Die Admiralität

Die große Zitadelle von Palatina ist der Hauptsitz des Esercito, des palatinischen Militärs. Sie dominiert San Pietro und gilt als Nachfolgerin der veralteten Fortezza. Die Waffenmanufaktur und der Exerzierplatz sind ihr angeschlossen, das Arsenale ist ein verlängerter Teil der Zitadelle und gilt als eigener Teil des Komplexes.
Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Die Admiralität am Bassin

Bild

Dieses zweistöckige, repräsentative Gebäude ist Sitz der Admiralität der Marine Palatinas. Von hier aus wurde einst die gesamte Planung aller Aktionen der Handels- und Kriegsflotte der Republik getätigt. Heute ist das Gebäude Sitz der Flaggoffiziere, wobei der Provveditore die Funktion des Admirals übernommen hat. Es ist der letzte von fünf Stützpunkten der Ex-Armada.

Das Gebäude liegt am nördlichen Rand des zentralen Wasserbeckens in direkter Nähe zum Nordtor des ehemaligen Arsenale. Es ist ein Bau mit eleganten Säulen, einem prunkvollen Giebeldach und schlichten Fassaden. Betritt man die Admiralität durch den Haupteingang, so findet man sich in einer Eingangshalle wieder, von der alle Räumlichkeiten zu erreichen sind. Zentral unter einem Kronleuchter, der aus den Bugrammen feindlicher Galeeren konstruiert wurde, steht ein riesiger Globus, welcher die gesamte Erdkugel abbildet. Seit 1781 wurde er nicht mehr aktualisiert.

Im Gegensatz zu früher ist es auf den Korridoren ruhig, da die Zahl der Beamtenstellen massiv reduziert wurde. Viele Büros sind verwaist oder auf unbestimmte Zeit geschlossen. Es gibt noch einige Abteilungen wie etwa für Materialanschaffung, Küstenfischerei oder die Diplome der Marineakademie; aber einzig die von der Akademie hier eingerichtete Abteilung für Meeresforschung macht Anstalten, etwas Unruhe in das Haus zu bringen.

Im Piano Nobile der Admiralität befindet sich die Koordinationszentrale der Marine. Früher tätigte der Admiral hier tägliche Besprechungen. Unter dem Provveditore sind daraus eher wöchentliche Treffen geworden. Der gigantische Tisch im prunkvoll verzierten Kartensaal mit seinen silbernen Miniaturen von Schiffen, Zinnsoldaten und Festungen an der Küste Palatinas müssen häufiger entstaubt werden. Zumindest hat sich der jährliche Admiralsball (ohne Admiral) erhalten, wo junge, aufstrebende Offiziere mit der palatinischen Gesellschaft bekannt gemacht werden.

Weitere Säle und Büros schließen sich an den Kartensaal an und reihen sich um die zentrale Galerie des Eingangssaals. Der persönliche Gebeäudetrakt des Admirals wurde in den letzten Jahrzehnten von den jeweiligen Provveditori beansprucht. Der Personenstab, der sich früher um sein persönliches Wohlergehen kümmerte, wurde dagegen aufgelöst. Zumindest ist aber die persönliche Einrichtung in spartanischer Manier seit dem 18. Jahrhundert einer üppigen Rokoko-Ausstattung gewichen.


Orientierung:

Erdgeschoss: Eingangshalle und zentrale Nachrichtenverteilungsstelle, Verschiedene Büros und Verwaltungsräume

