
An der Uferalle steht in direkter Sichtweite zur Bronzebrücke, teils hinter Orangenbäumen verborgen, der Palazzo Foscari, genannt „La Leonessa“. Die Verzweigung der Foscari-Dynastie und die verschiedenen Häuser der Familie haben es zur Unterscheidung nötig gemacht, jedem Gebäude einen Spitznamen zu geben, um Verwechslungen zwischen den Familiensitzen zu vermeiden. Nach der Aufteilung des sagenhaften Vermögens unter den Kindern des Stammvaters Ottavio Foscari hatte es bereits früh Streitereien um den eigentlichen Hauptsitz gegeben, der weiter stromaufwärts am Wasser lag. Die Besetzung dieser „Ca‘ Foscari“ galt als Beweis dafür, dass man die Führung unter den verschiedenen Nachfolgern innehatte. Erst ab dem 17. Jahrhundert arrangierte man sich mit der langfristigen Aufspaltung der Familie, die immer mehr Nachkommen und damit Anspruchsträger hatte – aber immer weniger Vermögen, um sich solche Zwistigkeiten zu leisten. Einer der neuen Familiensitze war dabei dieser Palazzo, der nach den „Foscari del Leone“ ihren Namen erhielt. Die Nachkommen von Leone Foscari waren nur eine Nebenlinie, sie blieben allerdings am längsten innerhalb der Stadtmauern wohnen, indes beispielsweise die „Foscari di Sant‘ Ambrogio“ von Anfang an auf dem gleichnamigen Landgut blieben.
Mit dem Erdbeben von 1743 stürzte indes die Ca‘ Foscari in den Rio und bot als Schuttberg wiederum das Fundament für viele neue Häuser am Wasser. Seitdem gilt die „Leonessa“ als einer der repräsentativsten Sitze der Foscari-Familie, stand aber selbst für mehrere Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts leer, und wurde erst ab den späten 1780ern renoviert; bis dahin zeigten sich auch hier immer noch die Auswirkungen des Erdbebens in Form von Rissen, Brüchen und dem eingestürzten Dach. Nach außen hin wurden die Arbeiten um 1790 abgeschlossen, das Interieur wurde dagegen erst vor einem Jahr wiederhergestellt und modernisiert. Seitdem ziehen die „Foscari del Leone“ wieder langsam vom Land nach Palatina zurück. Die Wahl Marco Foscaris zum Dogenberater hat den Umzug dabei beschleunigt, da seitdem seine dauernde Anwesenheit in der Hauptstadt gefordert ist.
Der Palazzo selbst besticht mit einer Gestaltung im Stil der späten Renaissance und schönen, großen Fenstern, sowie zwei Balkons. Auf dem Dach gibt es außerdem eine hölzerne Terrasse, von der man auf den Rio und die Neustadt sehen kann. Das Erdgeschoss war einst als Lager für eine Kaufmannsfamilie gedacht, hat jedoch größtenteils seine Funktion verloren. Der erste Stock bildet das Piano Nobile mit allen Einrichtungen des familiären und öffentlichen Lebens, ob Salons, Speisesaal, Bibliothek, Ballsaal oder Ahnengalerie. Die privaten Räumlichkeiten haben im Stockwerk darüber Platz, wobei diese in ihrer Dimension beinahe kleinen Wohnungen gleichkommen. Unter dem Dach sind zuletzt die Stuben der Bediensteten.
Die Ausstattung hält sich aufgrund der neuen Einrichtung etwas in ihrem Rokoko-Charme zurück. So ist der Aufgang vom Erdgeschoss zum Piano Nobile zwar reichhaltig mit Marmor, Granit, und blattgoldumfassten Fresken geschmückt, doch wirkt das Geschoss darüber eher am Stil der Renaissance orientiert. Ob diese gefühlte Schlichtheit mit dem Vorausahnen des 19. Jahrhunderts, oder doch eher mit einer reaktionären Sehnsucht nach dem 16. Jahrhundert zu tun hat, bleibt rätselhaft; andere sagen, dass die Foscari del Leone schlicht nicht mehr die Finanzmittel wie vorherige Generationen aufbringen können, und sich in der Gestaltung des Hauses in Verzicht üben mussten. Verzicht – aus der Sicht eines Nobile, natürlich.
Orientierung
Erdgeschoss: Lager, Sekretariat, Küche
1. Etage: „Piano Nobile“, Repräsentations-, Empfangs- und Wohnbereich
2. Etage: „Piano Secondo“, Wohn- und Schlafbereich
3. Etage: Räume der Bediensteten
4. Etage: Terrasse auf dem Dach
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NPC:
Gianmaria Lattepizzicato (blau/#0000FF): Das foscar’sche Faktotum. Treuer Diener seines Herrn, als Kutscher, Gondoliere, Sekretär und Spion im Einsatz.