Patrizi
Definition
Die Patrizi bestehen aus dem reichsten Fünftel der palatinischen Gesellschaft. Patrizi vererben ihren Rang nicht, stattdessen wird er alle fünf Jahre nach der Einkommenshöhe bemessen. Die Patrizier wählen bzw. sitzen im Parlamento, der größeren und wichtigeren der beiden Kammern. Angehörige diese Schicht sind meistens wohlhabende Händler und Kaufleute, Bankiers, Schiffseigner, Manufakturbesitzer, Handwerkermeister mit mehreren Betrieben und hohe Beamte. In der Dritten Republik (1733-1792) waren die Patrizier die einflussreichste Schicht und besetzten die höchsten Ämter, in den letzten Jahren wurde ihr Status jedoch wieder auf ein rechtes Maß zurechtgestutzt. In der Politik bekleiden sie hohe Ämter, inklusive das des Dogenberaters. Ähnlich den Nobili versuchen sie Prestige in der palatinischen Gesellschaft zu sammeln, indem sie sich für wohltätige Zwecke einsetzen, andere bezahlen Künstler und Philosophen.
Geschichte der Patrizi in der Zweiten und Dritten Republik
Die Patrizi entstanden in der heutigen Form ab der Zweiten Republik. Der Doge Giambattista dell’Ulivo wollte sich die Unterstützung des reichen Bürgertums sichern, indem er es an der Macht beteiligte. Die Patrizier formten zusammen mit den Nobili den Großen Rat (Maggior Consiglio), das wichtigste Gremium der Legislative. Zuerst noch von den höheren Ämtern ausgeschlossen, konnten sie sich immer größere Macht sichern, indem sie die Nobili gegeneinander ausspielten. Ab dem 17. Jahrhundert entmachteten sie zuerst die Zwölf Familien, ab dem 18. Jahrhundert sogar die gesamte Nobilität mit Ausnahme des Senats.
Die „Dritte Republik“ gilt daher auch als die Zeit des Patriziats. Das Parlamento (wie der Große Rat ohne Nobili nun hieß) war der eigentliche Souverän der Republik geworden, viele Patrizier wünschten sich einen Staat nach Vorbild des britischen Parlamentarismus. Der Rat schrumpfte auf 300 gewählte Vertreter zusammen, statt dass jeder Patrizier dort einzeln vertreten war. Das war angesichts der gewachsenen Größe des Patriziats auch gar nicht anders möglich: machte es um 1600 nur 5 Prozent der palatinischen Gesellschaft aus, waren es um 1750 über 20 Prozent. Die stetige Senkung der Einkommensgrenze für den Patrizierrang hatte dabei entscheidenden Anteil. Viele Palatiner der oberen Bürgerschicht, die heute zu den Patriziern gehören, wären in der Renaissance bloße Cittadini gewesen. 1792 büßten die Patrizier zwar ihre Vormacht ein, als die Nobilität sich ihre alte Stellung zurückerkämpfte, doch nach 60 Jahren des Patrizierdoganats gibt es noch genügend Vertreter dieses Ranges, die wichtige Positionen in der Republik bekleiden, die noch vor hundert Jahren undenkbar gewesen wären.
Die Patrizi sind daher die dynamischste Schicht der Republik. Viele Familien, die noch im 15. und 16. Jahrhundert Patrizi waren, stiegen nach und nach in den Grad der Nobili auf. Da Patrizi sich immer neu beweisen mussten, weil ihr Rang nur von eigener Leistung abhängig ist, führte dies zu einem angeregten Wettbewerb. Durch die Geschichte hindurch waren sie die reichste Schicht des Landes und erkauften sich buchstäblich die Macht - oder heirateten in die Elite ein. Andere Patrizierfamilien, die ihren Wohlstand nicht halten konnten, stiegen wieder in das normale Bürgertum hinab und verschwanden aus den Machtspielen der Republik. Aufgrund von Abstiegsängsten wird in Patrizierfamilien daher häufig das gesamte Erbe an eine Person verteilt, damit diese in der Nachfolgegeneration den Rang halten kann; in der Hoffnung, dass es irgendwann gelingt, den erblichen Nobile-Titel zu erlangen.
Politische Bedeutung
Die Patrizi haben aktives und passives Wahlrecht im Parlamento. Ihnen stehen alle politischen Ämter offen – mit Ausnahme des Dogen selbst. Die Erfahrungen der Dritten Republik wirken immer noch nach. Da Patrizier anders als Nobili arbeiten müssen und meistens ein Unternehmen leiten, mischt sich nur ein Bruchteil aktiv in die republikanischen Geschäfte ein.
Rangunterschiede
In der Dritten Republik dominierten zwei Gruppen das Parlamento: die Mercanti (Händler) und die Artigiani (Handwerker). Wenige Jahre nach dem Ende der Patrizierdogen lebt dieser Gegensatz immer noch nach, der das Erbe eines jahrhundertelangen Streits ist. Handwerker sind wirtschaftlich eher protektionistisch, Händler eher auf den Freihandel ausgerichtet. Bis heute existieren immer noch Animositäten zwischen beiden Gruppen, die jedoch im Zuge der Fraktionsbildung und Ideologisierung zurückgegangen ist.