Piano Nobile: Kartensaal, Koordinationszentrale, Offiziersbüros, Private Räumlichkeiten des Admirals (bzw. derzeit Provveditore)
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Unterhalb eines großen Barockrahmens, in dem die grandiose Schlacht von Mandragola tobt, sitzt der Provveditore an seinem Schreibtisch. Es ist ein nicht unbedeutsames Stück: seit Generationen wird dieser Schreibtisch von den Admirälen der Republik in ihrem Amtszimmer genutzt. Sein Holz besteht aus fein gearbeiteten Schnitzarbeiten, die Muschelschmuck, Seeschlachtszenen, Poseidonsdreizack, Wellen und Kanonenrohre hervorstechen lassen. Es ist bedeutendes Holz. Einstmals Teil einer großen, legendären Galeasse aus den Glanzzeiten der Marine. Ein Schiff wie die "Serenissima" hatte man nicht abtakeln wollen. Ein Schiff wie die Serenissima musste entweder zum Museum werden, oder in einer Schlacht den entscheidenen Dienst tun, bevor sie sank. Die Planken, auf denen einst der Seeheld Tarquinio Semifreddo stand und kommandierte, auf denen er den entscheidenden Befehl zur Rammung des toskanischen Hauptschiffes gegeben hatte - es waren Bretter, die wirklich die Welt bedeuteten.

Es sollte eine Erinnerung sein. Eine Inspiration für folgende Generationen. Jeder Admiral, der an diesem Tisch saß, sollte sich seiner weitreichenden Entscheidungen bewusst sein. Entscheidungen, die das Schicksal der Republik bestimmten, das von tausenden Männern und Frauen. Wahrlich, solche Zeiten hatte es gegeben.

Aber sie waren lange vergangen.

Der Provveditore sieht gelangweilt über den belanglsoen Papierkram. In seiner Hand hält er sechs Dokumente. Befugnisse zum Fischfang bei San Bernardino. Ellenlange, langweilige seismologische Beobachtungen zum Vulkanismus auf San Gottardo. Gähnend unspektakuläre Forschungsergebnisse von den Korallenriffen. Eine Bitte um die Erhöhung der Hanfquote um 0,2 Prozent für bessere Taue.

Ein sterbenslangweiliger Tag wie jeder andere.

Valerio musste gar nicht in diesem Büro sein. Die wenige Arbeit, die anfiel, hätte er zuhause erledigen können. Aber es gab Standards. Besprechungen zur Marine sollten an Standorten der Marine geschehen, nicht im Palazzo. Form wahren! Es wäre, als führte man einen Empfang in Bademantel und Pantoffeln durch.


Wo bleibt Castelli nur ...

Nein, der Kapitän war nicht zu spät. Aber insgeheim hoffte der Mascarpone darauf, dass er zu früh kam. Es war das einzig interessante Detail dieses Tages. Es gab ihm Hoffnung, dass er nicht bald ein Ministerium für Seetanguntersuchungen einrichten musste, so, wie es einige der spinnerten Professoren von der Akademie wollten. Man machte ja sonst nichts. Das Schlimme: sie hatten recht. Aber die Marine war nicht das verlängerte Institut für Ozeanforschung!

Nervtötende Angelegenheiten. An einem nicht unwichtigen Tag mit nicht unwichtigen Folgen.


Tino, würdest du bitte nachsehen, ob am Eingang ...

Der Provvedtiroe hält ein. Er schaut sich etwas verwundert um. War er etwa mit offenen Augen eben eingeschlafen?

Tino?
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Benutzeravatar
Marcantonio Castelli
Möchte seine Fregatte
Möchte seine Fregatte
Beiträge: 10
Stadtteil: Città Nuova
Schicht: Patrizio
Beruf: Capitano
Gesinnung: Reaktionär

Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

"Noch vier Minuten dreißig."

Marcantonio klappte die Taschenuhr wieder zu, trat dann in das Gebäude ein. Er grüßte einen Wächter, der am Eingang stand und ihn mit gegebenen Respekt zurück grüßte.

Der Capitano wandte sich zur Treppe in der Eingangshalle, umrundete den kläglich veralteten Globus. Es schauderte ihn etwas, als er das alte Stück anschaute. Natürlich waren die damalig bekannten Landmassen und Grenzen mit höchster Präzision eingetragen worden. Doch so viel hatte sich geändert. So vieles war nicht mehr die Welt von vor zehn Jahren.

