedonischen Gebirges hat an Bedeutung gewonnen und es gibt Anleihen an die frühe Industrialisierung – inklusive ihrer kapitalistischen wie sozialen Dimension. Die Dampfmaschine wurde Ende der 1780er aus Großbritannien eingeführt und wird in Bergwerken, Salinen sowie Textilbetrieben verwendet. Zwar gibt es im Königreich noch keine Eisenbahn, jedoch die ersten Eisenbahnschienen, auf denen Pferde Warenwaggons hinter sich herziehen. Aus Erfindern sind Ingenieure geworden, aus Alchemisten Wissenschaftler.

Indes sind Piraterie und Räubertum gänzlich beseitigt worden; die Meuchelmörderzunft hat sich bedingt durch die schlechtere Auftragslage seit 1700 aufgelöst. Überhaupt, die Zünfte und die große Gilde befinden sich in einer veritablen Krise, seitdem Auslandswaren und Manufakturproduktion die Marktpreise verschlechtert haben und damit die Lebenssituation der Handwerker massiv bedrohen. Stattdessen hat sich ein neuer Mittelstand gebildet, bestehend aus Ärzten, Volkswirten, Anwälten, Lehrern, Akademikern, Beamten, Druckern und Zeitungsleuten bzw. Publizisten. Dazu gehört auch ein großer Anhang von Künstlern wie Schriftstellern, Komponisten und Malern, die aber weiterhin in der Abhängigkeit eines nicht immer freisinnigen Mäzens stehen. Auch die Landwirte Palatinas zählen zur (unteren) Mittelschicht Palatinas, leben jedoch meistens ambitionslos in der Campagna.

Die Unterschicht zeichnet sich dadurch aus, dass sie immer gebraucht wird: als Arbeiter, Lastenträger, Gesellen, Dienstboten, Gondolieri oder Tagelöhner auf dem Feld. „Arbeiter“ ist dabei eine sehr weite Bezeichnung. Sie reicht von einer Anstellung in den Manufakturen bis hin zum Bergarbeiter, Kohlesammler oder Wasserträger.

Zuletzt gibt es noch das Militär und den Klerus. Gerade das Esercito bietet noch einen der wenigen Körper Palatinas, in denen der soziale Aufstieg möglich ist. Einfache Soldaten zählen meistens zur Unterschicht, Offiziersgrade zur Mittelschicht, und manche höheren Offiziersgrade sind unausgesprochen dem Patriziat angehörig, wenn es sich nicht um Nobili handelt. Das Militär bietet nicht nur eine gute Bezahlung sondern auch Sicherheit in Zeiten von Wandel und Niedergang.
Der Priesterstand wiederum gilt ebenfalls als sichere Versorgung. Die Pfarrer der Contraden gehören zur Unter- und Mittelschicht, Priester mit höheren Ämtern können auch in der Oberschicht verortet sein, je näher sie dem Bischof stehen.

Mehr zu dem Thema findet ihr hier.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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Re: Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Beitrag von Die Signoria »

II. Überlegt, wie Euer Charakter sich im Umbruch engagiert – oder auch nicht

Wollt ihr aktiv am Schicksal Palatinas teilnehmen wollen, dann solltet ihr euch überlegen, auf wessen Seite Euer Charakter steht. Unterstützt er die Aufklärung und die Revolution, in der Hoffnung darauf, dass eine echte Demokratie Palatina wieder Schwung geben kann und zugleich als Schwesterrepublik Frankreichs sicher ist? Haltet ihr zur Reaktion, die wieder an die großen Tage Palatinas anknüpfen will, indem sie sich für eine Wiederherstellung der Dogenmacht, die Rückkehr zu tradierten Werten und die Flotte einsetzt? Oder haltet ihr einen konservativen Kurs und fühlt euch dem Militär zugehörig, das den status quo vertritt und nur zahme Reformen zulässt?

Mehr zu dem Thema findet ihr hier.
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Re: Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Beitrag von Die Signoria »

III. Überlegt, wo Euer Charakter wohnt

Die beiden oberen Fragen beantworten die dritte: denn jedes Viertel hat einen bestimmten Charakter.
San Pietro ist weiterhin das Viertel der einfachen Leute, der Fischer und Arbeiter. Zugleich ist es im starken Umfang von der Zitadelle abhängig und gilt als politische Bastion des Militärs.
San Paolo hat sich vom Handwerkerviertel zum Viertel der Mittelschicht gewandelt. Die Freimaurerloge, das Kaffeehaus und die wichtigsten aufklärerischen Zeitungen haben hier ihren Sitz und machen es zur Hochburg der Liberalen.
Die Città Antica ist immer noch Sitz der großen und einflussreichen Familien. Der Stadtteil hat jedoch unter dem Wegzug der Nobili aufs Land in den letzten Jahrzehnten gelitten und zehrt von vergangenem Ruhm. Es ist in der festen Hand der Reaktion.
Die Città Nuova in der Mitte Palatinas ist zu einem Sammelsurium verschiedener Schichten geworden, seitdem die Rate der Kaufleute und Bankiers beständig zurückgegangen ist. Heute wohnen hier Aufsteiger aus San Pietro und San Paolo, sowie die vermögende Mittelschicht. Es gilt als neutral.

Mehr zu dem Thema findet ihr hier.
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Re: Ideen für Euren Umzug ins späte 18. Jahrhundert

Beitrag von Die Signoria »

IV. Überlegt, ob Ihr eine alte Familiengeschichte fortsetzt – oder ob Ihr eine neue beginnt

Jeder kann die Geschichte eines Nachkommen seines RPG-Charakters aus der Renaissance fortsetzen. Gibt es vielleicht eine Uhrmacherdynastie Horologius? Sitzt Gianni Gorgonzolas Nachfahre immer noch im Ministerium für Strumpfhosen und Hermelinkrawatten? Hat sich aus einem Handwerkerbetrieb eine Manufaktur entwickelt, die immer noch derselben Familie gehört?
Zugleich steht Euch auch die Möglichkeit offen, auf andere Familien zu rekurrieren – auf NPCs, auf eine der Zwölf Familien, vielleicht sogar auf die eines anderen Spielers aus dem Original. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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