Palatina - La Caduta

Willkommen im Napoleonischen Zeitalter! Was, Ihr habt Euch verirrt? Hier steht alles, was Ihr über die letzten Tage Palatinas wissen müsst.
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Die Signoria
Im Namen der Republik
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Palatina - La Caduta

Beitrag von Die Signoria »

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Es sind stürmische Zeiten. Frankreich ist dem Wahn der Revolution verfallen und verwüstet mit seinen Heeren Europa. Der „große Terror“ ist vorbei, doch die Revolutionäre versuchen immer noch, die alte Ordnung zu stürzen. Nachdem Frankreich bereits die linke Rheinseite des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation besetzt und in der ehemaligen Niederländischen Republik eine eigene Tochterrepublik errichtet hat, richten die gotteslästerlichen Jakobiner ihr Auge auf Italien. Erst kürzlich hat das Direktorium den Oberbefehl der französischen Italienarmee einem ambitionierten Korsen übertragen, der im Norden der Halbinsel den Armeen Sardiniens und Österreichs verheerende Niederlagen zugefügt hat. Sein Name: Napoleon Bonaparte.

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Die Trommeln der Revolution tönen selbst in der kleinen Republik Palatina – wenn man auch dort die Gefahr durch das französische Heer noch unterschätzt. Palatina, in der Renaissance ein Zentrum von Kunst und Kultur, ein Zufluchtsort von Freigeistern und ein Handelszentrum des Mittelmeers, ist nur noch ein schwacher Schimmer früheren Glanzes. Die Briten kontrollieren den Handel, die Marine ist ein Schatten ihrer selbst und die einstige Stabilität wird durch Unruhen gefährdet. Nach fast hundert Jahren Dekadenz gilt sie außerhalb der Stadtgrenzen nur noch als musealer Vergnügungsort; als faule Frucht, die überreif ist, um sie endlich zu pflücken.

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Die Misswirtschaft und politische Inkompetenz haben in den letzten 50 Jahren zu einer erheblichen Machtverschiebung geführt. Längst übt das Militär eine Schattenherrschaft über die Republik aus, um aufklärerische Bestrebungen zu unterdrücken. Deren Anführer, die Freimaurer von San Paolo, proben im Geheimen den Aufstand, um die alte Ordnung durch eine Demokratie nach amerikanischem Vorbild zu ersetzen. Ihnen steht die reaktionäre Regierung der „Cavalieri di San Leone“ entgegen, ein Verband ehrgeiziger junger Nobili, die das dekadente Regime der Patrizierdogen vor kurzem abgeschüttelt haben, und von einer Rückkehr zu den Goldenen Zeiten unter Tiberio Braccioleone träumen.

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Die revolutionären Unruhen stellen den Dogen Michele di San Trovaso vor harte Bewährungsproben, da er einerseits das Militär in Schach halten muss, andererseits dessen Unterstützung braucht, um die Freimaurer und Jakobiner im Herzen Palatinas unter Kontrolle zu halten. Während der jakobinische Kaffeehausbesitzer und Suppenpapagei Campari seinen Unterstützerkreis täglich erweitert – darunter das palatinische Bürgertum aus Mittelständlern, Beamten, Philosophen, Komponisten und Perückenmachern – versucht der Armeereformer Battista Braccioleone die Truppe nach britischem Vorbild zu modernisieren. Zur Zerreißprobe wird der Konflikt für die Bäcker-Dynastie Albizzi, die einerseits durch eine Vermählung mit den Foscari endlich in die Nobilität aufsteigt, andererseits mit ihrem jüngsten Sohn Enrico einen ambitionierten Artillerie-Offizier aufweist, der Braccioleone am liebsten aus seiner Position verdrängen würde.

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In diesen verworrenen Zeiten brechen die letzten Tagen Palatinas an. Tage der Unruhe, Tage des Streits, Tage der Zeitenwende zwischen Ancien Régime und Revolution. Ein unsichtbares Band trennt die Contraden, an denen bereits Barrikadengeruch klebt. Die Carmagnole hallt aus der Ferne und verkündet:
Die Renaissance ist tot, es lebe der Untergang!
Wissen Sie, warum die europäische Gesellschaft stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hatte um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verabreicht haben. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. - Juan Donoso Cortés

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