Auf der Treppe zog sich Marcantonio seine weißen Handschuhe an. Er gab nicht übermäßig viel auf die Uniform und die Ausschmückung - doch Ordnung musste sein. Und wenn man den Provveditore traf - dann sollte man auch gefälligst so aussehen.


"Noch zwei Minuten zwanzig."

Der Gang im zweiten Stock war auf der einen Seite von mächtigen Holztüren, auf der anderen von Fenstern gesäumt. Marcantonio schritt sie entlang, bis er an das Ende angelangt war. Die Tür war mit Schnitzereien von nautischen Motiven bedeckt, Messingfarbene Klinken blitzten im Sonnenlicht.

"Noch eine Minute und zehn."

Der Capitano überprüfte die Uhrzeit nocheinmal, verstaute dann die Taschenuhr wieder in seinem Gehrock. Ein letztes Mal rückt er seine Uniform zurecht, räuspert sich, um auch das Kratzen des Tabaks aus dem Hals zu bekommen und bleibt dann kurz wie versteinert vor der Türe stehen. Ein Moment vergeht. Noch einer.

Und dann klopft er.
"Não sou quem fui, não quero sê-lo novamente." - Vasco da Gama

Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Was für eine Erlösung! Mascarpone starrte schon seit einiger Zeit auf eine Standuhr mit Perlmuttziffernblatt, deren Korallenzeiger im Schildkrötengang voranschritten. Noch bevor sie ein Geräusch von sich gegeben hat, klopft Castelli an. Allein aus der Reserviertheit eines Vorgesetzten heraus ruft er den Kapitän nicht sofort herein; das wirkte zu merkwürdig.

Er lässt sich fünf Sekunden Anstandszeit. Valerio ordnet die Blätter in seiner hand, legt sie auf den Tisch. Er zückt eine Feder, steckt sie in Tintenfischtinte, kratzt über das Papier, bestätigt das eine doer andere Dokument mit Unterschrift, obwohl ein schlichter Haken genügt. Das leben ind er Marine war oftmals zum Theater verkommen. Wie bitteschön sah es aus, wenn der Provveditore der einstigen Armada, der verwalter eines tausendjährigen Erbes, sich auf den Planken der größten Galeasse Palatinas langweilte?

Contenance. Form. Stil. Das war geblieben. Die Marine war wie ein Segelschiff, dass seit Jahren keinen Gegner mehr angetroffen hatte. Man begnügte sich damit, Kanonen zu polieren, um den Anschein zu wahren, dass man nicht in Trägheit zugrunde ging. Was man hatte,w ar dnan ein blitzblankes Hochglanzschiff - ohne Bedeutung.


Herein.

Als der Capitano da Mar eintritt, findet er den Provveditore vertieft in seine Akten vor. Vorbildlich macht er überall ein Signet. Ein langes, zeitraubendes Signet. Er erweckt den Eindruck, dass er jedes Dokument überkritisch liest. Ja, Valerio Mascarpone, Provveditore der Marine von Palatina achtete auf jedes Detail! Und so beschäftigt wie er war, hatte er natürlich kaum Zeit, aufzuschauen.

Setzt Euch doch, Capitano. Schön, dass Ihr kommen konntet. Ich schätze Pünktlichkeit.

Er legt die Feder zur Seite, stapelt die Dokumente auf der anderen Tischseite. Er faltet die Hände. Sieht dann Castelli an.

Ich wollte mit Euch über Eure letzte Mission sprechen - und Eure künftige. Zuerst daher bitte Euren Bericht. Ihr hattet den Auftrag, ein toskanisches Fischerboot zurück nach Santo Stefano zu schleppen, nachdem es in unseren Fischgründen widerrechtlich fischte. Ich hörte, es soll sogar eine Angelrute beschädigt worden sein.

San Leone noch eins! Spannend!
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Benutzeravatar
Marcantonio Castelli
Möchte seine Fregatte
Möchte seine Fregatte
Beiträge: 10
Stadtteil: Città Nuova
Schicht: Patrizio
Beruf: Capitano
Gesinnung: Reaktionär

Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

Marcantonio wartete mit gespitzten Ohren, drückte dann nach der Aufforderung die Klinke, trat ein. Ein zackiger Salut folgte.

"Provveditore!"

Er blieb in einer angemessenen social distancing Entfernung stehen, blickte stramm geradeaus. Das Militär mochte den Ruf haben, zackig und Befehlstreu zu sein und einen großen Wert auf Floskeln und Gesten zu legen. Doch ähnliches galt für die Marine, mit ihrer noch viel längeren Tradition. Einst waren neben den Dogettieri die Fanti da Mar die Elitetruppen der Republik gewesen, die gefürchtete und disziplineirte Opponenten waren. Sowas lernte man auch heute noch in der Marineakademie und auf dem Schiff, wo eine strikte Rang- und Befehlsordnung herrschte.

"Vielen Dank, Provveditore. Pünktlichkeit empfinde ich nicht als Tugend, sondern als unabdingliches Merkmal eines Kapitäns!"

Sein strammer Wortlaut blieb, auch wenn Mascarpone bereits viel einladender, informeller wirkte. Marcantonio setzte sich und blickte dann seinen Vorgesetzten an. Manchmal wusste er nicht, wie er diesen Nobiluomo deuten sollte. Natürlich musste er ihn mit Respekt behandeln, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass der Provveditore ein zutiefst gelangweilter und von der Welt überfordeter Mann war. Wie ein Museumswärter, der kleine Schiffchen auf Karten herumschob - nur um sie herumgeschoben zu haben. Und auch die Unterschriften, die er kreuz und quer auf Dokumente setzte ... Marcantonios letztes Beförderung-Dokument hatte aus 70% Unterschrift und 20% bürokratischen Text bestanden. Und natürlich den restlichen 10% Schiffsbildnissen, die obligatorisch waren - so schrieb es das Ministerium für Dokumente der Marine vor. Zugegebenermaßen, es waren schöne Schiffe. Schiffe, die sich Palatina nicht leisten konnte. Bildnisse von Galeassen und Linienschiffen. Ironisch, aber eben bürokratisch gewollt.

"Ich darf berichten, dass es sich sogar um zwei Fischerboote handelte! Wir fanden sie kurz vor Formosa vor, eines auf Grund gelaufen an einer tückischen Sandbank, das zweite als Verstärkung begleitend. Nachdem wir einen diplomatischen Ausweg bevorzugten und und mit einem Beiboot dem auf Grund gelaufene Fischerboot näherten, kam es zu einem regen Wortgefecht, das darin endete, dass wir allesamt übereinkamen, das die Toskanische Sprache sehr weit von der Palatinischen abweicht und wir nicht sicher waren, was der Fischer uns sagen wollte. Danach vertauten wir das Fischerboot mit der Tarquinio-Semifreddo und zogen es von der Sandbank, woraufhin uns der Fischer mit einem leicht ranzigen Thunfisch entlohnte und nach unserer Aufforderung hin sich aus palatinischen Hoheitsgewässern entfernte."

Fasste Marcantonio das dramatische Zusammentreffen mit der feindlichen Armada zusammen, wobei er Details auslässt, die er nicht als sehr wichtig erachtet. Beispielsweise, dass es zwei Thunfische waren und eine Ladung Muscheln, die dadurch ergänzt wurde, dass einige Matrosen zusätzlich eine halbe Stunde auf der Sandbank nach hübschen Steinen suchen durften, die sie ihren Frauen als Souvenirs mitbringen durften. Seegänge waren selten geworden. Da nutzte man jede Gelegenheit.
"Não sou quem fui, não quero sê-lo novamente." - Vasco da Gama

Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Abenteuer! Wie lange war das her. Ach, was machte er sich vor. Schon zu seiner Zeit als Alfiere hatte man nur Spannendes von britischen Seeleuten gehört. Es ging in diesem Laden alles seinen geregelten Gang. Er selbst hatte die Debatte angestoßen, noch drei neue Diplome einzuführen, damit zwischen Alfiere-Abschluss und Kapitänsbeförderung genügend Zeit verging, damit die Veteranen in Ruhestand gingen oder aufstiegen, um so das Beförderungssystem einigermaßen am Laufen zu halten.

Aber ehrlich: befördert, wofür? Schiffe von Sandbänken runterziehen. Muschel- und Seetangproben sammeln. Postsendungen. Truppenverladungen. Valerio hatte in seinem ganzen Leben auf diesen Posten spekuliert, weil es Familientradition war. Es gab eine vornehme Vereinbarung unter den Nobili, dass sich die Semifreddo und Mascarpone auf die Marine konzentrieren durften, und andere Nobili sich dafür vornehm zurücknahmen. Im Gegenzug versuchten die beiden Familien nicht, in anderen Ämtern - beispielsweise als Richter - die wenigen Posten mit Prestige abspenstig zu machen.

Und dennoch: so langweilig vielleicht das Aufbringen eines toskanischen Kutters war - es war doch mehr, als Valerio hier erlebte. Es war unglaublich, dass man als de facto Chef der Marine so gut wie nie wieder eine Meeresbrise abbekam. Vielleicht war das der Grund, warum so viele Provveditori nach maximal fünf Jahren zurücktraten. Es ging dabei gar nicht um den noblen Gedanken, das Beförderungssystem nicht zu sehr auszulasten oder der jungen Generation den Posten zu überlasten. Nein. Man trieb schlicht der Gefahr entgangen, sich an diesem Schreibtisch zu Tode zu langweilen!


Vortrefflich, werter Castelli. Herausragende Arbeit.

lobt er, räuspert sich

Das erinnert mich daran, als ich noch auf See diente. Schöne Zeiten. Voller Abenteuer!

lügt er, dass sich die Planke der Serenissima biegt

Damals, 1779, im Amerikanischen Krieg, als Großbritannien gegen Spanien und Frankreich um Gibraltar stritt, und alle drei Länder ihre Flotten im Mittelmeer fahren ließen - ich sage Euch, da war es fast genau so gefährlich. Bis an die Zähne bewaffnete Galeonen und Fregatten. Auch hier, ganz in der Nähe, als der Stato dei Presidi aufrüstete und die Spanier Tiberina blockieren wollte.

Fast beinahe hätten wir einen Kanonenschlag aus der Ferne gehört!

Erklärt er dramatisch, wie man mal so etwas Ähnliches wie eine Kampfsituation mitbekam.
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Benutzeravatar
Marcantonio Castelli
Möchte seine Fregatte
Möchte seine Fregatte
Beiträge: 10
Stadtteil: Città Nuova
Schicht: Patrizio
Beruf: Capitano
Gesinnung: Reaktionär

Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

Das leichte Räuspern des Mascarpone war schon Zeichen genug - dem Provveditore schien diese Situation schon mehr abzuverlangen, als es ein Durchschnittstag tat. Eigentlich war es traurig, dachte sich Marcantonio. Traurig, dass ein so hoch dekorierter Seemann, ein Stratege ohnegleichen, in dieser Bürostube seine tage fristete. Ohne Aussicht auf Besserung - weiter hoch als bis zum Provveditore ging es nicht, seitdem es keinen Admiral mehr gab. Und dass es je wieder einen Admiral der Marine geben sollte? Eher noch würde ein Linienschiff erster Klasse hier im Arsenale vom Stapel laufen. Und dann wenige meter später im Rio auf Grund.

"Allergrößten Dank, Provveditore! Ich diene nur der Republik. Und hoffe, eines Tages ebenso ruhmreiche Abenteuer wie Ihr bestreiten zu dürfen!"

Der Castelli hatte selten aufregendes erlebt. Während seiner Ausbildung an der Marineakademie hatte er ein Jahr auch auf einem britischen Konvoischiff dienen dürfen - auf seinen besonderen Wunsch hin. Doch bis auf eine Umrundung Gibraltars und einigen Patrouillen, wo man in der Ferne französische Fregatten hatte sehen können, war nichts vorgefallen, das er erzählen konnte, als er nach Porto Vecchio zurückgekehrt war. Das Mittelmeer war nicht mehr das einst heiß umkämpfte Schlachtfeld des sechzehnten Jahrhunderts - die Osmanen hatten sich zurückgezogen seitdem sie nach dem großen Türkenkrieg immer weiter an Boden verloren hatten und auch mit Venedig keine Schlachten mehr zu gewinnen - oder verlieren - waren. Die großen Gefechte spielten sich in der Karibik ab. Im indischen Ozean. Im Kanal vor Calais.

"Provveditore, Ihr ließt mich auch rufen, weil Ihr von einem neuen Auftrag schriebt! Darf ich erfahren, wie ich der Republik und der Marine dienen kann!"

Jede Aussage stramm und direkt heraus. Selbst die Fragen klangen wie Feststellungen, wenn sie Marcantonio sprach.
"Não sou quem fui, não quero sê-lo novamente." - Vasco da Gama

Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

Für Sekunden weiten sich die Auge des Provveditore. Der Auftrag, ja, der Auftrag! Richtig, es gab etwas zut un. Etwas, das über die Beobachtung von Korallenriffen hinausging. Und er wollte, dass Castelli diese Mission bekam. Weil Castelli im Gegenzug ... ihm einen Gefallen tun konnte. Einen großen Gefallen. Aber einen, den er nicht ablehnen würde. Weil er wusste, dass sein Schicksal dann an seines geknüpft war. Nicht zu seinen Ungunsten.

Die Trägheit weicht. Mit Schwung breitet Mascarpone eine Seekarte des Mandragola-Archipels aus.


Es wird Euch gefallen, mein bester Castelli.

Er grinst gerissen. Bis eben hätte man ihm diese Verwegenheit nicht zugetraut. Das Wort "gefallen" haucht dunkel durch seine Kehle. So, als bereitete ihm die Idee Spaß, selbst das Kommando haben zu dürfen.

Hier!

Mascarpones Zeigefinger gräbt sich wie ein Stock in die Karte. Eine der vielen kleinen Eilande des Archipels wird von seinem Nagel gerissen.

Es gab vor drei Tagen wohl in der Nähe unseres Territoriums einen Zwischenfall zwischen einer französischen und einer britischen Brigg. Das britische Schiff sank in dem Gefecht, aber die Mannschaft konnte sich nach Mandragola retten. Wir nahmen sie natürlich freundlich auf.

Seine Zunge wetzt über die Lippen.

Das französische Schiff hat die Schlacht zwar gewonnen. Aber es war so gut wie nicht mehr seetauglich und kam in einen Sturm. Die Mannschaft verließ das kenternde Schiff. Unseren Informationen nach ist das Wrack an eines der Ufer gespült worden. An welche Insel ...

... das gilt es herauszufinden.
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Benutzeravatar
Marcantonio Castelli
Möchte seine Fregatte
Möchte seine Fregatte
Beiträge: 10
Stadtteil: Città Nuova
Schicht: Patrizio
Beruf: Capitano
Gesinnung: Reaktionär

Re: Die Admiralität

Beitrag von Marcantonio Castelli »

Marcantonios Augen weiteten sich, ein Funkeln war darin zu erkennen. Der plötzliche Elan, mit dem der Provveditore auf die Kartete deutete, vielversprechende Ansagen machte - das gefiel dem Capitano nur allzu sehr. Die Fahrt zum Fischerboot war kein Abenteuer gewesen - nicht mal eine Fußnote, wenn man ehrlich war. Eine Erkundungsmission, ja, das war schon etwas mehr nach seinem Gusto. Vor allem, wenn es die Aussicht auf französische Gefangene gab.

"Si, Provveditore! Die Tarquinio Semifreddo ist nicht umsonst das schnellste Schiff unserer Marine, eine ausgezeichnete Entscheidung, mir diese Mission zu überlassen!"

Der Capitano salutierte, stand auf. Sein Körper war von einem Kribbeln voller Vorfreude erfüllt. Bald würde er wieder das Wanken der See, die frische Brise der palatinischen Küstenregion und auch das Rauschen der Wellen an der Bordwand hören - nicht nur das sanfte Plätschern des Rio im Bassin.

"Welche genauen Instruktionen darf ich zum Auftrag notieren, Provveditore? Wann soll ich in See stechen?

Merkte man dem Capitano die Ungeduld förmlich an.
"Não sou quem fui, não quero sê-lo novamente." - Vasco da Gama

Benutzeravatar
Valerio Mascarpone
Spielzeugschiffverschieber
Spielzeugschiffverschieber
Beiträge: 41
Stadtteil: Città Antica
Schicht: Nobiluomo
Beruf: Provveditore da Mar
Gesinnung: Konservativ
Fraktion: Leonisti

Re: Die Admiralität

Beitrag von Valerio Mascarpone »

So früh wie möglich, Capitano. Spätestens morgen früh. Solltet Ihr noch irgendetwas in Palatina zu erledigen haben, so erledigt das umgehend.

Mascarpone kannte keinen Aufschub. Anderthalb Tage hatte die Nachricht gebraucht, um auf seinem Schreibtisch zu kommen. Wertvolle Zeit war bereits verstrichen. Der Provveditore macht klar, dass er keine Trödelei duldete.

Dann listet er auf.


Erstens: Schnellstmöglicher Aufbruch nach Mandragola.

Zweitens: Sucht in Pistacchio nach Informationen, die den Verbleib des französischen Schiffes betreffen.

Drittens: Findet das Schiff, hebt seine Ladung und verhaftet - wenn vorhanden - französisches Militärpersonal. Anders als die Briten haben französische Militärschiffe kein Ankerrecht in unseren Gewässern.

Er macht eine kurze Pause, sieht dann von der Karte auf.

Da ist noch etwas, das Ihr wissen solltet, Capitano. Es waren nicht die Franzosen, die das Feuer eröffnet haben.

Er überlässt es dem Kapitän, seine Schlüsse zu ziehen. Ganz offensichtlich waren die Briten der Aggressor in dieser Angelegenheit. Und im Grunde müsste sich die Marine neutral verhalten, da sie kein Kombattent im Koalitionskrieg war. Aber da ist mehr. Viel mehr.
Und dieses "Mehr" zu entdecken und sicherzustellen, das war nun Castellis Aufgabe.


Die Briten haben dem Schiff aufgelauert. Sie hatten offensichtlich ein besonderes Interesse daran. Vermutlich gab es an Bord eine besondere Fracht, welche die Navy sich sichern wollte. Wir wissen nur, dass es sich um eine große französische Brigg handelte, die von Korsika auf dem Weg nach Nizza war, aber um einem Sturm auszuweichen eine östliche Route einschlug ...

Er faltet die Hände, sieht Castelli durchdringend an.

Fragen?
Es gibt drei Dinge, meine jungen Herren, die Sie sich immer ins Bewusstsein rufen müssen. Erstens: Sie müssen immer Ihren Befehlen gehorchen. Zweitens: Sie müssen jeden Mann als Ihren Feind ansehen, der schlecht über Ihren König spricht. Drittens: Sie müssen die Franzosen wie den Teufel hassen. - Horatio Nelson

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste